Buchwesen (Humanismus)

Schlagwort (Infotyp)
Humanismus
Titel
Buchwesen
Identifikator
Humanismus Buchwesen
Schlagwörter (Gattung)
Bibliothek
Buchdruck
Handwerk
Als Handelsstadt, wo sich europäische Fernstrassen kreuzten, war Nürnberg zugleich ein Nachrichtenzentrum. Die älteste Papiermühle nördlich der Alpen, die 1370 von Ulman Stromer an der Pegnitz gegründet wurde, die bereits im Mittelalter in den Klöstern der Stadt tätigen Buchbinder sowie die zahlreichen, weithin geschätzten Handwerker (Goldschmiede, Holzschneider) boten auch für den Buchdruck ideale Voraussetzungen.
Neben den zahlreichen Druckern, die nur mit einigen wenigen, zum Teil aber doch für die Wissenschaftsgeschichte bedeutenden Werken an die Öffentlichkeit traten, hat sich um die Produktion und Verbreitung von Druckwerken insbesondere der Drucker Anton Koberger verdient gemacht. Mit einer gut ausgerüsteten, leistungsfähigen Druckwerkstatt und Handelsbeziehungen, die sich über ganz Europa erstreckten, schaffte er es, einen grossen Marktanteil für die von ihm herausgebrachten ca. 250 Titel überwiegend theologischen, juristischen und philosophischen Inhalts über viele Jahre hinweg für sich beanspruchen zu können.
Doch nicht erst seit dem Jahre 1470, in dem Nürnberg erstmals als Druckort dokumentiert ist, erwacht in der Stadt das Interesse am Buch. Zuvor existierten bereits diverse Privatbibliotheken sowie zahlreiche Klosterbibliotheken, deren Buchbestände sich bei weitem nicht nur auf religiöse Themenkreise beschränkten. Die Anfänge der Ratsbibliothek Nürnbergs sind durch eine Ausleihurkunde aus dem Jahre 1370 belegt. Werke, die historisches und geographisches Wissen vermitteln, finden sich in nahezu allen Bibliotheken und werden im Zuge des aufkommenden Humanismus vermehrt auch gedruckt.
1484 erschien z.B. bei Anton Koberger in Erstauflage das dreibändige Chronicon des Italieners Antoninus Florentinus. Besonders bemerkenswert ist, dass der Nürnberger Drucker Friedrich Creussner die Reiseerzählungen des Marco Polo im Jahre 1477 in deutscher Übersetzung druckte. Daran lässt sich erkennen, dass das Interesse an diesem Thema auch Leserkreise ansprach, die nicht mit der Gelehrtensprache Latein vertraut waren. Auch die in deutscher Sprache mit dem Titel 'Cosmographia Ptolomei Dewtsch' bereits Ende des 15. Jahrhunderts erschienene Bearbeitung der Geographie des Ptolemäus dokumentiert das rege Interesse an der Geographie. Dieses Werk mit der ersten gedruckten Weltkarte in planiglober Projektion wurde vermutlich von Georg Stuchs gedruckt.