Ueberblick (Handel)
Schlagwort (Infotyp)
Handel
Titel
Ueberblick
Identifikator
Handel Ueberblick
Schlagwörter (Gattung)
Handelsrouten
Handelswaren
Spricht man vom Handel im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit, so muss man sich vergegenwärtigen, dass sich der Austausch von Waren auf verschiedenen geographischen Ebenen vollzog, die eng miteinander vernetzt waren: als lokaler Handel innerhalb eines Ortes oder zwischen nahe gelegenen Orten, als Binnenhandel innerhalb eines Landes und als Fernhandel zwischen Ländern und Kontinenten. Es ist dabei keineswegs übertrieben, von einem spätmittelalterlichen Welthandelssystem zu sprechen.
Der Ausbau des europäischen Fernhandelsstraßen- und Seewegesystems war zu Beginn des 15. Jahrhunderts so weit gediehen, dass die verschiedenen europäischen Regionen in ständiger Verbindung miteinander standen und untereinander Handel betreiben konnten [LINK Europa, Strukturen des Fernhandels]. Im Norden Europas verliefen die Fernverkehrsstränge des hansischen Handels [LINK Europa, Bedeutung der Hanse] überwiegend in Ost-West-Ausrichtung, während im Süden Europas die ebenfalls von Osten nach Westen verlaufende Achse des Mittelmeerhandels den Fernhandel dominierte [LINK Europa, Bedeutung des Levantehandels]. Beide Fernhandelsachsen waren durch große Wasser- und Kontinentalstraßen quer durch Europa miteinander verbunden. Der europäische Binnenhandel blieb bis zum Ende des 15. Jahrhunderts an diesen beiden Hauptlinien orientiert.
Europa war sowohl an den großen asiatischen Wirtschaftsraum als auch an die afrikanischen Märkte angebunden. Die Kontakte zwischen Europa und Asien auf dem Land- wie auf dem Seeweg besaßen dabei eine lange, bis in die Römerzeit zurückreichende Tradition. Wobei das Handelsverhältnis ungleichgewichtig war, da auf den asiatischen Märkten europäische Waren weniger nachgefragt wurden als umgekehrt. Der Handel mit Asien wurde seit dem dritten nachchristlichen Jahrhundert zunehmend von arabischen Kaufleuten dominiert, so dass die Warenumschlagplätze in Ägypten [LINK Afrika, Ägypten und Nordafrika] und dem Nahen Osten [LINK Asien, Naher Osten] äusserst wichtig für die Vermittlung der asiatischen Waren an die italienischen Fernhandelskaufleute waren und Afrika vom 12. bis zum 16. Jahrhundert als Kreuzungspunkt des interkontinentalen Handels fungierte. Über die Mittelmeeranrainer gelangten auch die afrikanischen Handelsgüter nach Europa, ausschlaggebend hierfür waren die Handelsverbindungen der Europäer mit dem Maghreb.
Levante und Hanse erlitten durch die türkische Blockade, die nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 den Handel nach Osten sperrte, einen Bedeutungsverlust, der später durch die Entdeckung der Neuen Welt noch verstärkt wurde. An ihre Stelle traten zunächst die Portugiesen, für die diese Blockade einer von vielen Beweggründen zur Erkundung neuer Handelswege war. Im Zuge ihrer Entdeckungsfahrten entlang der westafrikanischen Küste bis nach Indien wurden Handelsstützpunkte errichtet und unter Umgehung des arabischen Zwischenhandels ein direkter Austausch von Waren aufgenommen [LINK Europa, Fernhandel und Expansion]. Mit der Monopolstellung der Portugiesen im Fernhandel erhielt die Präsenz der Europäer in Afrika und Asien eine neue Qualität, die sich nach dem Niedergang dieser Stellung Ende des 16. Jahrhunderts unter den verschiedensten nationalen Vorzeichen bis in das 20. Jahrhundert hinein fortsetzen sollte.
