Vertrag Von Tordesillas (Entdeckung)

Schlagwort (Infotyp)
Entdeckung
Titel
Vertrag Von Tordesillas
Identifikator
Entdeckung Vertrag Von Tordesillas
Schlagwörter (Gattung)
Diplomatie
Krieg
Papsttum
Bibliographische Quelle
BERNECKER (1993)
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Der am 7. Juni 1494 geschlossene Vertrag von Tordesillas bildete den Abschluss einer längeren Auseinandersetzung zwischen Portugal und Kastilien. Die Wurzeln reichen bis in das Jahr 1455 zurück, in dem Papst Nikolaus V. den Portugiesen in der Bulle 'Romanus Pontifex' unter anderem das Monopol für den Handel mit Afrika und die Besitzergreifung im Orient zusicherte.
Portugals Rivale auf der iberischen Halbinsel nahm den päpstlichen Monopolspruch in den 70iger Jahren des 15. Jahrhunderts nicht länger hin. Im März 1475 kam es dann zu ersten Zusammenstößen, ausgelöst durch die ungeklärte Erbfolge in Kastilien [Kastilischer Erbfolgekrieg]. Vier Jahre später, 1479, war Portugals König Alfonso V. nach mehreren militärischen Niederlagen zu Friedensverhandlungen bereit. Der Vertrag von Alcáçovas vom September 1479 regelte zum einen die aus dem Erbfolgekrieg resultierende Probleme und legte die Rivalität beider Mächte im Atlantik bei. Portugal gestand Kastilien den Besitz der Kanarischen Inseln zu, vermochte sich aber das Recht auf die Eroberung Nordafrikas und das 'Exklusivrecht' zur Schiffahrt südlich einer Linie, die knapp oberhalb des Nördlichen Wendekreises verlief.
Nach der Rückkehr des Kolumbus von seiner Entdeckungsfahrt nach Amerika, witterungsbedingt liefen seine spanischen Schiffe 1493 zuerst in Lissabon ein, beanspruchte Portugals Regent Joao II. mit dem Hinweis auf den Vertrag von Alcáçovas die entdeckten Inseln. Kastilien wandte sich nun an den Papst, der bereits früher von den Portugiesen wiederholt aufgefordert worden war, Vertragsinhalte mit Bezug auf Besitzrechte im Atlantik zu bestätigen. Papst Alexander VI. schlug eine neue Trennungslinie vor, die den Atlantik in Nord-Süd-Richtung zwischen Portugal und Kastilien aufteilen sollte.
Im Vertrag von Tordesillas einigte sich Joao II. mit dem spanischen Königspaar Isabella und Ferdinand II. auf eineweiter nach Westen verlegte Linie. Die westlich dieser Trennungslinie gelegene Zone wurde Kastilien zugesprochen, die östlich gelegene Portugal. Als Folge der erwähnten Verschiebung geriet ein Grossteil des heutigen Brasiliens doch noch in die Interessensphäre Portugals. Z einem Zeitpunkt, wo man zumindest offiziell noch gar keine Kenntnis von diesem Land hatte. Diese Merkwürdigketen nährten in Teilen der Forschung die These, das die Portugiesen bereits vor den Fahrten Amerigo Vespuccis auf dem südamerikanischen Festland gelandet seien. Der Vertrag, der für Kastilien eine erfolgreiche Revision des Vertrages von Alcáçovas darstellte, blieb bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts in Kraft. 1529 wurde der Beschluss von Tordesillas durch den Vertrag von Saragossa ergänzt, in dem die beiden Seemächte eine zweite Demarkationslinie zwischen den Molukken und den Philippinen festlegten.