Afrika (Handel)

Schlagwort (Infotyp)
Handel
Titel
Afrika
Identifikator
Handel Afrika
Schlagwörter (Gattung)
Handelswaren
Handelswege
Bereits vor der europäischen Expansion nach Afrika bestand ein komplexes Netz aus Handelsbeziehungen zwischen den verschiedenen Teilen des Kontinents. Von besonderer Bedeutung für den Warenaustausch über lange Distanzen war der Transsaharahandel zwischen den südlich der Sahara gelegenen Regionen und dem Maghreb.
Die Blütezeit dieses Karawanenhandels war zwischen 1100 und 1500. Die in der Wüste beheimateten Nomadenstämmen transportierten mit ihren Dromedaren die Waren aus dem Landesinneren zu den Umschlagsplätzen an der Küste, von wo diese oftmals auch über das Mittelmeer nach Europa und Kleinasien weitergehandelt wurden. Die Durchquerung der Sahara dauerte ungefähr zwei Monate. Oasen waren daher wichtige Stationen im Transsaharaverkehr. Wichtigste Zielorte der Karawanenstraßen im Norden Afrika waren Ceuta, Fez, Algier und Tlemcen, Bône [heute: Annaba], Tunis, Tripolis und Kairo. Im Süden der Sahara, im westlichen Sudan, waren Timbuktu, Gao und Walata die Hauptzielorte für Karawanen. Walata nahm dabei als Treffpunkt von Schwarzafrikanern und arabischen Berbern eine besondere Rolle ein, Timbuktu war das bedeutendste Handelszentrum südlich der Sahara.
Das florierende Handwerk des Sudan und die reiche Landwirtschaft des Nigertals lieferten die Güter für den Saharahandel: Getreide, Textilien und Tierhäute wurden in den Norden transportiert. Auch Sklaven wurden aus dem Sudan nach Maghreb und Ägypten gebracht. Im Gegenzug importierten die reichen sudanesischen Städte hauptsächlich Luxusgüter wie Seide, Brokat und reich geschmückte Waffen aus dem Norden. Im Transsaharahandel nahm, wie auch in anderen Regionen Afrikas, Salz eine wichtige Stellung ein. Salz aus der Sahara war als Konservierungsmittel sehr teuer und diente für die Sudanesen sogar als Handelswährung geradeso wie Gold und Silber.
Ägypten und Nordafrika spielten im Fernhandel des Spätmittelalters eine wichtige Vermittlerrolle: Ab dem 12. Jahrhundert waren die muslimischen Reiche wirtschaftlich an Europa angebunden, die europäischen Produkte und Güter wurden im Tausch gegen die wertvollen Metalle Afrikas gehandelt, die bei den Kaufleuten im Mittelmeerraum so begehrt waren. Träger des Handels in Ägypten wie in den Städten des Maghreb waren reiche Handelsdynastien, die die Lieferungen der aus dem Süden kommenden Karawanen übernahmen. Zwischen diesen Städten bestand eine sehr große Rivalität, da die verschiedenen Dynastien versuchten, die zu den Goldreichtümern des Sudan führenden Transsahara-Routen zu kontrollieren.
Enorm war auch die Bedeutung Ägyptens als Drehscheibe im Gewürzhandel: Die kostbaren Gewürze aus Asien kamen über Aden nach Alexandria, Rosette und Damiette. Ausserdem wurden Seide, Elfenbein, Edelsteine und andere Luxusgüter aus Indien, China, Südostasien und Ostafrika nach Ägypten gebracht und von dort nach Venedig, Genua und Pisa transportiert. Die italienischen Handelsstädte lieferten Holz für den Schiffbau, Eisen, Wolle und Weizen nach Ägypten.
Bis in die Antike reichten die Handelskontakte zwischen der westafrikanischen Küste und den afrikanischen Mittelmeerländern zurück. Gold und Sklaven aus dem westlichen Schwarzafrika wurden mit Hilfe von Karawanen gegen Salz, Pferde, Stoffe und andere Güter aus Nordafrika gehandelt und standen dort -über den Handel mit Nordafrikanern - auch den Europäern zur Verfügung. Nach ihren Entdeckungen an der westafrikanischen Küste versuchten die Portugiesen im 15. Jahrhundert diese alten Strukturen des Transsaharahandels zu verdrängen und die Warenströme an die Küste zu verlagern. Den Portugiesen gelang dieses Vorhaben jedoch nur teilweise. Auch zwischen den äquatornahen Regenwaldregionen und den sich nördlich daran anschließenden Savannen bestanden Handelsbeziehungen, wenn es auch unklar ist, wie intensiv diese waren. Als Mittler zwischen diesen Gebieten traten die Hausa, ein auf Handel spezialisierter Stamm aus dem Zentralsudan.
Die Ostküste des Kontinents nahm eine wichtige Vermittlerrolle im Weltsystem des vorneuzeitlichen Handels ein: Ab dem 7. Jahrhundert gewinnen die Araber an der ostafrikanischen Küste zunehmend an Einfluss. Auf der Basis ethnisch gemischter Gesellschaften aus Einheimischen, Arabern und Asiaten bilden sich einige mächtige Handelsstädte und -territorien heraus, deren wirtschaftliches und politisches Standbein der regelmäßige Handelsaustausch mit Indien, China und der südostasiatischen Inselwelt ist. Der Handelsort Kilwa [port.: Quiola] etwa kontrolliert im Spätmittelalter zunehmend den Handel mit Gold aus dem südwestlichen Hinterland, das legendäre Monomotapa-Reich im heutigen Zimbabwe hat zwischen 900 und 1500 dank seiner reichen Goldvorkommen eine Blütezeit. Weitere bedeutende Handelsstädte waren: Mombasa, Sofala, Malindi [port.: Melinde]. Neben Gold waren Kupfer, Elfenbein, Rhinozeros-Hörner und Schildpatt [abgelöste Hornplatten vom Panzer der Schildkröten] die wichtigsten Exportgüter Ostafrikas. Die asiatischen Schiffe hingegen liefen beladen mit Textilien, Glaswaren und Gewürzen in den ostafrikanischen Häfen ein. Nachdem die Portugiesen 1498 erstmals Afrika umrundet hatten, besetzten sie - überwiegend mit brachialer Gewalt - zu Beginn des 16. Jahrhunderts die wichtigsten strategischen Punkte des Handels im Indischen Ozean. Nach wenigen Jahrzehnten waren die zuvor mächtigen Handelsstädte und Reiche dem sich herauskristallisierenden portugiesischem Kolonial-System unterworfen.