In: Bott, G.; Willers, J. (Hrsgb.): Focus Behaim-Globus. Referate des internationalen Kolloquiums im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg - 5.4.-6.4.1990, Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Nürnberg, April 1991.
Wie hat sich im Verlauf der großen geographischen Entdeckungen von Christoph Columbus, Vasco da Gama, Amerigo Vespucci und Fernando Magelhães, also in den Jahrzehnten nach 1490, das Bild verändert, das sich die Menschen in Europa von der Erde machten? Beschränken wir uns auf die Frage nach den Veränderungen des geographischen Weltbildes der Gelehrten in Mitteleuropa, so müssen wir die Veränderungen der Kosmographie untersuchen - der zeitgenössischen Lehre von der Gestalt der Erde.Was bedeutete für die Zeitgenossen Kosmographie? Der Begriff "cosmographia" wurde im 15. und 16. Jahrhundert in dreierlei Weise verwendet. Zum einen konnte er eine Abbildung der gesamten Erde oder zumindest aller von ihr bekannten Teile bezeichnen, meinte also eine Weltkarte. Zum anderen meinte er alle Darstellungen der Erde, sowohl Karten als auch Texte, die sich auf die Erde als Ganzes bezogen und dabei das astronomische Ordnungsschema des Kosmos, das Gradnetz aus Meridianen, Breitenparallelen, den Wendekreisen der Sonne und den Polarkreisen, auf die Erde projizierten. In dieser Bedeutung war Kosmographie als systematisierende Beschreibung unterschieden von Geographie, der darstellenden Beschreibung der Erde, und von Chorographie, der Beschreibung begrenzter Regionen und Orte. Zum dritten konnte Kosmographie alles dieses zusammen umfassen und entsprach dann in etwa dem, was wir umgangssprachlich unter Geographie verstehen - beide Begriffe wurden auch im 15. und 16. Jahrhundert als Synonyme gebraucht (2).
Zu dieser Kosmographie im weitesten Sinne gehörten also Karten, Globen und Texte. Über Karten und Globen, über die kartographische und die handwerkliche Seite der Kosmographie wissen wir vergleichsweise viel. Von den Weltkarten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, den Karten von Fra Mauro, Nikolaus Germanus und Henricus Martellus, scheint ja ein recht gerader Weg zu den Globen und Weltkarten von Martin Behaim, Martin Waldseemüller und Johannes Schöner zu führen. Obwohl es viele offene Fragen gibt, sind uns die großen Entwicklungslinien im wesentlichen bekannt und zeigen eine schnelle, ja dramatische Expansion der geographischen Horizonte in den Jahrzehnten zwischen etwa 1490 und 1520.
Doch selbst wenn wir von diesen Karten und Globen nur diejenigen heranziehen, die wie die Ptolemaeuskarte des Nicolaus Germanus von 1482, die Karte Martin Waldseemüllers von 1507 und die Globen Johannes Schöners von 1515 den gelehrten Zeitgenossen weithin bekannt wurden, so wissen wir noch nicht, wie sie von diesen betrachtet wurden und in welchen Zusammenhang wir sie einordnen müssen, um sie in ihrer Wirkung richtig zu verstehen. Die Veränderung des Weltbildes hatte zweifellos eine bedeutende visuelle Komponente - die Erde, wenn auch im Modell, im Ganzen sehen zu können und beispielsweise die Erdumsegelung des Magelhães, die durch den im Januar 1523 in Köln zuerst gedruckten Brief des Maximilianus Transylvanus den Zeitgenossen bekannt gemacht wurde, auf einem Globus von Schöner nachvollziehen zu können, dies wird schon für sich erhebliches Gewicht gehabt haben. Aus dem hohen repräsentativen Wert, den die oft außerordentlich prächtigen Weltkarten und Globen besaßen, aus ihrer Verwendung in zeitgenössischen Tafelbildern und aus einigen direkten Zeugnissen der Zeit können wir die Bedeutung erschließen, welche die Zeitgenossen diesen Abbildern der Erde zumaßen. Doch wenn wir die Veränderung des Weltbildes im weiteren Zusammenhang zeitgenössischer Interessen und Gelehrsamkeit nachvollziehen wollen, so müssen wir die Kosmographie insgesamt in den Blick nehmen und die Texte kennen, in denen die Gelehrten die neuen Kenntnisse beschrieben und mit dem bis dahin bekannten Wissen in Zusammenhang brachten.
Die Kosmographie an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert bietet uns ein Abbild des Spektrums, der Schwerpunkte und Horizonte der geographischen Interessen der gelehrten Zeitgenossen, wie wir es in seiner Vielfalt, Systematik und Differenzierung aus den von einem einzelnen Gelehrten hinterlassenen Zeugnissen nicht rekonstruieren können. Anders als heute reichte eine solche, noch kaum von den Nachbardisziplinen abgegrenzte und institutionell nicht entwickelte frühe Wissenschaft noch nicht über das hinaus, was ein einzelner erfassen und wissen konnte. Da sie allein einen Gelehrten nicht ausfüllte, befaßte sich an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert keiner der an Kosmographie interessierten Büchergelehrten ausschließlich mit dieser Disziplin, sie wurde noch immer in engem Zusammenhang mit der Astronomie sowie den humanistischen Nachbarwissenschaften studiert.
Doch ist nicht klar, welche Werke die Zeitgenossen selbst als der
Kosmographie zugehörig ansahen, welche Werke also den Kanon
ausmachten, der das geographische Weltbild der Gelehrten bestimmte und
zu beschreiben erlaubt. Hat es einen solchen Kanon überhaupt gegeben?
