Frankreich (Landgebiet)

Frankreichs noch junges nationalstaats-ähnliche Gebilde findet sich auf dem Behaim-Globus bereits angedeutet. Die einzelnen Herrschaften innerhalb des Königreichs sind nicht mehr erwähnt, die 'Hauptstadt'-Funktion von Paris indes wird mit markanter Inschrift und angrenzend plaziertem Königswappen unterstrichen. Allein der englische 'Brückenkopf' auf dem Kontinent, Calais und die erst 1489 von Frankreich zurückerworbene Bretagne sind mit markanten Inschriften hervorgehoben. Gleiches gilt für die Grafschaften Artois, Flandern und die Picardie, die erst nach dem Tode des burgundischen Herrschers Karls des Kühnen [1477] an Frankreich gefallen sind. Ob diese Darstellung auf fehlende Kenntnisse der aktuellen politischen Entwicklung beruht oder ob diese Gebiete angesichts der noch instabilen Teilung Burgunds zwischen dem Hause Habsburg und der französichen Krone extra gekennzeichnet sind, bleibt ungewiss. Für die zweite Interpretation spricht allerdings, dass das Herzogtum Burgund auf dem Globus schon gar nicht mehr erwähnt ist. Ausserdem hatte Martin Behaim seine Lehrjahre in Flandern verbracht, könnte also einiges Wissen über die dortigen komplizierten Machtverhältnisse vor Ort gesammelt haben. Die geographischen Details in der Darstellung Frankreichs indes bergen einige Fehler. So ist etwa der markante Golf von Saint-Malo nur zu erahnen, der steil nach Süden fallende untere Teil der französischen Atlantikküste ist auf dem Globus gewölbt gezeichnet, der Verlauf des Flusses Garonne bei Bordeaux ist von den realen Verhältnissen weit entfernt, die Mündung der Rhone und Lyon liegen auf ganz verschiedenen geographischen Längen.