Hie In Disen Pergen

Titel
Hie In Disen Pergen
Identifikator
Legende Hie In Disen Pergen 14 1
Schlagwörter
Geographie
Handschrift
Bastarda
Original
Erhaltungszustand
Lesbar
Farbe
Rot
Moderne Lesung
Text
hie In disen perg~e pergen: Gebirge, Bergen l^une geheissen so ent[p!]springt der flus nylus oder gi[non?] verdorben. Es ist der Fluss Geon gemeint, nach urchristlicher Anschauung einer der vier Paradiesflüsse. genannt
Historische Lesung
Text
hie in diesen pergen Luna geheiſſen ſo | entſpringt der fluß Nilus , oder Gion | gena_nt .
Text
hie in diſen pergen | luna geheiſſen | ſo entſpringt der | flus nilus oder ginon | genant
Text
lune Jn dieſen gebürg | lune geheiſſen | entspringt der Nilus | od. Ginon genant .
Text
hie In diesen pergen lune geheissen so entspringt der flus nilus oder gion genant
Text
hie in diſen perge lune geheiſſen | ſo entſpringt der flus nilus oder ginon | genant .
Kommentar
Nach der antiken Vorstellung fliesst das Schmelzwasser aus den Mondbergen, lune montes, in zwei Seen. Diese lassen sich mit dem heutigen Viktoriasee und dem Tanganjikasee identifizieren. Aus diesen Binnengewässern entspringen die Quellflüsse des Nils. Mit der Frage nach den Quellen des Nil beschäftigten sich zahlreiche antike und mittelalterliche Gelehrte, genauere Kenntnisse waren jedoch nicht vorhanden. So vermutete der römische Naturforscher Plinius im 1. Jahrhundert n. Chr. in seinem einflussreichen Werk Historia Naturalis, dass der Fluss im Westen Mauretaniens entspringe. Zutreffender war der Lokalisierungsversuch des griechischen Geographen Ptolemäus, der die Mondberge im Süden Afrikas als Ausgangspunkt des Nil annahm. Eine weitere Interpretation vermutete das Rote Meer als Quelle des Flusses. Neben antiken Schriftquellen waren auch biblische Vorstellungen maßgeblich, die von der Identität des Nils mit Geon, einem der vier Paradiesflüsse, ausgingen. Da die Quellen des Nils folglich im Paradies liegen mussten, behalf man sich mit der Annahme unterirdischer Flußverläufe, die es nicht möglich machten, den tatsächlichen Ursprung zu eruieren. Bis zum 15. Jahrhundert dominierte im christlichen Abendland die von Plinius überlieferte Theorie der im Westen gelegenen Nilquellen. Mit der Ptolemäus-Renaissance am Ende des Mittelalters begann man dessen Auffassung größere Aufmerksamkeit zu schenken. In der Kartographie jener Zeit wurde die Darstellung von Nilquellen und Mondbergen zu einem Topos, der auf keiner Weltdarstellung fehlen durfte.