Die Vorlesungsprogramme der Universitäten an der Wende vom 15. zum
16. Jahrhundert lassen uns hier fast vollständig im
Stich. Kosmographie an den Hochschulen wurde im Rahmen der Astronomie
und meist anhand des "Tractatus de sphaera" des Johannes von
Sacrobosco unterrichtet. Es war eine große Neuerung, daß im letzten
Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts an einigen Hochschulen im Reich erstmals
auch über die "Cosmographia" des Ptolemaeus gelesen wurde. Im Jahre
1497 kam Konrad Celtis nach Wien, dessen Universität zu Lebzeiten
Maximilians I. in den mathematischen Fächern führend war, und führte
dort kosmographische Vorlesungen ein. Er las dort im seinem ersten
Semester über das Werk "De mundo" des Lucius Apuleius, das er im
gleichen Jahr bei Winterburger in Wien im Druck herausgab So hat man sich meist mit der Bibliographie beholfen und nach
Neuerscheinungen gefragt, die nach heutiger Auffassung zur Geographie
gezählt werden. Oft bleibt uns keine andere Wahl, als auf diese Weise
heutige Disziplingrenzen in die Vergangenheit zurückzuprojizieren -
doch laufen wir Gefahr, damit wichtige Aspekte zu übersehen und andere
zu verzerren. Viele Fragen müssen dann offen bleiben. Wurden
beispielsweise Reiseberichte von den Gelehrten als kosmographische
Literatur angesehen, oder hatten sie einen ganz anderen Kreis von
Adressaten und Lesern? Gehörte um 1500 der "Tractatus de sphaera" des
Johannes von Sacrobosco, der ja grundlegende kosmographische Passagen
enthält, insgesamt zur Kosmographie hinzu? Und können wir aus der
Tatsache, daß ein Buch gedruckt wurde, schon schließen, daß die
Zeitgenossen es zur Kenntnis nahmen - reichte es nicht oft, einen
zahlungskräftigen Gönner zu haben, der einem Buch auch dann zum Druck
verhelfen konnte, wenn es keinen so recht interessierte?
Wie oft, so gibt es auch für die Frage nach dem Kanon der
wichtigen Werke eines Gebietes nur eine Lösung: wenn irgend möglich,
müssen wir diejenigen Zeitgenossen befragen, die selbst etwas von
diesen Dingen verstanden haben. Wir sind in der glücklichen Lage, das
nach fast fünfhundert Jahren noch tun zu können, denn zwei der
besonders vielseitig interessierten Gelehrten der Zeit haben uns ihre
Bücher hinterlassen. Hartmann Schedel und Konrad Peutinger, so
verschieden sie ihrer praktischen Tätigkeit nach waren - Schedel war
Arzt in Nürnberg, Peutinger Stadtschreiber, Jurist und Politiker in
Augsburg -, hatten beide ausgeprägte und vielseitige gelehrte und
humanistische Interessen, beide haben reiche Bibliotheken gesammelt,
und beide interessierten sich für Kosmographie.
Doch wir haben nicht nur ihre Bibliotheken - die kleinere Sammlung
Schedels (623 Bände) wurde zu Beginn dieses Jahrhunderts in
vorbildlicher Weise von Richard Stauber rekonstruiert (4), die Rekonstruktion der großen
Sammlung Peutingers (ungefähr 2150 Bände), deren Bände zu einem großen
Teil noch in den Bibliotheken Augsburgs und Münchens vorhanden sind,
steht noch aus und könnte demnächst in Angriff genommen werden (5). Wir haben auch, und das ist von
Bedeutung für die hier gestellte Frage nach dem zeitgenössischen Kanon
kosmographischer Werke, die eigenhändigen handschriftlichen
Bücherverzeichnisse, die Schedel und Peutinger von ihren Bibliotheken
angefertigt haben (6). In den
Verzeichnissen sowohl von Schedel als auch von Peutinger finden wir,
und das ist außerordentlich bemerkenswert, jeweils eine gesonderte
Auflistung ihrer kosmographischen Werke - bei Schedel im Rahmen der
Ordnung der Bibliothek nach Sachgebieten, bei Peutinger auf einer in
seinen Verzeichnissen enthaltenen, eigens von ihm angefertigten
separaten Liste. Beide Funde passen zu anderen Beobachtungen, die wir
an dieser Stelle nicht ausbreiten wollen, und sie ergeben insgesamt
ein klares Bild: an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert war
Kosmographie, bei aller engen Verbindung zur Astronomie und trotz der
Tatsache, daß sie auf den Universitäten in der Regel nicht als
eigenständiges Fach gelehrt wurde, ein eigenständiges Interessen- und
Forschungsfeld, und es ist möglich, einen Kanon von Texten
zusammenzufassen, der die Horizonte dieser frühhen Wissenschaft
beschreibt.
Hartmann Schedel, Verfasser der erstmals 1493 gedruckten
Weltchronik und bis zu seinem Tode im Jahre 1514 einer der führenden
Gelehrten seiner Vaterstadt (7),
sammelte seit Beginn der siebziger Jahre des 15. Jahrhunderts
geographische und historische Texte (8). Wie Notizen von seiner Hand beweisen, war er eher
Sammler als Forscher, doch Kosmographie interessierte ihn besonders,
und er las die einschlägigen Texte durchaus kritisch (9). So ist schon für sich betrachtet
die in dem von ihm selbst bald nach 1498 verfaßten ersten
Bücherkatalog enthaltene Liste seiner kosmographischen Bücher von
Bedeutung für die Frage nach den zeitgenössischen geographischen
Interessen und dem Stand der Kosmographie dieser Zeit. Die Liste ist
erstaunlich kurz (10):
Cosmographi et Geographi
1 Strabo Geographus de situ Asie Affrice et Europe Dies ist das älteste bisher bekanntgewordene Verzeichnis
kosmographischer Werke eines deutschen Gelehrten. In seiner
Überschrift unterscheidet Schedel Kosmographen und Geographen, im
Sinne der zu Beginn erwähnten Definition, die den Begriff Kosmographie
den systematisch orientierten Werken vorbehält und mit Geographie die
darstellende Beschreibung der Erde meint. Doch ist Schedel im Gebrauch
dieser Begriffe ebenso wie seine Zeitgenossen nicht sehr konsequent,
wir sollten die Überschrift nicht überbewerten.