Auch ausserhalb des europäischen Blickwinkels wurde natürlich Handel in verschiedenen Erscheinungsformen betrieben. Innerhalb des afrikanischen Kontinents entwickelten sich die Beziehungen zwischen den einzelnen Regionen gleichmäßig, wobei verschiedene Formen des organisierten Handels existierten. Wichtig für die Versorgung der nordafrikanischen Region mit Gütern aus dem Inneren des Kontinents war der Karawanenhandel durch die Sahara [LINK Afrika - Transsaharahandel], der die Verbindung mit den südlich der Sahara gelegenen Landesteilen sicherstellte und vor allem die Reichtümer des Sudan, wie zum Beispiel Gold, nach Norden beförderte. Auch die afrikanische Atlantikküste [LINK Afrika - Afrikanische Atlantikküste] war durch ein Wegenetz an den Sudan angebunden und stand auch mittels Karawanenhandel in Verbindung zu den Länder des Maghreb. Die Ostküste des Kontinents war dagegen auf den Handel mit Asien ausgerichtet. Handelsgüter aus Zentralafrika, wie Gold oder Salz, wurden zu den Häfen Ostafrikas gebracht und von dort aus über den Seeweg nach Arabien, Indien oder China gehandelt. Auch südafrikanische Waren nahmen diesen Weg [LINK Afrika - Ost-, Zentral- und Südafrika]. Südlich des Äquators existierte kein muslimischer Einfluss auf den Handel, unabhängig davon besass der Handel jedoch auch hier einen beachtlichen Stellenwert.
Bei der Betrachtung des asiatischen Handels erscheint eine Einteilung in Regionen ebenfalls sinnvoll. Mittels eines ausgeprägten Binnen- und Küstenhandels [LINK Asien - Indien, Binnen- und Küstenhandel] erfolgte der Warenumschlag innerhalb des indischen Subkontinents, der als Drehscheibe des Handels nach Westen und Osten von großer Bedeutung war [LINK Asien - Indien, Überseehandel]. Während Indien nach Westen hin mit Ostafrika Handel trieb und über den Nahen Osten Kontakt zu den europäischen Märkten hatte, war nach Osten besonders der Austausch mit Südostasien, vor allem für den Gewürzhandel, [LINK Asien, Südostasien] unverzichtbar. Aber auch der ostasiatische Raum, China und Japan, war in das Handelsnetz Asiens eingebunden. [LINK Asien, Ostasien].
Eine Aufteilung der Thematik erscheint angesichts des komplizierten Beziehungsgeflechtes sinnvoll und notwendig. In einem ersten Schritt sollen daher, getrennt nach Kontinenten, die Strukturen des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Fernhandels, seine Entwicklung, Schwerpunktverlagerungen und Handelswege dargelegt werden. Dabei soll der Blickwinkel nacheinander von Europa nach Afrika und Asien verschoben werden, der Binnenhandel ebenso wie der Aussenhandel Beachtung finden. In einem weiteren Teilabschnitt soll das Augenmerk auf Vorkommen und Bedeutung der wichtigsten Fernhandelsgüter gerichtet werden. Kostbarkeiten wie Gewürze [LINK Gewürze], Tierprodukte [LINK Tierprodukte], Gold [LINK Gold] und Sklaven [LINK Sklaven] waren nicht zu unterschätzende materielle Verlockungen, all die Mühen und oft lebensbedrohlichen Gefahren auf sich zu nehmen, die für den spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handel charakteristisch waren.
Der Ausbau des europäischen Fernhandelsstraßen- und Seewegesystems war zu Beginn des 15. Jahrhunderts so weit gediehen, dass die verschiedenen europäischen Regionen in ständiger Verbindung miteinander standen und untereinander Handel betreiben konnten [LINK Europa, Strukturen des Fernhandels]. Im Norden Europas verliefen die Fernverkehrsstränge des hansischen Handels [LINK Europa, Bedeutung der Hanse] überwiegend in Ost-West-Ausrichtung, während im Süden Europas die ebenfalls von Osten nach Westen verlaufende Achse des Mittelmeerhandels den Fernhandel dominierte [LINK Europa, Bedeutung des Levantehandels]. Beide Fernhandelsachsen waren durch große Wasser- und Kontinentalstraßen quer durch Europa miteinander verbunden. Der europäische Binnenhandel blieb bis zum Ende des 15. Jahrhunderts an diesen beiden Hauptlinien orientiert.
Europa war sowohl an den großen asiatischen Wirtschaftsraum als auch an die afrikanischen Märkte angebunden. Die Kontakte zwischen Europa und Asien auf dem Land- wie auf dem Seeweg besaßen dabei eine lange, bis in die Römerzeit zurückreichende Tradition. Wobei das Handelsverhältnis ungleichgewichtig war, da auf den asiatischen Märkten europäische Waren weniger nachgefragt wurden als umgekehrt. Der Handel mit Asien wurde seit dem dritten nachchristlichen Jahrhundert zunehmend von arabischen Kaufleuten dominiert, so dass die Warenumschlagplätze in Ägypten [LINK Afrika, Ägypten und Nordafrika] und dem Nahen Osten [LINK Asien, Naher Osten] äusserst wichtig für die Vermittlung der asiatischen Waren an die italienischen Fernhandelskaufleute waren und Afrika vom 12. bis zum 16. Jahrhundert als Kreuzungspunkt des interkontinentalen Handels fungierte. Über die Mittelmeeranrainer gelangten auch die afrikanischen Handelsgüter nach Europa, ausschlaggebend hierfür waren die Handelsverbindungen der Europäer mit dem Maghreb.
