Die Entdeckung der Erdkugelgestalt in der griechischen Antike

Heinz Dietmar Richter

In: Bott, G.; Willers, J. (Hrsgb.): Focus Behaim-Globus. Referate des internationalen Kolloquiums im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg - 5.4.-6.4.1990, Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Nürnberg, April 1991.

In ähnlicher Weise wie in der griechischen antiken Welt (1) die Diskussion um das Erdbild und die Erdgestalt leidenschaftlich und kontrovers geführt worden ist, so vehement wurde und wird der Widerstreit um diese wissenschaftshistorischen Erkenntnisse in der geographiegeschichtlichen Forschung der letzten hundert Jahre ausgetragen (2). Betrachtet man kritisch so manche neuere Gesamtdarstellung zur Geschichte der Geographie oder Kartogrophie, so treten, was die hier zu behandelnde Fragestellung betrifft, zwei Elemente dominant in den Vordergrund:

Zum einen kann der durchaus irreführende Gedanke entstehen, als habe sich in der griechischen Antike die Genese von primitiven Gedankengebäuden hinsichtlich des Erdbildes bis hin zur gesicherten Kenntnis der Kugelgestalt der Erde gewissermaßen linear vollzogen, gleichsam parallel zur Entwicklung des Kartenwesens und analog zu jener vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild. Aussagen wie jene, die frühe griechische Kartographie mit der Darstellung der Erde als ebener Fläche reflektiere die vorherrschende Vorstellung von der Erde als flacher Scheibe, finden sich in nicht geringer Zahl (3).

Ein Großteil der fachbezogenen Forschung scheint dahin zu tendieren, die Entstehungszeit der Erdkugelgeographie in wesentlich frühere Zeit zu datieren als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war (4).

Im folgenden soll - weitgehend losgekoppelt von so wichtigen Themenkreisen wie etwa zentralen astronomischen Fragen, der Zonenlehre der Erde und der Problematik der nach antiker Ansicht bewohnbaren Welt - ein Weg in der Darstellung beschritten werden, der, von einer Zeit ausgehend, in der das Wissen um die Kugelgestalt der Erde als fester Bestandteil griechischer Wissenschaft und Philosophie galt, die Spuren und Traditionsstränge chronologisch zurückzuverfolgen sucht, um sich auf diese Weise der Zeit und den Umständen der frühesten Lehre der Erdkugelgestalt zu nähern.

Als in der zweiten Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrhunderts der am ptolemäischen Hofe in Alexandria wirkende Eratosthenes aus Kyrene die Ergebnisse seiner nachmalig so wirkungsträchtigen Forschungen über geographische Fragen schriftlich niederlegte (5), hatte zwar schon seit geraumer Zeit kein Zweifel mehr an der Kugelgestalt bestanden, doch war der in heutigem Sinne mathematisch-naturwissenschaftliche Nachweis in letzter Instanz noch nicht geführt worden. Diese Grundlagen für spätere Generationen - Hipparch, Poseidonios, Ptolemaeus - zu formulieren, blieb Erotosthenes vorbehalten. Er war es, der in einem mathematisch korrekten Verfahren den Umfang der Erde auf 252000 Stadien berechnete - nach dem mit einiger Wahrscheinlichkeit in Anwendung gebrachten alexandrinischen Maß umgerechnet etwa 39700 km (6).

Zusammen mit seinen nicht minder bedeutsamen kartographischen Leistungen, die wie alles, was über Erotosthenes bekannt ist, nur sekundär überliefert sind, soll hier die (allerdings durch keine Quelle belegte) Hypothese geäußert sein, daß Eratosthenes durchaus der Versuch zuzutrauen sein sollte, einen Erdglobus konstruiert zu haben und nicht lediglich eine ebene Weltkarte.

Während astronomische Sphärensysteme einer schon früheren Zeit zuzuweisen sind, bleibt die Nutzung erster Globen letztlich zwar in Dunkel gehüllt. Doch könnte die für das zweite vorchristliche Jahrhundert mit einiger Sicherheit nachgewiesene Verwendung von Globen zu Demonstrationszwecken durch Krates von Mallos ihren.Ausgang in Alexandria bei Eratosthenes genommen haben (7).

