Levante (Handel)

Schlagwort (Infotyp)
Handel
Titel
Levante
Identifikator
Handel Levante
Schlagwörter (Gattung)
Handelsrouten
Handelswaren
Als Levantehandel bezeichnet man den Warenaustausch mit der Levante, den Ländern um das östliche Mittelmeer bis zum Euphrat und Nil. Durch den Levantehandel wurden seit dem 11. Jahrhundert die Handelsverbindungen zwischen Europa und dem Orient hergestellt [LINK Naher Osten; Afrika - Ägypten und Nordafrika]. Orientwaren wie Seide, andere kostbare Stoffe, Baumwolle, Kamelhaar, Elfenbein, Porzellan, Farbstoffe, Gewürze, Parfüme, Arzneimittel, Perlen und Edelsteine gelangten somit über die von den Arabern kontrollierten asiatischen Karawanenwege - deren berühmteste die Seidenstraße war [LINK Asien, Ostasien]- oder über den Handel durch den Indischen Ozean zur Levante. Dort wurden sie häufig gegen Tuche oder andere in Europa erzeugte Produkte gehandelt.
Nachdem die arabische Mittelmeerherrschaft durch die Kreuzzüge gebrochen worden war, engagierten sich ab dem 11. Jahrhundert besonders die italienischen Städte Genua, Pisa, Venedig und Neapel im Levantehandel. Diese Handelsstädte errichteten Lagerhäuser und Kaufmannskolonien in byzantinischen und islamischen Häfen, wobei besonders Venedig und Genua durch den Mittelmeerhandel Reichtum und Macht anhäuften: So kauften venezianische Kaufleute in Ägypten und Syrien Gewürze aus Asien. Sie besaßen das Monopol in dem stark nachgefragten Gewürzhandel und hielten die Preise durch geringe Importmengen hoch. Im 15. Jahrhundert kontrollierten die Venezianer sogar zwei Drittel des Imports aus Ägypten. Auch die Zuckerlieferungen von den Inseln Zypern und Kreta standen unter venezianischem Monopol. Im 15. Jahrhundert versorgte Venedig Tripolis und Tunis mit Glas, Textilien, Kupfer und Korallen und erhielt im Gegenzug afrikanisches Gold. Genua dagegen verkaufte im 14. Jahrhundert Weizen und Sklaven an die östlichen Mittelmeerregionen und handelte mit billigen englischen Wollprodukten.
Die italienischen Kaufleute konnten ihre Stellung auch dann noch behaupten, als zum Ende des 13. Jahrhunderts wieder arabische Zwischenhändler im Levantegeschäft Fuß fassen konnten. Auf diese Zwischenhändler waren die Italiener dann angewiesen, als nach dem Zusammenbruch des Mongolenreiches 1368 die ausländerfeindliche Ming-Dynastie in China die Macht übernahm und der direkte Asienhandel der Europäer, der zwischen 1310 und 1340 seine Blüte erlebt hatte, unmöglich wurde [LINK Asien - Ostasien]. Der Bedeutungsverlust des Levantehandels setzte mit dem Vordringen der Osmanen im Mittelmeerraum ein, das mit dem Fall Konstantinopels 1453 seinen Höhepunkt erreichte. Nicht mehr aufzuhalten war der Niedergang des Mittelmeerhandels nach den europäischen Entdeckungen in Afrika und in Asien und der damit verbundenen Verlagerung der wichtigen Handelsströme in den Atlantik und den Indischen Ozean.