2.26

Mechanische Armillarsphäre, sog. "Goldener Jagiellonischer Globus"

Frankreich (?), 1. Hälfte 16. Jahrhundert

Vergoldetes Messing, vergoldetes Kupfer, Stahl, H. 42 cm, Dm. der Armillarsphäre 13 cm

Krakau, Museum der Jagiellonischen Universität, Inv. Nr. 4110-110/V

Die mechanische Armillarsphäre mit dem Globus im Inneren ist mit einem Uhrwerk betrieben. Sie stellt das geozentrische System nach Ptolemäus dar mit einem dreifachen Aufbau mit Medianring, Horizontring und einem Höhenkreis.

Die Hauptringe der Armillarsphäre sind mit Skalen versehen:

1. Beide Meridiane und der Horizont haben eine Grad-, und eine Quadrantenskala.

2. Die Stundenringe auf dem Schnittpunkt mit dem Äquator sind mit kleinen Schildchen ausgestattet, auf denen die Stundenzahlen (zwei Mal XII) markiert sind.

3. Der Äquatorialring ist mit einer Skala von 0° bis 360° und die Ekliptik nach den zwölf Sternzeichen geteilt, von 0° bis 30° jedes, korrespondierend mit dem julianischen Kalender auf der Innenseite des Ringes.

Der dritte Aufbau - zusammen mit einem Uhrzeiger in Form einer kleinen Sonne, die auf dem Stift befestigt ist - ist beweglich. Er dreht sich um das Erdmodell, das sich in seinem Zentrum befindet und zeigt dabei die Stunden auf den Schildchen sowie den Tag und den Monat sowie die Stellung der Sonne im Vergleich zu Erde.

Der Uhrmechanismus befindet sich in der Globuskugel, die ihn wie eine Hülle umschließt. Er wurde an den Polen montiert, allerdings ohne die senkrechte Achse, die durch das Ganze laufen würde. Das Original dieses Mechanismus' ist nicht erhalten. Der jetzige stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde mehrmals überarbeitet.

Der Globus selbst besteht aus zwei Halbkugeln, die entlang der Meridiane 170° und 350° miteinander verbunden wurden. Auf ihm ist eine Weltkarte mit einem 10-gradigen Meridian- und einem Breitengradnetz eingraviert. Der Meridian 0° geht über die Kanarischen Inseln (Ferro). Eingetragen sind der Äquator, beide Wendekreise und die Polarkreise. Der Meridian und der Äquator enthalten Gradangaben. Die latainischen Inschriften verzeichnen Europa, Asien, Afrika und Südamerika. An der Stelle Nordamerikas befindet sich eine Inselreihe: Zipan, Isabella, Span.

Zwischen dem Breitengrad 23° und 60° und dem Meridian 112° und 160° ist der nordamerikanische Kontinent in Form einer großen Insel mit der Inschrift Ämerica Noviter Reperta" eingetragen. Innerhalb der Landkonturen sieht man Bergketten und Flüsse. Meere und Ozeane sind mit eingravierten Strömungslinien ausgefüllt.

Die Armillarsphäre wurde ursprünglich mit Hilfe einer sogenannten Ärmilla Suspensoria", die im oberen Teil angebracht war, aufgehängt. Jetzt stützt sie sich auf ein Gestell in Form einer schlanken, profilierten Säule mit einem dreibeinigen Fuß, das Ende des 18. Jahrhunderts angefertigt wurde.

Literatur:

T. Estreicher: Globus Biblioteki Jagiellonskiej z pocz. XVI w. Krakau 1900.

E. Stevenson: Terrestial and Celestial Globes. New Haven 1921.

Ernst Zinner: Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11. - 18. Jahrhunderts. München 1956.

H. von Bertele: Globes and spheres. Lausanne 1961.

M. Zakrzewska: Catalogue of globes in the Jagiellonian University Museum. Krakau 1965.

J. Babicz: Globe d'Or Jagiellon du début du XVIe siècle. In: Der Globusfreund, 18-20, 1970.

B. Strzelecka-Modelska: Globus Jagiellonski. In: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Jagiellonskiego. Prace geograficzne. Heft 35. Krakau 1974.

H.C. King: Geared to the Stars. Toronto 1978.

D.B.-M.