Schon vor Eratosthenes waren mehr oder weniger erfolgreiche Messungen zur Bestimmung des Erdumfangs durchgeführt worden, die naturgemäß der Exaktheit der Berechnungen eines Eratosthenes nicht nahekommen. So erfährt man bei Aristoteles von der in seiner Zeit hypothetisch bestimmten Zahl von 40000 Stadien (8), und schon im späten 5. Jahrhundert v.Chr., in der Zeit des Peloponnesischen Krieges, hatte der Komödiendichter Aristophones in seinen "Wolken" (201 ff.) über derartige Messungen gespottet (9).

Doch kurz zurück zu Eratosthenes: allein die konkrete sphärische Gestalt der Erde mit ihren von ihm erstaunlich exakt fixierten Entfernungsangaben in Ost-West-Richtung wird ihn zu der Aussage verleitet haben, wonach er es für möglich und wahrscheinlich hielt, "auf derselben Parallele von Iberien bis Indien fahren zu können, wenn nicht die Größe des Ozeans es verhinderte" (10). Und die im ersten Jahrhundert v.Chr. von Strabon im Kontext geäußerte Auffassung, er, Strabon, halte eine andere bewohnte Welt für denkbar, läßt sich ohne größere Bedenken auf Eratosthenes zurückführen (11).

Geht man zeitlich um ein gutes Jahrhundert zurück, so begegnet man in Aristoteles einem entschiedenen Befürworter der Kugelgestalt der Erde, der seine teils theoretischen, teils naturwissenschaftlich-philosophisch begründeten Ansichten insbesondere in den Schriften "Über den Himmel" und "Meteorologie" dargelegt und sich für eine rechtsgerichtete Drehung der Erde entschieden hatte (12). Von Aristoteles selbst erfährt man auch von der Kontroverse um die Kernproblematik der Erdgestalt: Manche, so weiß er zu berichten, "meinen, die Erde sei eine Kugel, andere wiederum, sie sei flach" (13). Die hiermit tangierte Wissenschaftsdiskussion hatte ihre Ursprünge somit vermutlich in einer Zeit, die lange vor Aristoteles zu datieren ist. Platon hatte sich nachdrücklich zur sphäroiden Gestalt der Erde, die sich in der Mitte einer einzigen kosmischen Vollkugel befinde, bekannt (14).

Und auch Sokrates soll, wie Platon in jenem zur Genüge bekannten und oft zitierten Bericht überliefert, die Erde als eine in der Mitte des Kosmos freischwebende Kugel erachtet haben (15), wenngleich die Interpretation der betreffenden Stelle zu berechtigten Diskussionen innerhalb der Forschung geführt hat. Um die Wende vom fünften zum vierten Jahrhundert v.Chr. waren Teile der pythagoreischen Schule bereits über das Stadium der bloßen Erdkugellehre hinaus und zur Erörterung des Problems übergegangen, "ob diese Erdkugel feststehe oder sich bewege" (16). Somit war in der Zeit eines Sokrates der Weg dahingehend geebnet worden, die Bahnenbewegung der Erde in ausführlicher Diskussion zu erörtern (17), eine Frage, die schließlich positiv beschieden worden ist.

Innerhalb der pythagoreischen Tradition steht in einer zeitlich nahen früheren Stufe Parmenides aus Elea in Unteritalien (ca. 515-450 v.Chr.), dem Poseidonios im ersten Jahrhundert v.Chr. die Lehre - nicht aber etwa, wie in manchen neuen Abhandlungen bisweilen nachzulesen, die erstmalige Erkenntnis - von der Kugelgestalt der Erde zugeschrieben hat (18). Diese Nachricht, die in letzter Instanz auf einer vertrauenswürdigen Quelle, nämlich Theophrast, fußt, hat in unseren Tagen dazu geführt, Parmenides schlechthin als den Protagonisten der Erdkugelgeographie zu begreifen.

