Jakob (Biographie)

Schlagwort (Infotyp)
Biographie
Titel
Jakob
Identifikator
Biographie Jakob
Biographie von
Schlagwörter (Gattung)
Frühchristentum
Heiliger
Wallfahrt
Bibliographische Quelle
KIMPEL (1974)
Über das Leben des heiligen Jakobus, einen der zwölf Jünger Jesu, gibt das Neue Testament nur spärlich Auskunft. So ist bekannt, dass Jakobus der ältere Bruder des Johannes Evangelista war und gemeinsam mit ihm von Jesus als Jünger berufen wurde [Evangelium des Matthäus 4,21]. Seine Enthauptung um das Jahr 44 durch den jüdischen König Herodes Agrippa, die in der Apostelgeschichte überliefert wird [12,2], machte Jakobus zum ersten Apostel-Märtyrer. Abgesehen von diesen vermutlich zuverlässigen Angaben sind mit seiner Person zahlreiche Legenden versponnen, die in einer hebräischen Aufzeichnung der Reisen und Wunder des Jakobus aus dem 5. Jahrhundert erstmals fassbar sind und im 6. Jahrhundert in das Lateinische übersetzt wurden. Dieser Text berichtet von Jakobus erfolgloser Predigttätigkeit in Spanien, die ihn zu seiner Rückkehr nach Jerusalem veranlasste.
Von großer Bedeutung wurde eine Erweiterung der Jakobus-Legende: Der Leichnam des Apostels soll von Engeln in einem Boot nach Nordspanien geleitet worden sein und sich dort der Stein, auf den sie ihn legten, in einen Sarkophag verwandelt haben. Dieser sei von Stieren in das Schloss der heidnischen Königin Lupa gebracht worden und dort nach deren Bekehrung beigesetzt worden. Während der Regierungszeit des Königs Alfonso II. [791-842] fand ein Hirte, der angeblich von einem Stern geführt worden war, in den Bergen einen Marmorsarg, dessen Inhalt für die Gebeine des Apostels Jakobus gehalten wurde. Am Fundort errichtete man eine Kapelle, die zwischen 1075 und 1128 zu einer Kathedrale ausgebaut wurde.
Der sich auf diese Legende berufende Kult um den heiligen Jakobus erhielt grosse Bedeutung für die Reconquista [dem spanischen Befreiungskampf gegen die Mauren], da die rasch einsetzende Wallfahrt eine gute Gelegenheit bot, Geldmittel zu erwerben. Santiago de Compostela, in deutscher Übersetzung Sankt Jakob vom Sternenfeld, entwickelte sich im Mittelalter nach Jerusalem und Rom zum drittwichtigsten christlichen Wallfahrtsziel, der heilige Jakobus gehörte somit gemeinsam mit den in Rom bestatteten Aposteln Petrus und Paulus zu den am intensivsten verehrten Heiligen. Um 1000 erreichte Santiago diese Bedeutung auch für Deutschland. Viele Pilgerstrassen führten dorthin, gesäumt von Kirchen, Kapellen, Klöstern und Hospizen, die Jakobus geweiht waren. Die Jakobspilger waren an einer besonderen Tracht gut zu erkennen, zu der auch das Muschelsymbol gehörte. Vor allem vom 10. bis zum 15. Jahrhundert blühte die Wallfahrt in ganz Europa.
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