Gemaelde (Rezeption-Kunst)

Schlagwort (Infotyp)
Rezeption-Kunst
Titel
Gemaelde
Identifikator
Rezeption-Kunst Gemaelde
Bibliographische Quelle
LOHREY (1989), S. 265-266
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Für die repräsentative Ausgestaltung des Kleinen Rathaussaales zu Nürnberg beschloss der Rat, eine Reihe von Gemälden ausführen zu lassen, die an die große Vergangenheit der Stadt erinnern sollten. Der Kunstschulprofessor Friedrich Wanderer, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts das künstlerische Leben Nürnbergs dominierte, führte die sechs Gemälde aus. Neben drei Einzelporträts und zwei Bildern, auf denen sich berühmte Söhne der Stadt ein Stelldichein geben, zeigt das Hauptgemälde 'Die Stadt Nürnberg als Bewahrerin der Reichskleinodien'. Auf diesem 201,5 x 503 cm messenden Ölgemälde auf Leinwand findet sich auch Martin Behaim.
In der Mitte des längsrechteckigen Gemäldes thront die Noris, die Verkörperung der Stadt Nürnberg in weiblicher Gestalt, zu deren Füßen Krone, Szepter, Schwert und Reichsapfel des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation liegen, die zwischen 1424 und 1796 in Nürnberg aufbewahrt worden waren. Zur linken Seite der Noris versammeln sich neben den Dichtern Hans Rosenplüt und Hans Sachs Vertreter der Reformation in Nürnberg. Zur Rechten der Noris sitzt am Bildrand Martin Behaim, dargestellt mit jugendlichem Gesicht und schulterlangem Haar, bekleidet mit enganliegenden, gestreiften Beinlingen, einem gemusterten Wams und Schnabelschuhen. Lediglich das Ordensband der Christusritter und das links von ihm lehnende Schwert weisen auf seinen Ritterstand hin. Seinen Blick richtet Behaim auf den rechts neben ihm stehenden Globus, der übrigens in Grösse und Darstellung nicht mit dem Original übereinstimmt. Auf diesen hat er den rechten Arm gelegt und ist im Begriff, eine Eintragung vorzunehmen. Hinter Behaim wickelt eine Gruppe Nürnberger und Venezianer Kaufleute ihre Geschäfte ab.
Die Person Behaims erinnert hinsichtlich ihrer Jugendlichkeit und der Haartracht an die älteste von ihm existierende Darstellung auf dem Totenleuchter von 1519. Da der Globus unter anderem bereits Aufnahme in die Denkmalsgestaltung für Martin Behaim fand, ist zu folgern, dass er im 19. Jahrhundert die Funktion eines Attributes bekommen hatte und somit das Erkennungszeichen Behaims geworden war. Bemerkenswert ist jedoch, dass Wanderer in Abweichung von Totenleuchter und Denkmal auf die Darstellung Behaims in Ritterrüstung verzichtet. Dies und seine Plazierung im Gemälde vor der Gruppe der Kaufleute weist darauf hin, dass das Rathausgemälde nicht den Erfinder des Globus oder den Entdecker neuer Landstriche, sondern vor allem die Bedeutung Behaims für den Nürnberger Fernhandel herausstellen möchte.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das linke Drittel des Bildes [193,5 x 162 cm] abgetrennt. Dieses Bildteil, Behaim und die Reformatoren zeigend, zierte heute eine Amtsstube. 1992 wurde es restauriert und in den Bestand der Stadtgeschichtlichen Museen aufgenommen.