Wenn Parmenides in diesem frühen fünften Jahrhundert schon soweit fortgeschritten war, die Kugel- und die Zonenlehre in einer derart ausgefeilten Weise zu formulieren, so ist die These sicherlich nicht überzogen, die Entstehung des Erdkugelbegriffs einer nochmals älteren Zeitstufe zuzuordnen (19).

Betrachtet man gewisse Stränge der Schultraditionen des griechischen Unteritalien etwas genauer, so scheint die Kontaktnahme der pythagoräischen Lehren seitens des Parmenides über (den Lehrer und Vermittler) Xenophanes greifbar zu werden. Offensichtlich verstanden bestimmte Kreise der Pythagoreer und möglicherweise auch schon Pythagoras selbst die Erde - wie auch den Mond - als von Lebewesen bewohnte Kugeln, die konzentrisch im ebenfalls kugelförmigen Himmel schwebten (20).

So sehen wir in Pythagoras einen der frühesten, wenn nicht sogar den ersten Vertreter der Lehre von der Kugelgestalt der Erde. Dies allerdings nur unter der einschränkenden Prämisse, daß diese aus dem dritten Jahrhundert nach Christus stammende Information aus der Feder des Diogenes Laertius das Richtige trifft - und hier kann man sehr wohl äußerst unterschiedlicher Auffassung sein (21). Gleichwohl soll an dieser Stelle mit einem Großteil der geographie-historischen Forschung die Historizität nicht in Zweifel gezogen werden, so sehr auch die Autorschaft des Pythagoros hinsichtlich der Fragestellung mit einem Fragezeichen zu versehen ist.

Trotz und vielleicht gerade wegen aller hiermit in Zusammenhang stehenden Schwierigkeiten sollen weitere Facetten, d.h. Zeiten und geographische Räume bezüglich der möglichen Entstehung der Erdkugellehre betrachtet werden.

Im sechsten und fünften Jahrhundert v.Chr. begegnet man einem Phänomen, das auch unter wissenschaftsgeschichtlichen Aspekten für die Problematik von einiger Relevanz ist.

Das westliche Kleinasien hatte sich vom achten Jahrhundert bis in diese Zeit hinein zum Zentrum der ionischen Naturphilosophie entwickelt. Und von diesem Küstenstrich aus war die sog. "Große griechische Kolonisation" in Gang gesetzt worden - jene Bewegung mit ihrem nachmals enormen, bestimmte Wissenschaftsbereiche revolutionierenden Erkenntnisschub, so beispielsweise auf den Gebieten der Geographie, der Astronomie und, in technischer Ausprägung, etwa der Nautik.

In dem seit der Mitte des achten Jahrhunderts von griechischen Auswanderern besiedelten Unteritalien und Sizilien konnte sich im Verlaufe der folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte eine ausgeprägte Form von Philosophie und Wissenschaft herausbilden, deren Träger unter anderem die bereits genannten Persönlichkeifen waren.

Im Gegensatz zu der von ihnen teils vertretenen Lehrmeinung der sphäroiden Erdform hielten im ionischen Osten nahezu zeitgleich Männer wie Anaximenes, Anaxagoras, Demokrit und auch der bekannte Historiker Herodot an der Vorstellung der Scheibenform der Erde, die gewissermaßen den Abschluß des Himmelsgewölbes bildete, fest (22).

Angesichts dieser doch augenfälligen Differenz bzw. Diskrepanz der Auffassungen in den verschiedenen geographischen Räumen stellen sich zwei drängende Fragen:

War der Informationsfluß zwischen Westgriechen und dem griechischen Osten nicht ausgeprägt genug, um neue oder andere Errungenschaften zumindest zur Kenntnis nehmen zu können?

Oder lehnte man in dem einen Bereich (hier im Osten) die neue Lehre aus bewußten Gründen ab, wenn man sie denn kannte?

