Gewuerze (Handel)

Schlagwort (Infotyp)
Handel
Titel
Gewuerze
Identifikator
Handel Gewuerze
Schlagwörter (Gattung)
Handelsrouten
Handelswaren
Die im Mittelalter begehrten und kostbaren Gewürze wurden überwiegend in Asien angebaut. Die Gewürzproduktion dort umfasste Pfeffer, Muskatnuss, Muskatblüte, Nelken, Ingwer und Zimt. Zwischen 1500 und 1520 wurden rund 10 000 Tonnen Gewürze in Asien geerntet. Besonders Pfeffer war einer der wichtigsten Güter des Gewürzhandels. Pfefferkörner wuchsen in Indien und Sumatra. Im Bereich von Kalikut wurde neben Pfeffer auch Ingwer und Zimt angebaut. Der aus dem Zimtrindenbaum gewonnene Zimt wurde als Gewürz und Heilmittel geschätzt und garantierte einen einträglichen Handel. Feineren Zimt als in Indien erntete man auf der Malaienhalbinsel. Die Molukken wurden wegen ihres reichen Gewürzanbaus auch Gewürzinseln genannt. Vor allem Muskatnuss, Gewürznelke und Pfeffer wurde von den Molukken exportiert.
In Südindien waren die Pfeffergärten im Besitz von Tempeln, Fürsten und Angehörigen der oberen Klassen. Diese verkauften die Ernte an einheimische Mittelsmänner, die ihrerseits den Markt belieferten. Der größte Teil der Gewürzernte wurde in Asien selbst verbraucht, vor allem der chinesische Bedarf an Pfeffer war groß. Die in Indien erzeugten Gewürze wurden über Calicut auf dem Seeweg nach Djiddah transportiert und dann über das Rote Meer nach Ägypten gebracht, von wo sie an venezianische und genuesische Kaufleute gehandelt wurden. Gewürze aus Südostasien wurden über Malakka entweder nach China verschifft oder, wenn sie für den westlichen Markt bestimmt waren, über den Persischen Golf nach Persien oder weiter nach Ägypten.
Der Wunsch nach einem direkten Zugang zu den Reichtümern des asiatischen Gewürzanbaus war einer der wesentlichen Motive für den Versuch der Portugiesen, die Südspitze Afrikas zu umsegeln und den Weg nach Indien zu finden. Nach der Umrundung Afrikas 1498 gelang es den Portugiesen rasch, die bislang überwiegend von Arabern dominierten Märkte in Ostafrika und Asien an sich zu reissen und den Gewürz-Handel über den Indischen Ozean zu monopolisieren. Die von den Portugiesen nach Europa transportierten Gewürze wurden über Antwerpen auf die europäischen Märkte umgeschlagen. Vor allem Engländer und Deutsche wandten sich dem Markt Antwerpen zu, der während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zum Hauptumschlagplatz wurde. Es gelang den Portugiesen jedoch nie, das Gewürzgeschäft völlig vom Mittelmeer an den Atlantik zu verlagern. Der Gewürzhandel über die Levante erlitt zwar durch den portugiesischen Gewürzhandel empfindliche Einbußen, er versiegte jedoch nie völlig. Ende des 16. Jahrhunderts begann das portugiesische Monopol im Gewürzhandel durch die Konkurrenz der Niederländer zu bröckeln.
Neben Asien gab es auch in Afrika Gewürzvorkommen, so fanden sich in den tropischen Gebieten des Kontinents Zimtrindenbäume und Malaguettapfeffer [auch Paradieskörner oder Guineapfeffer genannt]. Der Name dieses Gewürzes führt in die Irre, da es sich dabei um ein Ingwergewächs handelt, das dem asiatischen Pfeffer nur im Geschmack gleicht. Der Malaguettapfeffer war ein wichtiges Handelsgut aus Westafrika, nachdem die afrikanische Pfefferküste benannt worden ist. Die Küste des heutigen Liberia erhielt diesen Namen, weil von hier aus in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Malaguettapfeffer durch die Portugiesen nach Europa transportiert wurde. Der Pfefferhandel mit Westafrika befriedigte die Nachfrage nach Pfeffer zu einer Zeit, als der Levantehandel Verfallserscheinungen aufwies. Seine Bedeutung liess allerdings schnell nach, als die Portugiesen 1498 den Seeweg nach Indien gefunden hatten und schnell Zugang zu den dortigen Pfeffervorkommen erlangten. Im 16. Jahrhundert verboten die Portugiesen den Handel mit Malaguettapfeffer, um ihr Monopol im Gewürzhandel mit Asien weiter aufzuwerten.