In der dann anschließenden Liste von elf Titeln können wir drei
Gruppen von Texten unterscheiden: die geographischen Klassiker der
Spätantike, mit der seit ihrer Wiederentdeckung im beginnenden
15. Jahrhundert systematisch und kartographisch grundlegenden
Kosmographie des Claudius Ptolemaeus (Nr. 2, 3 u. 11), den stärker
deskriptiven Kompendien von Pomponius Mela (Nr. 6, 9) und Strabo
(Nr. 1) und dem damals häufig gedruckten kosmographischen Lehrgedicht
des Dionysius Periegetes "De situ orbis" (Nr. 9); die "Asia" und
"Europa" des Eneas Silvius Piccolomini, sie bildeten zusammen die bis
weit ins 16. Jahrhundert hinein vielgelesene, aus antiken Texten und
eigenen Beobachtungen schöpfende moderne Darstellung der alten Welt
(Nr. 4, 5); und drei Beschreibungen des heiligen Landes, darunter eine
Beda Venerabilis zugeschriebene Pergamenthandschrift (Nr. 8) und zwei
kurz zuvor erschienene deutsche Reiseberichte aus Palästina von
Johannes Tucher und Bernhard von Breitenbach (Nr. 7, 10).
Die Kürze der Schedelschen Liste könnte uns veranlassen, sie für
unvollständig und daher nicht sehr bedeutsam zu halten. Doch der
Vergleich mit der folgenden Liste Peutingers wird zeigen, daß Schedel
tatsächlich von fast allen bis zum Ende des 15. Jahrhunderts
gedruckten und in gelehrten Kreisen verbreiteten einschlägigen Werken
eine Ausgabe besessen hat. Daß Peutinger, wie wir sehen werden, so
erheblich viel mehr kosmographische Werke besaß, ist offenbar hier
nicht darin begründet, daß er überhaupt mehr sammelte - es ist vor
allem eine Folge der Tatsache, daß das Spektrum der Kosmographie sich
in den ersten beiden Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts ganz
außerordentlich erweiterte. Die Liste Schedels ist nicht das Ergebnis
einer von persönlichen Vorlieben geprägten Auswahl, sondern erweist
sich als eine zwar nicht erschöpfende, aber doch umfassende
Zusammenstellung der wichtigsten kosmographischen Titel seiner Zeit.
Es könnte auch überraschen, daß die portugiesischen Entdeckungen
entlang der afrikanischen Westküste in dieser Liste keinen
Niederschlag finden. Schedel wußte von ihnen durch seine Beteiligung
an der Herstellung des Behaim-Globus, vor allem aber durch den
ausführlichen Bericht seines Freundes und Kollegen Hieronymus Münzer
von dessen Reise nach Spanien und Portugal in den Jahren
1494/95. Schedel hatte den Bericht Münzers und den dazugehörigen
separaten Bericht von der Entdeckung Guineas eigenhändig abgeschrieben
durch ihn sind uns beide überliefert (11). Doch waren dies neue Nachrichten, die in
Handschriften zirkulierten und noch nicht in weiter verbreiteten
Druckschriften veröffentlicht worden waren. Schedel selbst hatte seine
Abschrift der von Münzer mitgebrachten Berichte erst kurz vor
Fertigstellung seines Bücherverzeichnisses beendet, die in der
Bayerischen Staatsbibliothek München unter Clm 431 vorhandene
Handschrift enthält zudem noch weitere Texte von seiner Hand aus der
Zeit nach 1500. So läßt es sich erklären, daß er diese Handschrift
kurz nach 1498, als er sein Bücherverzeichnis abschloß, noch nicht bei
seinen kosmographischen Büchern eingeordnet hatte.
Auch der 1493 mehrfach, auch einmal in Basel gedruckte
Columbus-Brief, der von der Entdeckung neuer Inseln in Indien
berichtete (12), findet sich nicht
in Schedels Bibliothek. Wie wir wissen, stieß er bei den sich für
Kosmographie interessierenden Zeitgenossen auf wenig Resonanz. Der
wichtigste, meist übersehene Grund hierfür liegt wohl in der Tatsache,
daß der gedruckte kurze Brieftext des Columbus kosmographisch völlig
wertlos war. Er enthält keinerlei Angabe über die Lage dieser Inseln
- nicht einmal der nach dem Verlassen der Straße von Gibraltar
gesteuerte Kurs ist angegeben, so daß unklar bleiben mußte, in welcher
Gegend des Ozeans die angeblich gefundenen Inseln liegen sollten. An
der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert gehörte der Columbusbrief noch
nicht zum Kanon der gelehrten Kosmographie, den uns das Verzeichnis
Hartmann Schedels abbildet. Es sind Ptolemaeus und die spätantiken
Klassiker, die Werke des Eneas Silvius und die Reiseberichte aus
Palästina, die zusammen den Horizont und die Interessenschwerpunkte
der gelehrten Kosmographie am Ausgang des 15. Jahrhunderts beschreiben.
Daß Konrad Peutinger sich in besonderem Maße für die Entdeckungen
interessierte, ist bekannt (13). Aus seinem Nachlaß stammt eine Sammlung von
Entdeckungsberichten, in deutscher Übersetzung und mit der Hand
geschrieben, aus den Jahren 1497-1505, Berichte von den Reisen von
Vasco da Gama, Vespucci, Albuquerque, Almeida und anderen. Die
Sammlung wurde 1861 von Greiff als Anhang zum Tagebuch des Lukas Rem
veröffentlicht (14) und ist ein
Zeugnis für das Interesse, das man in Augsburger Kaufmannnskreisen den
Entdeckungen entgegenbrachte. Weniger bekannt ist ein zweites Zeugnis,
das ebenfalls von Peutinger stammt und zeigt, daß auch die Humanisten
seiner Umgebung an den Entdeckungen interessiert waren. In den von
Peutinger herausgegebenen "Sermones convivales de mirandis Germaniae
antiquitatibus" von 1505, einer Sammlung locker gefaßter
Gesprächsprotokolle von Diskussionen im Kreis der Augsburger
Humanisten, die dem Titel nach von der deutschen Geschichte handelten,
findet sich ein bemerkenswertes, kurzes Kapitel mit der Überschrift
"De Lusitanis nautis qui in Indiam navigant" (15). Es faßte mehrere Diskussionen über die
portugiesischen Seereisen zusammen, wobei besonders die Frage, ob auch
zur Zeit der Alten schon Verbindungen über See nach Indien bestanden,
die Humanisten beschäftigte. Die Diskussion war offenbar angeregt
worden durch die geplante, im Jahr 1505/6 sfattfindende erste Reise
von Kaufleuten aus Augsburg und Nürnberg auf portugiesischen Schiffen
um das Kap der guten Hoffnung herum nach Indien. An der Vorbereitung
dieser Reise war Peutinger maßgeblich beteiligt, mit dieser Reise
waren Fahrten nach Übersee erstmals auch für Kontinentaleuropäer
praktisch möglich geworden (16).