Vergegenwärtigt man sich nochmals das bereits zitierte Wort Herodots (Anm. 9), so wird man geneigt sein, letztere Frage in höherem Maße positiv zu beantworten. Als Hyperkritiker großer Teile seiner Historikerkollegen, die vor ihm geschrieben hatten, verwies Herodot bekanntlich auch Teile jenes Berichtes in den Bereich der reinen Erfindung, wonach phönikische Seeleute um das Jahr 600 v.Chr. im Auftrag des ägyptischen Pharaos Necho die erste erfolgreiche Umsegelung Afrikas in Szene gesetzt hatten (23). Und dennoch wird die Historizität dieser ersten Afrikaumsegelung innerhalb der Forschung weitgehend akzeptiert (24).

Konsequent hält Herodot jedenfalls an den Ergebnissen der ionischen Naturphilosophie mit der Erde als Scheibe fest. Wer aber ist der Adressat, bzw. wer sind die Adressaten der Polemik Herodots, jene namentlich nicht genannten Kartographen? In die Jahre 610-546 v.Chr. fällt die Lebenszeit eines Mannes aus Milet (einer ionischen Nachbarstadt des dorischen Heimatortes Herodots, Halikarnassos), dessen Name untrennbar mit unserer Problematik verbunden ist und der ein Schüler des Thales war: Anaximander.

Anaximander wurde schon in der Antike als der Begründer der griechischen Kartographie bezeichnet (25), er soll es "als erster gewagt haben, ein Bild der bewohnten Erde auf eine Tafel zu zeichnen" (26).

Man mag es für naheliegend erachten, die Polemik Herodots auf eben Anaximander zu beziehen, zumal letzterer, wie man wiederum von Diogenes Laertius erfährt, überdies einen Himmelsglobus konstruiert haben soll. Somit ist für Anaximander der Himmel selbst nicht mehr halbkugelförmig, sondern eine Vollkugel. Die Erde stellte er sich als freischwebend im Kosmos vor. Welche Form aber hatte nach Ansicht Anaximanders die Erde? Die Interpretationen gingen und gehen innerhalb der Forschung weit auseinander. So wurde Anaximanders Erdbild zum einen als Zylinder mit einem Durchmesser des Dreifachen der Höhe gesehen innerhalb eines Kosmos, in dem die Erde frei schwebe (27). Zum anderen wurde die Erde auch als flacher Abschluß der Himmelshalbkugel begriffen oder gar schon als Kugel, wobei zur Diskussion gestellt ist, ob Anaximander selbst über diesen Gedanken reflektiert hat, oder ob die Erkenntnis von außen an ihn herangetragen worden ist. Akzeptiert man die wohl kaum bezweifelbaren kartographischen Leistungen des Milesiers, seine Ansicht, der Himmel sei eine Vollkugel (28), in dessen Zentrum die Erde sich frei bewege, so wird man ihm zumindest a priori die Lehre von der Kugelgestalt der Erde nicht kategorisch absprechen wollen, zumal auch eine weitere Komponente nicht zu übersehen ist: die wohl durchaus als ein Meilenstein im wissenschaftlichen Fortschritt zu bezeichnenden Errungenschaften Anaximanders konnten sich in seinem direkten Umfeld nicht behaupten. Im Gegenteil: starr an spekulativen Traditionen festhaltend verwarf ein Schüler Anaximanders, Anaximenes, die Lehren bezüglich der Himmelslage und der Bewegungen der Gestirne.

Hält man sich die im siebten und sechsten Jahrhundert - bereits erwähnten - weitreichenden "internationalen" Beziehungen vor Augen, so könnten Entdeckungsfahrten wie auch kolonisatorische Bewegungen bereits in der Zeit vor Anaximander den Prozeß hin zur zumindest hypothetischen Forderung nach der sphäroiden Form der Erde in Gang gesetzt haben - und dies unabhängig vom geographischen Raum solcher Hypothesen.

Im wesentlichen deckt sich unsere Zeitspanne mit der Entstehungszeit der homerischen Epen Ilias und Odyssee, die in manchen Zügen einen Reflex der beginnenden kolonisatorischen Expansion bieten. So soll die Fragestellung im Kontext auch an "Homer" gestellt sein.

