Gama 1497 (Entdeckung)

Schlagwort (Infotyp)
Entdeckung
Titel
Gama 1497
Identifikator
Entdeckung Gama 1497
Schlagwörter (Gattung)
Seefahrt
Bibliographische Quelle
SCHMITT (1984), S. 126-134
Im Gegensatz zu den meisten vorangegangenen Afrika-Fahrten der Portugiesen ist uns die Expedition Vasco da Gamas durch ein minutiös geführtes Bord-Tagebuch [Roteiro] eines Teilnehmers in ihren Einzelheiten bekannt. Voraussetzungen für diese Unternehmung war die 1488 an der Südküste Afrikas abgebrochene Fahrt von Bartolomeu Dias und der 1494 mit Spanien besiegelte Vertrag von Tordesillas, in dem die Alte Welt der südlichen Hemisphäre zum portugiesischen Einflussgebiet erklärt worden war.
Vasco da Gama stach am 8. Juli 1497 mit zwei Karacken, einer Karavelle und einem Proviantschiff von Lissabon aus in See. Nachdem das Geschwader die Kapverdischen Inseln passiert hatte, wählte der Kapitän im Südatlantik eine küstenferne südwestliche Route. Der Grund für diese gewagte, erstmalige Abkehr vom 'Kapspringen' dürften die unfreundlichen Erfahrungen von Dias mit den Meeresgewalten vor der Südwestküste Afrikas gewesen sein; und Dias war an der Vorbereitung und Planung von Gamas Fahrt maßgeblichen beteiligt.
Ende November wurde das Kap der Guten Hoffnung umrundet, im März erreichten die Schiffe Mocambique, einen Monat später Mombasa. In beiden moslemisch geprägten Handelsmetropolen kommt es schnell zu Auseinandersetzungen mit den Einheimischen, die offenbar die Gefahr einer potentiellen Konkurrenz für ihren Handel mit Asien erkannten. Von Melinde aus wird der Indische Ozean in 23 Tagen überquert, das Ziel Calicut erreicht. In der Hafenstadt, Zentrum des asiatischen Gewürzhandels, lässt der Konflikt zwischen Portugiesen und den angestammten arabischen Händlern ebenfalls nicht lange auf sich warten. Die Ware der Europäer wird beschlagnahmt, Gamas Seeleute werden festgehalten. Im August verlässt das Geschwader fluchtartig Calicut. Das erste von nur zwei zurückkehrenden Schiffen erreicht im Juli 1499 Lissabon.
Für Gama war Auffindung des lange Zeit vergebens gesuchten Seeweges nach Indien ein riesiger Prestigeerfolg. Allerdings bezahlte er dafür einen hohen Preis: zwei Schiffe gingen verloren, mehr als die Hälfte der ursprünglich 150köpfigen Besatzung wurde durch Konflikte, Strapazen und Skorbut hingerafft.
Mit der erfolgreichen Expedition Gamas war eine neue Ära eingeleitet worden, die fortan die maritime Politik unter König Manuel I. bestimmten sollte: die Entschleierung der unbekannten Erdregionen - nicht selten einhergehend mit friedlichen Handelskontakten zu den Einheimischen - wich einem militantem Machtausbau. So fuhren allein zwischen 1501 und 1505 rund 80 portugiesische Schiffe mit 7000 Mann Besatzung nach Indien, um dort die macht- und handelspolitischen Interessen der künftigen Weltmacht zu wahren.