Wie nun veränderten die mit der Entdeckung des Seeweges nach
Indien und mit dem allmählichen Fortschreiten der Entdeckungen nach
Süden und Westen eröffneten Horizonte den Kanon der Texte der
gelehrten Kosmographie? Die Antwort auf diese Frage gibt uns das von
Peutinger angefertigte Verzeichnis seiner kosmographischen Bücher,
enthalten in dem im Jahre 1523 abgeschlossenen ersten eigenhändigen
Bücherkatalog Peutingers (17):
In Cosmographia libri alias scripti ad Historias
1 Lilius de Situ orbis (gestrichen) Diese Liste der kosmographischen Werke Peutingers ist ein von ihm
selbst hergestellter Auszug aus den von ihm zuvor unter "Historiae"
verzeichneten Titeln. Neben einer gesonderten Aufstellung der von ihm
gesammelten Werke des Erasmus von Rotterdam ist es das einzige
separate Verzeichnis seiner Bibliothek, das er angefertigt hat Peutinger gibt seiner Liste die Überschrift "Bücher über
Kosmographie oder Schriften ad Historias" und verweist damit bereits
in der Titelzeile auf die Funktion und den Nutzen dieser Schriften -
ad Historias, womit dem damaligen Sprachgebrauch entsprechend nicht
Historie im heufigen Sinne, sondern Berichte und Texte über vergangene
wie gegenwärtige Ereignisse gemeint waren. Uns erscheint diese
Überschrift ungewöhnlich. Bei einem ja vielfältig praktisch
orientierten Menschen wie Peutinger hätten wir eine
Funktionsbeschreibung, die nur vom Nutzen der Kosmographie für das
Verständnis von Berichten und Texten spricht, nicht erwartet. Umso
aufschlußreicher ist diese Formulierung, denn sie gibt uns exakt die
zentrale Funktion der gelehrten Kosmographie dieser Zeit an:
Kosmographie diente dem Verständnis von klassischen Texten
und der Bibel, und sie half, die zunehmend eintreffenden
Berichte aus anderen Regionen, Ländern und Erdteilen zu
verstehen (19). Es ist die
Perspektive des Büchergelehrten, die Peutinger als gelehrter Humanist
hier selbstverständlich einnahm. Kosmographie diente für Peutinger
weder der nautischen Vorbereitung auf ferne Seereisen noch der
Vermessung des eigenen Landes, sie hatte für ihn auch nicht den Zweck
der Herstellung von Karten und Globen. Für ihn und die meisten
Gelehrten seiner Zeit war Kosmographie vor allem eine
Hilfswissenschaft, der Astronomie nahestehend und in dienender
Funktion gegenüber den humanistischen Fächern und der Theologie. Diese
Funktion müssen wir im Blick behalten, wenn wir die innere Ordnung der
von Peutinger gesammelten Titel verstehen wollen.
Mit ihren 42 Titeln enthält die Liste Peutingers die wichtigsten,
bis Anfang der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts in Deutschland
verbreiteten Drucke zur Kosmographie. Ganz überwiegend, und das ist
grundlegend für das Verständnis des Bildungs- und Interessenhorizontes
der gelehrten Zeitgenossen, sind es antike kosmographische Texte sowie
Kommentare dazu. 15 antike und spätantike Texte, dazu drei gedruckte
separate Indices und 7 Kommentare - da würden wir eine große Vielfalt
erwarten, denn diese Texte machen zusammen mehr als die Hälfte der
hier insgesamt verzeichneten kosmographischen Texte aus. Doch sind es
erstaunlich wenig verschiedene Klassiker, die Peutinger
verzeichnet. An erster Stelle seiner Liste steht, nach der von ihm
gestrichenen Schrift "De situ orbis" des Zacharias Lilius, eine
Ausgabe der Kosmographie des Ptolemaeus (Nr. 2). Es folgen, nach der
Reihenfolge der Häufigkeit, sechs Ausgaben des Textes von Dionysius
Periegetes "De situ orbis" - in verschiedenen Fassungen, darunter die
Übersetzung Priscians sowie einmal das griechische Original (Nr. 3, 4,
18, 19, 32, 33), zwei Ausgaben von Pomponius Mela (Nr. 8, 21), zwei
von Solinus (Nr. 15, 37), eine Ausgabe von Plinius (Nr. 5) und eine
von Strabo (Nr. 7); dazu noch das handschriftlich und in einem Pariser
Druck vorhandene "Itinerarium" des Antoninus (Nr. 30, 31) und das
Handbuch des Stephanus "De urbibus" (Nr. 41). Es folgen drei gedruckte
Indices, wiederum zu Plinius (Nr. 6), zu Dionysius (Nr. 20) und zu
Pomponius Mela (Nr. 23). Es kann kein Zweifel bestehen, und dies wird
durch die Liste Schedels sowie durch andere bibliographische
Recherchen bestätigt: Ptolemaeus, Strabo, Plinius, Pomponius Mela,
Solinus und Dionysius Periegetes waren die geographischen Klassiker im
ausgehenden 15. und in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts.
