Thijla

Titel
Thijla
Identifikator
Inschrift Thijla 11 1
Erhaltungszustand
Farbe
benennt
Moderne Lesung
Kommentar
Auch heute noch ist in der Forschung umstritten, wo die sagenumwobene Insel Thule wirklich geographisch anzusiedeln ist, was vor allem daran liegt, dass die Hauptquelle selbst sehr ungenau ist. Der griechische Seefahrer Pytheas von Massilia (ca. 330-300 v.Chr.) schrieb in einem heute verschollenen Werk von einer Insel, die "sechs Tagesfahrten nördlich von Britannien" liege. Diese Angabe wurde häufig von späteren Kartographen und Chronisten einfach übernommen, obwohl bereits Strabon die Erzählung des Pytheas anzweifelte. Der berühmte römische Historiker Tacitus (ca. 55-116) setzt Thule mit den Shettlandinseln gleich, dem Geschichtsschreiber Prokopius von Kaisareia (ca. 500-562) zufolge ist es in Skandinavien zu verorten und die Chroniken des irischen Mönches Dicuil (um 825) identifizieren Thule als das mittlerweile entdeckte Island. Auffällig ist, dass die Einordnung jeweils dem neuesten Stand der Entdeckungen folgt, ein Umstand, der verständlich wird, wenn man bedenkt, dass "ultima Thule" in späterer Zet sprichwörtlich für das Land am äussersten Nordrand der Welt wurde. Die jüngste und nach Meinung der Wissenschaft wohl plausibelste Verortung geschah 1911 durch den norwegischen Forscher Fridtjof Nansen (1861-1930), der Thule etwa auf der Höhe Trondheims in Norwegen vermutete. Die Unsicherheit in der Lage wie überhaupt das oberflächliche geographischen Wissen über Skandinavien spiegeln sich auch in der zeitgenössischen Kartographie wieder: Thule wird sehr unterschiedlich plaziert und oft - so scheint es - recht willkürlich. Auch die auf zahlreichen Portulanen und dem Behaim-Globus vor der schottischen Ostküste liegende Insel 'tilff' [oft auch 'tille' o. ä.] hat ihren Ursprung wahrscheinlich im Thule-Mythos.