Der überwiegende Teil der modernen Forschung definiert das homerische Weltbild als eine runde Scheibe, die von der Himmelshalbkugel umwölbt ist und vom Ozean umflossen wird (29). Sicherlich nicht ohne Grund ist "Homer" von Strabon als der Begründer der geographischen Wissenschaften bezeichnet, in jüngerer Zeit wieder verstärkt in das Zentrum geographiehistorischer Forschungen gerückt worden. Ob indes den Dichtungen Ilias und Odyssee kartographische Vorlagen als Mittel der Darstellung gedient haben, bleibt im Dunkeln und ist wohl eher zu bezweifeln.

Gleichwohl finden wir in der hellenistischen Welt des zweiten Jahrhunderts v.Chr. in der Person des Homerexegeten Krates von Mallos einen Mann, der die Kugelgestalt der Erde in seiner sehr eigenwilligen Auslegung der Epen schon für Homer postuliert und zu belegen gesucht hatte (30). Krates, der nach Ausweis von Strabon (31) ein Erdkugelmodell mit kartographischen Abbildungen konstruiert hatte, idenfifizierte gleichsam sein Bild der Erd(-kugel) mit dem homerischen (32). In jedem Falle hatten in der Zeit des Krates sphärische Himmelsmodelle zumindest eine lange Tradition - und dies darf uns nicht dazu führen, hinsichtlich globaler Modelle der Erde einem Analogieschluß zu unterliegen, zumal die Quellen uns diesbezüglich vollkommen im Stiche lassen

Und dennoch: Ohne die zweifelsfrei überzogenen und hyperkritischen Wertungen des Krates übernehmen zu wollen, sei als Hypothese der Gedanke geäußert, wonach bereits in homerischer Zeit (also nicht expressis verbis in den homerischen Epen) die Vermutung artikuliert worden sein mag, es könne sich bei der Gestalt der Erde um eine Kugel handeln.

Wenngleich sich exakte Enstehungszeit und -umstände letztlich der Überprüfung durch die Forschung entziehen, so scheinen doch in den vom achten bis sechsten jahrhundert v.Chr. vorgegebenen Rahmenbedingungen (Ionische Naturphilosophie, große Kolonisation und anderes mehr) Gründe und Motive zu suchen sein, die schließlich jener revolutionierenden Idee zum Durchbruch verhalfen, die in der Folge so weitreichende Bedeutung erlangen sollten: die Erkenntnis der Kugelgestalt der Erde.

Auswahlbibliographie

Hugo Berger: Geschichte der wissenschaftlichen Erdkunde der Griechen. 2 Aufl. Leipzig 1903.

Hugo Berger: Die Lehre von der Kugelgestalt der Erde im Altertum. In: Geographische Zeitschrift 12, 1906, S. 20-37.

Edward Herbert Bunbury: A History of Ancient Geography among the Greeks and Romans from the Earliest Ages to the Fall of the Roman Empire, 2 Bde. New York 1883. Nachdruck New York 1959.

Werner Ekschmitt: Weltmodelle. Griechische Weltbilder von Thales bis Ptolemäus. Mainz 1989.

F. Gisinger, in: Paulys Real-Encyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft, hrsg. von Wilhelm Kroll. Supplementband 4. Stuttgart 1924, Sp. 521-685, s.v. Geographie.

John B. Harley und David Woodward (Hrsg.): The History of Cartography I: Cartography in Prehistoric, Ancient and Medieval Europe and the Mediterranean. Chicago - London 1987.

Hans Joachim Mette: Sphairopoiia. Untersuchungen zur Kosmologie des Krates von Pergamon. München 1936.

Oswald Muris und Gert Saarmann: Der Globus im Wandel der Zeiten. Eine Geschichte der Globen. Berlin - Beutelsbach 1961.