Von den sieben Kommentaren stammen neben zwei philologisch
orientierten Pomponius-Mela-Kommentaren des Hermolaus Barbarus aus der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (Nr. 9, 22) fünf von bedeutenden
Zeitgenossen Peutingers: eine Paraphrase der "Meteorologia" des
Aristoteles von Jacob Faber Stapulensis, dem Pariser Theologen,
Naturphilosophen und Aristoteles-Spezialisten (Nr. 28); ein
ergänzender Kommentar dazu von Johannes Cochlaeus, von 1510 bis 1515
Rektor der Lateinschule an der Nürnberger Lorenzkirche und später
einer der publizistisch aktivsten Gegner Luthers (Nr. 29); ein kurzer
Kommentar zur Kosmographie des Dionysius Periegetes von Johannes
Camers, des aus Italien stammenden, in Wien lehrenden Theologen und
Naturgelehrten (Nr. 19); von demselben ein umfangreicher und
gelehrter Solinus-Kommentar, erschienen in Wien 1520 (Nr. 38); sowie
ein 1518 ebenfalls dort erstmals erschienener, ebenso umfangreicher
und außerordentlich gelehrter Pomponius Mela-Kommentar von Joachim
Vadian, "poeta laureatus", Mediziner und Naturgelehrter in Wien und
nach seiner Übersiedlung in seine Vaterstadt St. Gallen einer der
führenden Schweizer Reformatoren (Nr. 40). Alle vier Autoren würden
wir heute Humanisten nennen, ihre Kommentare sind zu Unrecht kaum
bekannt. Vor allem die zuletzt genannten beiden großen Kommentare von
Vadian und Camers zu Pomponius Mela und Solinus weisen erheblich über
die Klassiker hinaus und konfrontieren sie, in recht unterschiedlicher
Weise, mit neueren Fragen und Erkenntnissen der Geographie - auch,
aber nicht nur mit den Entdeckungen, denn quantitativ steht bei beiden
die Beschreibung Europas, vor allem von Mittel- und Nordeuropa, weit
im Vordergrund. Insgesamt bilden diese Kommentare aus den beiden
ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts das Herzstück der gelehrten
Kosmographie dieser Zeit in Mitteleuropa. Sie geben uns ein Beispiel
für "humanistische Naturwissenschaft" - eine nicht nur philologisch
interessierte, sondern sachbezogene Aneignung antiken Wissens von der
Natur die auch kritische Auseinandersetzung und Überwindung dieses
Wissens mit einschließt (20).
Vom Studium dieser Texte müssen weitere Forschungen ausgehen, die
danach fragen, in welcher Weise die kosmographischen Klassiker benutzt
wurden und wie an sie angeknüpft wurde. Die Kosmographie des frühen
16. Jahrhunderts war jedoch nicht rückwärtsgewandt oder gar
antiquarisch, sie ging von der Aneignung und Weiterführung antiken
Wissens aus, aber sie erschöpfte sich nicht darin. Das zeigen die
weiteren von Peutinger verzeichneten Texte: ein einziger Text aus dem
13. Jahrhundert, "De natura locorum" von Albertus Magnus,
herausgegeben in Wien von Georg Tannstetter, genannt Collimitius
(Nr. 24); vier Texte aus dem 15. Jahrhundert, darunter die Beschreibung
Asiens, Europas und Böhmens sowie noch einmal separat die Beschreibung
Germaniens des Eneas Silvius (Nr. 10, 34) und zwei möglicherweise
identische Kompendien von Zacharius Lilius (Nr. l, 26); eine
Beschreibung der oberdeutschen Fürstentümer und Provinzen von
Ladislaus von Suntheim (Nr. 39, eventuell idenfisch mit Nr. 17); der
"Tractatus duae Sarmatiae", der erste gedruckte moderne Bericht über
die Völker Osteuropas und Rußlands von Matthias von Miechow (Nr. 36);
drei Berichte von den portugiesischen Entdeckungen in Ostindien aus
dem ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts (Nr. 12, 14, 15) sowie der
Reisebericht des Lodovico de Varthema, der von 1502 bis 1507 eine
außergewöhnliche Reise in den Fernen Osten unternahm - er reiste über
Arabien, wo er als Moslem verkleidet auch nach Medina und Mekka
pilgerte, nach Nordostafrika, Indien, Ceylon und bis nach Malaysia und
kehrte auf dem kurz zuvor entdeckten Seeweg über Mozambique und das
Kap der guten Hoffnung nach Europa zurück (Nr. 13); und endlich fünf
Titel, die heute oft als repräsentativ für die gesamte kosmographische
Literatur dieser Zeit angesehen werden: die Kosmographie von
Waldseemüller und Ringmann mit den Vespucciberichten von 1507, bei
Peutinger verzeichnet unter dem Titel "Vesputii Introductio in
Cosmographiam" (Nr. 11); die wahrscheinlich von Matthias Ringmann
verfaßte Begleitschrift zur Europakarte Martin Waldseemüllers von 1511
(Nr. 27); das kosmographische Kompendium des Johannes Cochlaeus von
1512, angebunden an die von ihm herausgegebene Schulausgabe des
Pomponius Mela (Nr. 25); und zwei kosmographische Schriften Schöners,
darunter seine "Luculentissima terrae introductio" von 1515, die
seinen ältesten bekannten Globus begleitete (Nr. 35, 42).
In diesen zuletzt genannten und neuartigen kosmographischen
Handbüchern wie in den Entdeckungsberichten zeigt sich die
grundsätzliche Aufgeschlossenheit Peutingers und der Kosmographen
seiner Zeit für die rasante Erweiterung der äußeren Horizonte der den
Europäern bekannten Erde. Dabei standen für Peutinger und seine
Zeitgenossen die portugiesischen Entdeckungen noch im Vordergrund.
