3.28
Rekonstruktion der Toscanelli-Karte von 1474
Hermann Wagner, 1894
17,5 x 33 cm
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Sign. 8° H.2199mdf
Der Arzt und gelehrte Humanist Paolo dal Pozzo Toscanelli soll 1474 Fernam Martins de Roriz, dem Beichtvater des portugiesischen Königs Afonso V., seine Vorstellungen über die Möglichkeiten einer Westfahrt nach Asien schriftlich mitgeteilt haben. Wahrscheinlich war dies die Antwort auf eine Anfrage aus Lissabon, nachdem es immer wieder Versuche gegeben hatte, bestimmte Inseln im westlichen Atlantik zu finden. Dem Brief war eine Karte beigegeben, die zusammen mit dem Brief im königlichen Archiv landete, weil die Portugiesen auf den Ostweg nach Indien setzten. Angeblich hat Kolumbus davon gehört und sich eine Kopie der Karte angefertigt oder von Toscanelli schicken lassen.
Die Karte zeigt die Besonderheit, daß sie mit einem Gitter von Graden versehen ist, was zu der Vermutung führte, daß auch Behaim die Karte gekannt hat wie etwa auch die Lage von Japan auf seinem Globus (Kat.-Nr. 3.31) annehmen lassen könnte. Wichtig für die Argumentation von Kolumbus war, daß hier zum ersten Mal von einem bedeutenden Humanisten die kurze Entfernung zwischen Europa und Asien verdeutlicht worden war, was seine Vorstellungen stützte.
Es handelt sich bei dem ausgestellten Exemplar um eine Rekonstruktion der verlorengegangenen Karte von Hermann Wagner, die in der Forschung als der beste Entwurf gilt.
Literatur:
Hermann Wagner: Die Rekonstruktion der Toscanelli-Karte vom J. 1474 und die Pseudo-Faksimila des Behaim-Globus vom J. 1492. In: Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Phil.-hist. Klasse 1894. Göttingen 1895, S. 208 - 312.
U.K.