3.32
Die verebnete Oberfläche des Behaim-Globus in 26 Einzelsegmenten
Je zwölf nördliche und südliche Halbsegmente, zwei Polkappen
12 Kontaktkopien der Original Ektachrome, ca. 40 x 50 cm mit je zwei Halbsegment - Masken, zwei Kontaktkopien der Original - Ektachrome, ca. 40 x 50 cm mit Polmaske
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, und Wien, Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung der Technischen Universität, 1991/1992
Die in Leuchtkästen präsentierte Folge von Großdias sind das erste Zwischenergebnis einer verebneten Darstellung der Oberfläche des Behaim-Globus. Die Dias sind gegenüber der endgültigen Verebnung, die mittlerweile stattgefunden hat, noch um ca. zehn Prozent zu groß.
Zur Produktion der neuen Bilder des Globus bediente man sich eines technischen Verfahrens, das sonst bei der kartographischen Erfassung der Erdoberfläche aus der Luft durch Flugzeuge oder Satelliten angewendet wird. Diese Methode wird als digital gesteuerte Differentialumbildung bezeichnet. Bei der Arbeit an diesem Projekt durfte der Globus aus konservatorischen Gründen nur wenig bewegt werden. Deshalb wurden die Oberflächendaten vor Ort in Nürnberg gemeinsam von Mitarbeitern der genannten Institute erfaßt.
Zuerst wurde der Globus in einem Spezialgestell fixiert und exakt vermessen. Die genaue Vermaßung von mehreren hundert Meßpunkten bildeten die Basis für eine genaue "Höhenlinienkarte" der realen Kugeloberfläche, die teilweise Abweichungen von mehr als zwei Zentimeter zum Idealniveau der Kugel verzeichnete.
Den zweiten Arbeitsschritt in Nürnberg bildete die Herstellung von hochauflösenden Fotos der Globusoberfläche, die mit einer Spezialkamera bei besonders reflexarmem, polarisiertem Licht vom Museumsfotografen hergestellt wurden.
Am Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung der Technischen Universität Wien wurden dann die Bild- und Meßdaten der Globusoberfläche in das speziell entwickelte Computersystem des Instituts eingespeist. Die Nürnberger Originalaufnahmen wurden dort in kleine Bildsegmente von etwa zwei mal zwei Millimetern zerlegt und mit Hilfe einer rechnergesteuerten Belichtungseinheit verformt, entzerrt und an eine neue, "ideale" Stelle gerückt. Auf diese Weise entstanden auf 14 Großdias insgesamt 26 verebnete Oberflächensegmente - zwölf nördliche und zwölf südliche Zwickel und zwei Polkappen - die eine Kugel vollständig bedecken können. Die Farbigkeit der Bilder entspricht der des Originals, wie sie zutage tritt, wenn der Globus mit polarisiertem Licht optimal ausgeleuchtet wird.
Eine ausführliche Darstellung des Entstehungsprozesses der hier gezeigten Bilder findet sich in dem Aufsatz "Photogrammetrie und und Fernerkundung angewandt auf den Behaim-Globus" von Karl Kraus in diesem Band.
W.S.