Anders als die Entdeckungen im Westen stellte die Umsegelung Afrikas
den direkten Anschluß an ein hochentwickeltes Handelsnetz her, mit dem
über Venedig und den arabischen Zwischenhandel bereits zuvor
Verbindung bestanden hatte. Die portugiesische Entdeckung des Seeweges
nach Indien war deshalb von unmittelbarer Bedeutung für die
Handelsinteressen der oberdeutschen Kaufleute, die sich seit Anfang
des Jahrhunderts stark in Portugal und später in Spanien
engagierten. Das Interesse für die portugiesischen Entdeckungsreisen
nach Osten, das sich in der Peutingerschen Sammlung spiegelt, hatte so
einen realen Hintergrund.
Doch wir greifen zu kurz, wenn wir nur die äußere
Horizonterweiterung der Kosmographie in den beiden Jahrzehnten
betonen, die zwischen Schedels und Peutingers Bücherlisten
liegen. Schon die Werke des Eneas Silvius, die auch Schedel besaß,
zeigten das große Interesse der Zeitgenossen an der Geographie Europas
und der Alten Welt. Mit den Werken Ladislaus von Suntheims und
Matthias von Miechows, ebenso aber mit großen Teilen der neuen
Kompendien von Waldseemüller und Ringmann, Cochlaeus und Schöner wurde
auch die Beschreibung der alten Welt Stück für Stück auf eine neue
Grundlage gestellt. Noch wurden ihnen die Kosmographen der Spätantike
als klassische Vorbilder zur Seite gestellt. Ohne die Klassiker ist,
wie wir festgestellt haben, die Kosmographie des 16. Jahrhunderts nicht
zu verstehen. Aber in den gelehrten Kommentaren zu den Klassikern, die
in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrhunderts entstanden, zeigt
sich eine wachsende Unabhängigkeit von den antiken Vorbildern. Auch
im Blick auf die Tradition der alten Welt hat sich in diesen Jahren
der Horizont deutlich erweitert, auch diese Horizonterweiterung bildet
sich, blickt man genauer hin, deutlich in der kosmographischen
Büchersammlung Peutingers ab.
Die Texte zur Kosmographie, die Peutinger in seiner Bibliothek
versammelt hat, geben ein recht genaues und umfassendes Bild von der
Vielfalt kosmographischer Literatur zu Beginn der 20er Jahre des
16. Jahrhunderts. Sie spiegeln zugleich die Entwicklungsgeschichte der
Kosmographie, in der eine Vielzahl unterschiedlicher Strömungen
zusammenwirken:
(1.) Die geographisch-naturphilosophische, an Aristoteles
orientierte spätmittelalterliche Tradition ist nicht abgebrochen,
sondern wird weitergeführt, wie der Text des Albertus Magnus und die
Paraphrasen und Kommentare zur "Meteorologie" des Aristoteles von
Faber Stapulensis und Cochlaeus belegen. Sie wurde seit Beginn des
15. Jahrhunderts ergänzt und grundlegend erneuert
(2.) durch die erstmalige lateinische Übersetzung der Geographien
von Ptolemaeus und Strabo und
(3.) durch den unmittelbaren Rückgriff der Humanisten auf vier
weitere, vorwiegend deskriptive spätantike Werke, deren Gegenstände im
Mittelalter oft nur indirekt über die Kompilationen Isidors und
anderer bekannt gewesen waren: die "Historia naturalis" des älteren
Plinius und die geographischen Kompendien von Pomponius Mela, Solinus
und Dionysius Periegetes.
Die Entdeckungsberichte (4.) erweitern seit Beginn des
16. Jahrhunderts grundlegend den äußeren Horizont und schaffen
(5.) mit die Voraussetzungen für einen neuen Typ
mathematisch-geographischer Kompendien, die vor allem an Ptolemaeus
anknüpfen, über ihn hinausgehen und eine ganze Reihe bis dahin offener
Streitfragen klären, die die Gestalt der Erde insgesamt betreffen.
Zweifellos sind diese kurzen Kompendien von Waldseemüller und
Ringmann, von Schöner, später von Peter Apian, Glarean und anderen von
Bedeutung. Wir können aber die darin oft nur kurz angedeuteten Themen
erst dann angemessen interpretieren, wenn wir sie in den größeren
Zusammenhang der zeitgenössischen kosmographischen Literatur einordnen
und insbesondere die noch immer dominierende Stellung von
Klassikertexten und -kommentaren beachten. Damit haben wir, anhand
eines Überblicks über die Texte, einen groben Überblick gewonnen auch
über Spektrum und Entwicklungslinien der Kosmographie im 15. und in
den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts. Beim Vergleich der beiden
Listen von Schedel und Peutinger wurde deutlich, daß sich in den
beiden ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts die gelehrte
Kosmographie außerordentlich stark entwickelt hat. Die Dynamik, die
sich hier zeigt, wird in ihren äußeren Horizonten von den Entdeckungen
bestimmt, aber sie hat doch nicht nur mit diesen zu tun, denn sie geht
mit der inneren Erweiterung und zunehmend kritischen Aufarbeitung der
klassischen Geographie der alten Welt einher. So erkennen wir
insgesamt eine sehr vielfältige Horizonterweiterung, deren
Grenzlinien, Schichten und Verwerfungen sich an der Vielfalt der
zeitgenössischen Texte im einzelnen aufsuchen lassen.
(2) Zur Unterscheidung
Kosmographie-Geographie-Chorographie
vgl. Petrus Apianus: Cosmographicus Liber. (Landshut) 1524, fol A1:
"Quid sit Cosmographia et quo differat a Geographia et
Corographia". Apian erläutert dort den Unterschied zwischen den drei
Begriffen und veranschaulicht ihn durch drei Abbildungen: unter
"Kosmographie" bildet er einen Erdglobus mit Gestell und Gradnetz
ab, wobei die Kontinente nur schematisch angedeutet und mit ihren
Namen beschriftet sind; unter "Geographie" zeichnet er eine
freischwebende Erdkugel ohne Gradnetz und Kontinentgrenzen, aber mit
Küstenlinien, Gebirgen und Flüssen; unter "Corographia" zeigt er die
Ansicht einer Stadt mit umgebender Landschaft. (Unvollständiges
Exemplar: Göttingen SUB, 8 Geogr. math.80 Rara; die Beschreibung der
Abb. deshalb nach der von Gemma Frisius herausgegebenen Ausgabe,
Antwerpen: Io. Grapheus 1533, Exemplar: Göttingen SUB, 8
Geogr.math.81 Rara, fol. A2v).
