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Interaktive Bildschirmpräsentation des Behaim-Globus
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, und Nürnberg, Feldmann Film, 1992
Bereits 1987 entwickelten Wolfgang Sachße, Tobias Springer und Johannes Willers im Germanischen Nationalmuseum das Vorhaben, den Behaim-Globus in der ständigen Schausammlung des Museums auch mit Hilfe von interaktiv steuerbaren visuellen Medien den Besuchern zu präsentieren. Die Nürnberger Firma Feldmann Film realisierte die erste Ausbaustufe dieses Projekts, das im Rahmen der Ausstellung "Focus Behaim - Globus" erstmals den Besuchern auf einem Bildschirm Informationen zum Globus und dessen Umfeld zur Verfügung stellt.
Auf einem Monitor zeigt sich der Behaim-Globus in langsamer Drehbewegung. (Abb. 1 zeigt einen Gestaltungsentwurf der graphischen Oberfläche des Bildschirms). Durch Berührung des Bildschirms (Touch Screen) können vom Betrachter verschiedene, mehr oder weniger interaktiv steuerbare Informationssequenzen abgerufen werden. Möglich sind verschiedene Kamerafahrten über den Globus, Nahansichten von Beschriftungen mit zusätzlicher Umschrift, Detailinformationen über Miniaturen, verwendete Symbole und auch generelle Informationen über den Globus in seiner Zeit.
Das auf dem Monitor sichtbare Bild des Globus wurde nicht vom Original abgefilmt, sondern in einem eigenen Prozess als digitales Computerbild generiert. Ausgangsmaterial für die Computergraphik waren auch hier die 24 verebneten Globussegmente und die zwei verebneten Polkappen. In einem ersten Arbeitsschritt wurden die 24 Globussegmente in digitale Bilddaten verwandelt. Die "konischen" Segmentbilder wurden zu Rechtecken aufgedehnt und am Bildschirm aneinandergesetzt. Anschließend wurden die Polkappen äufgeschnitten", gleichfalls zu Rechtecken verformt und oben und unten an das bisher entstandene Gesamtbild gesetzt. Nach einer Retusche der Farbübergänge angrenzender Segmente wurde so ein digital gespeichertes Abbild der Kugeloberfläche in einem Stück gewonnen. Die Abb. 2 zeigt die aufgeschnittene und ausgebreitete "zylindrische" Projektion des Behaim-Globus als Bildschirmphoto.
In einem zweiten Schritt wird das zylindrische Bild zu einer Kugel verformt und bietet so das digital gespeicherte Bild der gesamten Globusoberfläche in Kugelform. Der Computer errechnet nun verschiedene Ansichten dieser Kugel, die Einzelbild für Einzelbild als "Kamerafahrten um den Globus" letztlich auf einer Bildplatte gespeichert werden. Die Informationen der Bildplatte und andere Daten werden von einem Computer verwaltet und dem Betrachter auf dem Monitor präsentiert.
Der Besucher kann "Filmsequenzen" und andere Bild- und Textinformationen wie oben beschrieben durch Berührung des Bildschirms abrufen, ohne sich Gedanken über die technischen Vorgänge machen zu müssen, die im Hintergrund für ihn in Gang gesetzt werden.
W.S.