Denkmal (Rezeption-Kunst)

Schlagwort (Infotyp)
Rezeption-Kunst
Titel
Denkmal
Identifikator
Rezeption-Kunst Denkmal
Bibliographische Quelle
BRAEUNLEIN (1992A), S. 117-134
verbundene Personen
verbundene Orte
Der Vorschlag zur Errichtung des heute noch existierenden Behaim-Denkmals in Nürnberg ging von dem damaligen Bürgermeister Otto Freiherr von Stromer [1831-1891] aus, der auch bereits die Anregung gab, die Statue Behaims durch die Figuren der Wissenschaft und des Handels begleiten zu lassen. Obwohl die Planung des Denkmals bereits 1884 aufgenommen wurde, gingen der eigentlichen Aufstellung langjährige Diskussionen über Material, Aufstellungsort und Darstellungsweise voraus.
Maßgeblichen Einfluss übte der sehr anerkannte Nürnberger Professor für kunstgewerbliches Zeichnen, Friedrich Wanderer, aus, so dass dem offiziellen Schöpfer des Denkmals, dem Bildhauer Johann Rößner, nur mehr eine ausführende Funktion zukam. Letztlich entschied sich die für die Aufstellung verantwortliche Kommission gegen ein Marmorstandbild und für die kostengünstigere Ausführung in Bronze. Als Standort einigte man sich auf den innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer liegenden Theresienplatz, was wiederum dazu führte, dass die Statue Behaims mit Rücksicht auf die mittelalterliche Tradition der Stadt neugotisch ausgeführt wurde.
Auf einem vierstufigen Unterbau erhebt sich der Sockel des Denkmals, dessen Mittelteil hochrechteckig erhöht ist und als Standfläche für die Behaimfigur dient. Vorder- und Rückseite dieses Mittelteils sind mit wappengeschmückten Reliefs [Relief: Bildfeld, bei dem die Figuren aus der Fläche hervortreten] versehen, deren Inschriften an die Lebensdaten Behaims beziehungsweise die Denkmalserrichtung erinnern. Der gotische Formenschmuck der Reliefrahmung sowie des Sockels überhaupt vermittelt die gewünschte Mittelalterlichkeit.
Mit dem Rücken an das Sockelmittelteil gelehnt, sitzt rechts die Wissenschaft in Gestalt einer Frau, die durch aufgeschlagene Bücher den Bezug zu dem Mathematiker Regiomontanus, dem angeblichen Lehrer Behaims herstellt. Links ist gleichfalls als weibliche Figur der Handel dargestellt. Behaim selbst wird als Ritter mit schulterlangem Haar, Kettenhemd, Rüstung, Umhang und dem Ordenskreuz der Christusritter präsentiert. Mit der linken Hand hält er den Griff seines nach unten gerichteten Schwertes, mit der rechten, die auf dem neben ihm stehenden Globus ruht, einen Schreibgriffel. Der Globus ist dem originalen Erdapfel nachempfunden, der sich zur Entstehungszeit des Denkmals im Besitz der Familie Behaim befand. Diese hatte auch eine wohl aus dem 18. Jahrhundert stammende, heute verlorene Darstellung Behaims als Vorlage für das Standbild zur Verfügung gestellt, die sich vermutlich an der Darstellung auf dem 1519 gestifteten Totenleuchter orientierte. Das Behaim-Standbild folgt also, um historische Exaktheit bemüht, der überlieferten Darstellungsweise des Globusschöpfers.
Das am 17.9.1890 enthüllte Denkmal hatte Kosten im Wert von 36 000 Mark verursacht und war ausschliesslich vom städtischen Kunstfonds finanziert worden. Seine Entstehung ist in die Reihe von anderen Denkmälern, wie beispielsweise des Albrecht-Dürer- oder Hans-Sachs-Denkmals, einzuordnen. Diese Denkmäler sollten an die große Bedeutung Nürnbergs als spätmittelalterliches Zentrum des Handels, der Kunst und Wissenschaft erinnern und gleichzeitig einen Beitrag zur Wiederbelebung vergangener Größe leisten.