(3) Gustav Bauch: Die Reception des
Humanismus in Wien. Eine litterarische Studie zur deutschen
Universitätsgeschichte. Breslau 1903, bes. S. 118-120.
(4) Richard Stauber: Die Schedelsche Bibliothek.
Ein Beitrag zur Geschichte der Ausbreitung der italienischen
Renaissance, des deutschen Humanismus und der medizinischen
Literatur (Studien und Darstellungen aus dem Gebiete der Geschichte,
Bd. 6, Heft 2 u. 3). Freiburg i.Br. 1908.
(5) Die Rekonstruktion der Bibliothek Peutingers
ist seit langem ein Desiderat der Humanismusforschung. Nach
Vorarbeiten an der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg wurde hierzu
inzwischen ein detailliertes Arbeitskonzept entwickelt, das nach
Sicherstellung der Finanzierung demnächst verwirklicht werden soll.
(6) Zu den Schedelschen Verzeichnissen
s. R. Stauber (Anm. 4), S. 102f., Edition S. 103-145. Zu den Verzeichnissen
Peutingers s. Erich König: Peutingerstudien (Studien und Darstellungen
aus dem Gebiete der Geschichte, Bd 9, Heft 1 u. 2) Freiburg
i.Br. 1914, S. 149-151 . Die Edition einer Konkordanz der
handschriftlichen Bücherverzeichnisse Peutingers ist im Rahmen der
Rekonstruktion seiner Bibliothek geplant.
(7) Zu Schedel s. vor allem R. Stauber
(Anm. 4), S. 40- 101 . Neuere Literatur bei Elisabeth Rücker: Hartmann
Schedels Weltchronik. München 1988 (erweiterte Neuauflage der Ausgabe
München 1973).
(8) R. Stauber (Anm. 4), S. 59.
(9) R. Stauber (Anm. 4), S. 60.
(10) Der folgende Abdruck nach
R. Stauber (Anm. 4), S. 119. Die von Stauber in eckigen Klammern
ergänzten Signaturen der Bayerischen Staatsbibliothek München
wurden hier fortgelassen. Die Überschrift stammt von Schedel, die
Numerierung wurde von mir hinzugefügt.
(11) Bayerische Staatsbibliothek
München, Clm. 431, fol. 96 - 274v: "Itinerarium sive
Peregrinatio... Hieronimi monetarij..."; fol 280-297: "De Inventione
Affricae maritime et occidentalis ut genee Per Infantem Henricum
Portugallie...". Dieser Bericht wurde veröffentlicht durch Friedrich
Kunstmann: Hieronymus Münzer's Bericht über die Entdeckung der Guinea
mit einleitender Erklärung. In: Abhandlungen der kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften, hist. Kl., Bd 7, Abt. 2. München 1855,
S. 289-362.
(12) Liste der Ausgaben in John
Alden: European Americana, Bd. 1: 1493 - 1600 New York 1980; die
wahrscheinlich von J. Wolff in Basel gedruckte Ausgabe unter Nr.493/8.
(13) Zu Peutinger vor allem E. König
(Anm. 6) und Heinrich Lutz: Conrad Peutinger. Beiträge zu einer
politischen Biographie (Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg
9). Augsburg 1958.
(14) Benedikt Greiff (Hrsg.):
Tagebuch des Lukas Rem aus den Jahren 1494 bis 1541, mit Anhang:
Briefe und Berichte über die frühesten Reisen nach Amerika und
Ostindien aus den Jahren 1497 bis 1506 aus Dr. Conrad Peutingers
Nachlaß (26. Jahresbericht des historischen Kreisvereins im
Regierungsbezirke von Schwaben und Neuburg für das Jahr
1860). Augsburg 1861.
(15) In der Ausgabe Straßburg:
Johannes Prüs, 9. Febr. 1506, auf fol. b2v-b3 (Exemplar: Göttingen
SUB, 4 H.Ger.un. I 772).
(16) Zur Rolle Peutingers bei der
Vorbereitung und Durchführung der Indienfahrt vgl. H. Lutz (Anm. 13),
S. 54-64.
(17) Transkription aus der
Handschrift der Bayerischen Staatsbibliothek München, Clm 4021 b, fol
85-85v. Die dort von Peutinger zu fast jedem Band angegebenen Siglen,
die eine Zuordnung zu seinem nach Buchgrößen geordneten
Hauptverzeichnis ermöglichen, sind hier fortgelassen worden; um welche
Ausgaben der angegebenen Werke es sich bei den einzelnen aufgeführten
Titeln handelt, muß im Zuge der Rekonstruktion der Peutingerschen
Bibliothek noch ermittelt werden. Die Überschrift stammt von
Peutinger, Kürzungen wurden ohne besonderen Hinweis aufgelöst, Angaben
in eckigen Klammern und die Numerierung wurden von mir ergänzt.
(l8) E. König (Anm. 6), S. 150.
(19) Schön ist hier die Formulierung
des Johannes Cochlaeus im Brief an Antonius Kreß, datiert 10. Oktober
1511, abgedruckt als einleitender Widmungsbrief seiner Ausgabe der
Cosmographia des Pomponius Mela (Nürnberg 1512), fol. A1v (Exemplar:
Göttingen SUB, 8 A.lat. III 8398): "Credo equidem Geographiam id esse
historiis quod Sol est mundo."
