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Kopie des Behaim-Globus
Leitung: Albert Reindel, Ausführung: Carl Bauer (Kugel und Gestell), Jean Müller (Malerei), Nürnberg, 1847
Metallkugel bemalt, Schmiedeeisen bemalt, Messing gegossen, graviert, punziert, Abmessungen entsprechend dem Original (Kat.-Nr. 3.31)
Paris, Bibliothèque Nationale, Inv.Nr. Ge A 276
Der in seiner äußeren Gestaltung vollkommen dem Nürnberger Original entsprechende Globus weicht nur in der Malerei von diesem ab. Die verwendeten Farben sind strahlend hell, so daß in diesem Falle von einer Rekonstruktion gesprochen werden muß, da bereits 1730 die Farben des Originalglobus als stark abgedunkelt bezeichnet worden sind. Auch in einzelnen Details, die während der Nachbildung wohl schwer sichtbar gewesen sind, ist der stilistische Einfluß der Entstehungszeit der Kopie deutlich abzulesen. So ist die Gestalt des Nürnberger "Jungfrauenadlers" am Südpol auf den ersten Blick als eine Arbeit des 19. Jahrhunderts zu erkennen.
Der französische Geographiehistoriker Edme François Jomard (1777 - 1862) hatte sich seit 1844 bemüht, eine Nachbildung des bereits damals sehr berühmten Behaim-Globus für die Pariser Bibliothek zu erwerben. Die Familie Behaim sträubte sich allerdings hartnäckig, bis, offenbar auf politischen Druck aus München, die Bayerische Akademie der Wissenschaften sich für die Nachbildung einsetzte. Die Ausführung der Kopie überwachte der Direktor der Nürnberger Kunstakademie, Albert Reindel (1784 - 1852), das Gestell und die aus Metall bestehende Kugel fertigte der Mechaniker Carl Bauer, der bereits bei der Restaurierung des Behaim-Globus beteiligt gewesen war, die Malereien stammen von dem Kupferstecher Jean Müller, der sich auf der Unterseite des Äquatorringes als "geographischer Kupferstecher" bezeichnet. Müller lieferte einige Jahre später auch eine Abzeichnung des Behaim-Globus, die als Lithographie erschien (Kat.-Nr. 3.38).
So unzulänglich die Darstellungen und die Umzeichnungen der Pariser Kopie auch sind, so erlangte diese Kopie doch für lange Zeit eine größere Wirkung als das Original selbst. Dieses war durch die sehr restriktive Haltung der Familie von Behaim, die den Globus nahezu unzugänglich für die Wissenschaft aufbewahrte, für Fachleute kaum zu benutzen. Alle Publikationen des Behaim-Globus von 1847 - 1908 stützten sich wohl in erster Linie auf die Pariser Kopie, aber auch die Umzeichnungen von Ravenstein beruhen in erster Linie auf dieser Kopie (Kat.-Nr. 3.39). Erst die von Oswald Muris publizierten Photographien (Kat.-Nr. 3.40) führten zum Original als Studienobjekt zurück.
Literatur:
Ernest George Ravenstein: Martin Behaim. His Life and His Globe. London 1908, S. 60f.
Vgl. den Beitrag von Johannes Willers in T. 1: Die Geschichte des Behaim-Globus.
J.W.