Levante und Hanse erlitten durch die türkische Blockade, die nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 den Handel nach Osten sperrte, einen Bedeutungsverlust, der später durch die Entdeckung der Neuen Welt noch verstärkt wurde. An ihre Stelle traten zunächst die Portugiesen, für die diese Blockade einer von vielen Beweggründen zur Erkundung neuer Handelswege war. Im Zuge ihrer Entdeckungsfahrten entlang der westafrikanischen Küste bis nach Indien wurden Handelsstützpunkte errichtet und unter Umgehung des arabischen Zwischenhandels ein direkter Austausch von Waren aufgenommen [LINK Europa, Fernhandel und Expansion]. Mit der Monopolstellung der Portugiesen im Fernhandel erhielt die Präsenz der Europäer in Afrika und Asien eine neue Qualität, die sich nach dem Niedergang dieser Stellung Ende des 16. Jahrhunderts unter den verschiedensten nationalen Vorzeichen bis in das 20. Jahrhundert hinein fortsetzen sollte.
Auch ausserhalb des europäischen Blickwinkels wurde natürlich Handel in verschiedenen Erscheinungsformen betrieben. Innerhalb des afrikanischen Kontinents entwickelten sich die Beziehungen zwischen den einzelnen Regionen gleichmäßig, wobei verschiedene Formen des organisierten Handels existierten. Wichtig für die Versorgung der nordafrikanischen Region mit Gütern aus dem Inneren des Kontinents war der Karawanenhandel durch die Sahara [LINK Afrika - Transsaharahandel], der die Verbindung mit den südlich der Sahara gelegenen Landesteilen sicherstellte und vor allem die Reichtümer des Sudan, wie zum Beispiel Gold, nach Norden beförderte. Auch die afrikanische Atlantikküste [LINK Afrika - Afrikanische Atlantikküste] war durch ein Wegenetz an den Sudan angebunden und stand auch mittels Karawanenhandel in Verbindung zu den Länder des Maghreb. Die Ostküste des Kontinents war dagegen auf den Handel mit Asien ausgerichtet. Handelsgüter aus Zentralafrika, wie Gold oder Salz, wurden zu den Häfen Ostafrikas gebracht und von dort aus über den Seeweg nach Arabien, Indien oder China gehandelt. Auch südafrikanische Waren nahmen diesen Weg [LINK Afrika - Ost-, Zentral- und Südafrika]. Südlich des Äquators existierte kein muslimischer Einfluss auf den Handel, unabhängig davon besass der Handel jedoch auch hier einen beachtlichen Stellenwert.
Bei der Betrachtung des asiatischen Handels erscheint eine Einteilung in Regionen ebenfalls sinnvoll. Mittels eines ausgeprägten Binnen- und Küstenhandels [LINK Asien - Indien, Binnen- und Küstenhandel] erfolgte der Warenumschlag innerhalb des indischen Subkontinents, der als Drehscheibe des Handels nach Westen und Osten von großer Bedeutung war [LINK Asien - Indien, Überseehandel]. Während Indien nach Westen hin mit Ostafrika Handel trieb und über den Nahen Osten Kontakt zu den europäischen Märkten hatte, war nach Osten besonders der Austausch mit Südostasien, vor allem für den Gewürzhandel, [LINK Asien, Südostasien] unverzichtbar. Aber auch der ostasiatische Raum, China und Japan, war in das Handelsnetz Asiens eingebunden. [LINK Asien, Ostasien].
Eine Aufteilung der Thematik erscheint angesichts des komplizierten Beziehungsgeflechtes sinnvoll und notwendig. In einem ersten Schritt sollen daher, getrennt nach Kontinenten, die Strukturen des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Fernhandels, seine Entwicklung, Schwerpunktverlagerungen und Handelswege dargelegt werden. Dabei soll der Blickwinkel nacheinander von Europa nach Afrika und Asien verschoben werden, der Binnenhandel ebenso wie der Aussenhandel Beachtung finden. In einem weiteren Teilabschnitt soll das Augenmerk auf Vorkommen und Bedeutung der wichtigsten Fernhandelsgüter gerichtet werden. Kostbarkeiten wie Gewürze [LINK Gewürze], Tierprodukte [LINK Tierprodukte], Gold [LINK Gold] und Sklaven [LINK Sklaven] waren nicht zu unterschätzende materielle Verlockungen, all die Mühen und oft lebensbedrohlichen Gefahren auf sich zu nehmen, die für den spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handel charakteristisch waren.