(20) Zum Begriff der "humanistischen
Naturwissenschaft", der den erheblichen Einfluß humanistischer Studien
auf die Entwicklung der Naturwissenschaften und deren engen
Zusammenhang unterstreicht und damit einen wichtigen Aspekt der
Geschichte des Humanismus gerade im deutschen Sprachbereich
hervorhebt, vgl. die Arbeit von Helmuth Grössing: Humanistische
Naturwissenschaft. Zur Geschichte der Wiener mathematischen Schule des
15. und 16. Jahrhunderts (Saecula spiritalia, Bd. 8). Baden-Baden
1983, S. 17-64. Die im deutschen Humanismus in der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts stark zunehmende Intensität derVerbindung von
Humanismus und Naturwissenschaft betont Dieter Wuttke: Beobachtungen
zum Verhältnis von Humanismus und Naturwissenschaft im
deutschsprachigen Raum. In: Günther Hamann (Hrsg.): Der Weg der
Naturwissenschaffen von Johannes von Gmunden zu Johannes Kepler
(Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften,
phil.-hist. Kl., Bd. 497). Wien 1988, S. 119-138.
2 Cosmographia Ptolemei cum figuris et fabulis XXIIII
3 Cosmographia Ptolemei Alexandrini cum figuris novis XXXII
4 Asia Pii pape in quo continentur Rerum
ubique gestarum in Asia cum descriptione subtili locorum
5 Europa Enee in quo Gesta in Europa sub Friderico tercio cum locorum
ac personarum descriptione per Europam continentur
6 Pomponius Mella liber parvus scriptus
7 Descriptio terre sancte ac locorum in Ierusalem per Ioannem Tucher
civem Nurembergensem et alia
8 Beda de Situ Hierusalem et locis sanctis et alia in pergamento
9 Cosmographia Pomponii Melle: Dionisius de situ orbis
10 Liber peregrinacionis ad terram sanctam Hierusalem describens
terram promissionis et iter ad divam Katherinam prope montes Sinai cum
figuris: per Io(annem) Breitenbach cum figuris (!)
(dazu nach dem Berliner Kodex:)
11 Registrum cum additionibus in cosmographiam Ptolemaei per novas tabulas
2 Cosmographia Claudii Ptolaemei (!)
3 Dionysius de Situ orbis (gestrichen)
4 Priscianus de Situ orbis
5 Plinius in Geographia
6 Camertis Index in eundem
7 Strabo de Situ orbis
8 Pompon(ius) Mela
9 Herm(olaus) Barbarus in Pomp(onium) Melam
10 Pii Pont(ificis) Maxim(i) Asia Europa et Bohemia
11 Vesputii Introductio in Cosmographiam
12 Res Indiae a Portugallensibus
13 Itinerarium Indianum Ludvici Patacii(!) Romani
14 Itinerarium Portugallensium in Indiam
15 Solinus de Mirabilibus mundi
16 Res Indiae in vulgari
17 De provinciis Germaniae
18 Dionysius de Situ orb(is) prosa per Ant(onium) Bechariam traductus
19 idem Carmine a Prisciano ut Fannio Rhennio tralatus cum Commentariis
Joan(nis) Camertis
20 Index in eundem
21 Pomponii Melae libris tres
22 Herm(olaus) Barb(arus) Castigat(iones) in eundem
23 Index in Pomponium Melam
24 Albertus Magnus de Naturis locorum
25 Compendium Ioan(nis) Coclei in geograph(iam)
26 Orbis Breviarium Zachariae Lilii
27 Martini Hilacomilis in Chartam Itinerariam introductorium
28 Jacob F(aber) Stapulensis paraphrasis in Meteorologiam Aristotelis
29 Coclei Comment(arius) in eundem
30 Itinerarium Ant(onini) Pii scriptum
31 Idem in Gallia Impressum
32 Dionysius de Situ orbis graece
33 Idem Carmine latinus
34 Germania Eneae et alia ut in indice
35 Descriptio Terre Joan(nes) Schöner
36 rerum gestarum (gestrichen) Duae Sarmatiae
37 Iulius Solinus
38 Solinus cum Commento Camertis
39 Provinc(iae) Germ(aniae) Ladislai
40 Mela cum Commento Camertis (gestrichen) Vadiani
41 Stephanus de urbibus
42 Cosmographia
Anmerkungen
(1) Die erweiterte und überarbeitete
Fassung meines Beitrages zum Kolloquium "Focus Behaimglobus",
vorgetragen im April 1990 in Nürnberg, skizziert anhand zweier hier
erstmals untersuchter Quellen einen Aspekt meiner gegenwärtigen Arbeit
an einer Dissertation über die geographischen Entdeckungen und den
Wandel des Weltbildes der Gelehrten im deutschen Sprachbereich, 1480-
1550. Auf umfassende bibliographische Nachweise wird deshalb an dieser
Stelle verzichtet. Allgemein grundlegend zur Geographie im deutschen
Sprachbereich noch immer Lucien Gallois: Les géographes allemands de
la Renaissance. Paris 1890; ein neuerer Gesamtüberblick zur Geographie
im 15. und 16. Jahrhundert Numa Broc: La géographie de la Renaissance,
1420-1620. 2. Aufl. Paris 1986; einige Einzeldarstellungen zu
deutschen Geographen in Manfred Büttner (Hrsg.): Wandlungen im
geographischen Denken von Aristoteles bis Kant (Abhandlungen und
Quellen zur Geschichte der Geographie und Kosmologie,
Bd. 1). Paderborn 1979; viele Stichwortartikel zur Geschichte der
Geographie der Renaissance in Ingrid Kretschmer, Johannes Dörflinger
und Franz Wawrik (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte der Kartographie (Die
Kartographie und ihre Randgebiete, Bd. 1 -2), 2 Bde. Wien
1986. Vgl. meinen Beitrag: L'écho des découvertes dans la littérature
géographique allemande de la première moitié du XVIe siècle. In: "La
Découverte, le Portugal et l'Europe", Actes du Colloque Paris 1988,
publiés sous la direction de Jean Aubin. Paris 1990, S. 295-308.
Last modified: Tue Apr 28 10:45:00 MET 1998