Anmerkungen

(1) Dieser Beitrag muß die Betrachtung sinnvollerweise auf den antiken griechischen Bereich beschränken, da eine umfassende Untersuchung den gegebenen Rahmen bei weitem sprengen würde. Man denke nur an Babylonien, Altägypten oder auch die gesamte römische Welt, um zu erkennen, welche Breite und Tiefe das Sujet ganzheitlich erreichen würde. Auch sei betont, daß die vorliegenden Gedanken zur Entstehung des Bewußtseins um die Kugelgestalt allenfalls ein grober und auch unvollständiger Überblick zu den Grundzügen dieser Entwicklung sein wollen und können. back

(2) Es sei an dieser Stelle insbesondere verwiesen auf die grundlegenden und richtungsweisenden Arbeiten von Hugo Berger: Geschichte der wissenschaftlichen Erdkunde der Griechen. 2. Aufl. Leipzig 1903. - Ders.: Die Lehre von der Kugelgestalt der Erde im Altertum. In Geographische Zeitschrift 12, 1906, 5. 20-37. Bezüglich der neueren Arbeiten, die im wesentlichen nur in Nuancen über die Forschungen Bergers hinausreichen, vgl. die Auswahlbibliographie. back

(3) Zur Illustration des Gesagten sei nur ein Werk angeführt, das weitere Belegstellen zitiert: John B. Harley und David Woodward (Hrsg.): The History of Cartography I: Cartography in Prehistoric, Ancient and Medieval Europe and the Mediterranean. Chicago- London 1987,S. 135f. back

(4) Nur am Rande sei die erstaunliche (und auch durch einige nicht völlig von der Hand zu weisende Belege und Berechnungen gestützte) These von C. Leitz: Studien zur ägyptischen Astronomie. Wiesbaden 1989, vermerkt, wonach die Kenntnis von der Kugelgestalt der Erde bereits im Ägypten des zweiten Jahrtausends v.Chr. durch mathematische und astronomische Mittel Allgemeingut des Wissens gewesen sei. back

(5) Das Werk des Eratosthenes ist uns heute lediglich noch fragmentarisch greifbar bei Felix Jacoby: Die Fragmente der griechischen Historiker, Teil 2 B. Leiden 1962 (dort die Nr. 241). Die Berechnung des Erdumfangs überliefert Kleomedes I, 10, 3-6 (Edition: Cleomède: Théorie élémentaire, De motu circulari corporum caelestium. Texte présenté, traduit et commenté par R. Goulet. Paris 1980). back

(6) Kleomedes I, 10, 6. back

(7) Vgl. Hans Joachim Mette: Sphairopoiia. Untersuchungen zur Kosmologie des Krates von Pergamon. München 1936. back

(8) Aristoteles: De caelo II, 14. back

(9) Erdmessungen wie auch kartographische Versuche sind gleichwohl nicht erstmals hier auftretende Erscheinungen. Das frühe fünfte Jahrhundert kannte spekulative Messungen und zeichnerische Konstruktionen. Man vergleiche beispielsweise Herodot 4, 36: "Ich muß lachen, wenn ich manche Leute beim Zeichnen von Erdkarten sehe und sie die Gestalt der Erde doch keineswegs korrekt zu erklären wissen. Sie zeichnen den Ozean rund um die Erde fließend und dabei so regelmäßig wie einen Kreis." Die genaue Auffassung Herodots über die Erdform wird hier nicht deutlich. Weiterhin zu Erdmessungsversuchen allgemein: H. Berger: Geschichte (Anm. 2), S. 265ff. und S. 406ff. back

