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Der Erdapfel des Martin Behaim
Entwurf: Martin Behaim
Kugel: Ruprecht Kolberger, Bemalung: Georg Glockendon d.Ä., Nürnberg, 1492 - 1493/94. Ergänzungen von 1510
Geleimte Stoffe, Pergament, Papier bemalt. Eisen geschmiedet, bemalt. Messing gegossen, punziert, graviert, H. 133 cm, Dm. der Kugel 51 cm
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.Nr. WI 1826
Ein dreibeiniges, horizontal drehbares Gestell aus geschmiedeten Eisenstäben trägt einen vertikal stehenden Meridianring aus zwei beweglich ineinander gelagerten Ringen. Im inneren Ring befinden sich zwei Ösen, in denen die Polachse der Globuskugel befestigt ist. Ursprünglich konnte somit der Globus vertikal in jede beliebige Position geschwenkt werden. Der 1510 zugefügte schwere, messinggegossene Horizontring war, seinen Beschriftungen nach, damals eine Neuheit und beweist durch seine Anfertigung, daß die Kenntnis, die von Kolumbus neuentdeckten Gebiete würden einen eigenen Kontinent darstellen, damals noch nicht allgemeines Bildungsgut in Nürnberg geworden war. Der Horizontring machte zusätzliche Abstützungen notwendig, um ein Verkanten in seiner Position zu verhindern (vgl. den Beitrag von Roland Schewe in T. 1).
Der wichtigste Bestandteil ist die Kugel selbst. Sie bietet sich heute in einem Zustand dar, der das Ergebnis von Restaurierungsarbeiten mehrerer Jahrhunderte ist. Die letzten und einschneidendsten ``Restaurierungen'' fanden 1822/23 statt (vgl. den Beitrag von Johannes Willers in T. 1: Die Geschichte des Behaim-Globus).
Ursprünglich vermutlich als Prototyp für eine Serienfertigung von gedruckten Holzschnittgloben angefertigt, kam das reichverzierte und mit einer Widmung für den Nürnberger Rat versehene Schaustück in das Nürnberger Rathaus, wo es in der sogenannten ``oberen Regimentsstube'' als Repräsentationsobjekt diente. Vermutlich noch im Verlauf des 17. Jahrhunderts geriet es in den Privatbesitz der Familie Behaim. Dort verblieb es, bis es zu Anfang dieses Jahrhunderts zunächst als Leihgabe dem Germanischen Nationalmuseum übergeben wurde. Erst 1937 konnte es für das Museum erworben werden, in dessen Besitz es sich bis heute befindet.
Literatur:
Vgl. die Beiträge von Johannes Willers in T. 1;
vgl. auch die Beiträge von Bernd Hering, Roland Schewe und Ursula Timann in T. 1.
J.W.