Afrika (Entdeckung)

Schlagwort (Infotyp)
Entdeckung
Titel
Afrika
Identifikator
Entdeckung Afrika
Schlagwörter (Gattung)
Antike
Seefahrt
Bibliographische Quelle
SCHMITT (1984), S. 41-50
Die Entschleierung Afrikas war im wahrsten Sinne des Wortes ein Jahrhundertwerk, dem jedoch im Gegensatz zu zahlreichen anderen Unternehmungen im Zuge der europäischen Expansion von Beginn an ein systematisch verfolgtes Konzept zugrunde lag. Noch zu Beginn des 15. Jahrhunderts waren die Kenntnisse der Europäer über den Kontinent nur rudimentär, basierten überwiegend auf Handelskontakte mit Nordafrika und der antiken Geographie. Das Wissen des Altertums bezog sich jedoch weitgehend auf die nördlichen Küstenregionen, vage Informationen über die unbekannten Gebiete Afrikas bildeten den Stoff für zahlreiche Mythen und Legenden von Fabelwesen.
Finanziert und engagiert wurden die meisten Entdeckungsfahrten an der afrikanischen Westküste vom portugiesischen Königshaus - namentlich in ihrer frühen Phase von Heinrich dem Seefahrer und am Ende von König Joao II.. Das Engagement der Krone basierte im Wesentlichen auf vier Motive:
- die Unternehmungen sollten Schritt für Schritt den vermuteten östlichen Seeweg nach Asien erschließen, um später die arabischen Zwischenhändler im lukrativen Gewürzhandel mit Fernost ausschalten zu können [wobei es umstritten ist, ob diese Zielsetzung von Beginn an bestand oder sich erst im Verlauf der Ereignisse herauskristallisiert hat];
- neue Handelsmärkte sollten erschlossen, die Getreideversorgung sichergestellt und ein direkter Kontakt unter Umgehung des nordafrikanischen Karawanenhandels zu den vermuteten Goldreichen am Südrand der Sahara hergestellt werden;
- der in Afrika vermutete legendäre Priesterkönig Johannes sollte für ein Bündnis gegen die Mauren gewonnen werden;
- die heidnischen Eingeborenen sollten missioniert werden, wobei dieses in den Quellen gern überstrapazierte Motiv sicherlich eine bequeme Legitimierung war, die Ernsthaftigkeit dieses Ansinnens allerdings auch bei kritischer Quellenbewertung nicht von der Hand zu weisen ist.

Folgend die wichtigsten Stationen des sogenannten 'Kapspringens' der Portugiesen, dem küstennahen Herantasten an immer neue Landgebiete.

1415: Die Portugiesen erobern Ceuta, ihren ersten Stützpunkt auf dem afrikanischem Kontinent. Heinrich der Seefahrer organisiert und finanziert die ersten Entdeckungsfahrten.
1434: Erst im 14. Anlauf gelingt es Gil Eanes, die 'psychologische Barriere' des Kap Bojador zu überwinden.
1443: Heinrich der Seefahrer erhält von der Krone das Monopol für den Handel südlich des Kap Bojador, der Sklavenhandel gewinnt an Bedeutung.
1444: Dinis Dias erkundet das Mündungsgebiet des Senegal und dringt bis zum Kap Verde vor.
1446: Nuno Tristão erreicht die Mündung des Gambia.
1448 [ca.]: Die Portugiesen errichten den befestigten Handelsstützpunkt Arguim.
1455/56: Die parallel verlaufenden Expeditionen von Alvise da Ca'da Mosto und Antoniotto Usodimare in das Mündungsgebiet des Gambia markieren den Beginn einer neuen Strategie, die bislang recht aggressiven und von zahlreichen Scharmützeln mit Einheimischen begleiteten Expeditionen weichen immer mehr einer auf friedlicher Koexistenz abzielenden Handelspolitik.
1461/62 [ca.]: Pedro de Sintra erreicht die Küste von Sierra Leone, ein schwunghafter Handel mit dem Malaguettapfeffer setzt ein.
1469: Die Krone verpachtet den Guineahandel für sechs Jahre an den Kaufmann Fernão Gomes.
1470: Die Portugiesen erreichen die Goldküste, ein reger Tauschhandel mit dem Edelmetall beginnt.
1472: Lopo Goncalves überquert als erster Europäer den Äquator.
1474/75 [ca.]: Ruy de Sequeira erreicht das Kap Santa Catarina, als Folge des Kastilischen Erbfolgekrieges (1475-79) stockt das Tempo der Entdeckungen. 1482: An der Guineaküste wird die portugiesische Handelsfestung São Jorge da Mina errichtet. 1482-84 [ca.]: Diogo Cao gelangt auf seiner ersten Expedition bis unterhalb des Zaire, wenige Jahre später folgen die ersten Missionsversuche im Kongo.
1485/86 [ca.]: Auf seiner zweiten Fahrt erreicht Cao das Kaap Kruis.
1487/88: Bartolomeu Dias umfährt das Kap der Guten Hoffnung, muss seine Expedition aber abbrechen; die königlichen Gesandten Afonso de Paiva und Pero de Covilha sollen über Kairo die Routen des Gewürzhandels erkunden.
1494: Im Vertrag von Tordesillas wird Afrika der Einflußsphäre Portugals zuerkannt.
1497-99: Erst zehn Jahre später wird Indien durch die Expedition von Vasco da Gama erreicht, möglicherweise gab es zwischenzeitlich Geheimfahrten der Portugiesen im Südatlantik.
1498-1507: Die wichtigsten ostafrikanischen Handelsstädte wie Mocambique, Kilwa, Melinde oder Mombasa werden von den Portugiesen mit äusserster Brutalität unterworfen.