(10) Das Zitat überliefert Strabon: Geographiká, C 64. back

(11) Strabon: Geographiká, C 118. back

(12) Vgl. dazu auch H.J. Mette (Anm. 7), S. XV. back

(13) Aristoteles: De caelo II, 13, 1. back

(14) Platon: Phaidon 11OB, 6f.; auch Platon: Timaios 62D, 12-63A. back

(15) Platon: Phaidon 108E-109B, 4: "Zunächst also bin ich davon überzeugt, daß, wenn sie (sc. die Erde) denn als Kugel im Zentrum des Kosmos sich befinde, sie keine Luft benötigt, um nicht zu fallen, und auch keine andere Hilfe. Denn um sie zu halten, reichen die konstante Gleichförmigkeit der Welt sowie das Gleichgewicht der Erde selbst. Denn ein gleichförmig Seiendes, in das Zentrum eines anderen gleichförmigen gesetzt, wird keinen Grund haben, sich mehr oder weniger nach der einen oder anderen Seite zu neigen, sondern wird in seiner Gleichförmigkeit ohne Neigung fixiert bleiben. Dies ist zunächst meine Überzeugung. Des weiteren aber, daß sie sehr groß ist und daß wir als Bewohner des Raumes zwischen Phasis und den Säulen des Herakles nur einen kleinen Teil von ihr besitzen und um das Meer wohnen wie die Ameisen oder Frösche um einen Teich, während noch weitere an vielen anderen Orten in ähnlicher Weise wohnen." back

(16) H. Berger: Lehre (Anm. 2), S. 26. back

(17) Vgl. dazu auch Aristoteles: De caelo II, 13. back

(18) Nach Poseidonios (überliefert bei Strabon: Geographiká C 94) hatte Parmenides bereits die Forderung nach fünf Zonen - zwei Eiszonen, zwei gemäßigte Zonen, eine heiße Zone - gestellt. back

(19) Vgl. ähnlich auch H. Berger: Lehre (Anm. 2), S. 34. back

(20) Dazu äußert sich Diogenes Laertius 8, 1, 19. Man vergleiche auch den diesbezüglich kurzen Abschnitt bei Oswald Muris und Gert Saarmann: Der Globus im Wandel der Zeiten. Eine Geschichte der Globen. Berlin - Beutelsbach 1961, S. 18. back

(21) Für diese Annahme sprach sich schon H. Berger: Geschichte (Anm. 2), S. 178f. aus; auch H. Berger: Lehre (Anm. 2), S. 36f., mit nochmaliger Begründung der These. In dieselbe Richtung tendiert F. Gisinger, in: Paulys Real-Encyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft, hrsg. von Wilhelm Kroll. Supplementband 4. Stuttgart 1924, Sp. 573. back

(22) Natürlich ist nicht bis in die letzte Konsequenz eine strikte Trennung Ost - West möglich und sinnvoll. Doch weisen die Indizien in diese Richtung, daß nämlich die Entwicklungslinien sich getrennt haben. Vgl. zu den Personen auch H. Berger: Lehre (Anm. 2), passim. back

(23) Herodot 4, 42. back

(24) Vgl. beispielsweise S. Pernigotti: Phönizier und Ägypter. In: Die Phönizier, hrsg. von S. Moscati. Hamburg 1988, S. 528. back

(25) Diogenes Laertius 2, 1. back

(26) Agathemeros I,1. Zu diesem Geographen s. Hugo Berger, in: Paulys Real-Encyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft, hrsg. von Georg Wissowa. Bd. 1. Stuttgart 1894, Sp. 742f. s.v. Agathemeros IV - Zu Anaximander allgemein und ausführlich H. Berger, Geschichte (Anm. 2), S. 25-37. back

(27) H. Berger: Lehre (Anm. 2), S. 30f. back

(28) Vgl. dazu auch 0. Muris und G. Saarmann (Anm. 20), S. 17f. back

(29) Stellvertretend sei genannt J.B. Harley und D. Woodward (Anm. 3), S. 136. Die Auffassung, der Verfasser der homerischen Epen habe die Erde bereits als Vollkugel verstanden, wird geäußert von C. Pellech: Die Odyssee - eine antike Weltumsegelung. Berlin 1983, in Anschluß an die noch zu diskutierende Meinung des Krates von Mallos. back

(30) Dazu umfassend H.J. Mette (Anm. 7), passim. back

(31) Strabon: Geographiká, C 116. back

(32) Vgl. H.J. Mette (Anm. 7), S. VI. Daß diese Sicht des Krates von Mallos sehr problematisch ist, zeigt die Tatsache, daß Erotosthenes sich im dritten Jahrhundert genötigt gesehen hatte, in der Kritik an seinen Vorgängern in der Geschichte der Erdbildtheorien bei Homer einzusetzen. So nachzulesen bei Strabon: Geographiká, C 7. back


Last modified: Sun Jun 22 23:50:15 CEST 2008