3.11
Brief Wolf Behaims an Michael Behaim
Lyon, 22. November 1491
Tinte auf Papier, 31 x 21,5 cm (aufgeklappt 43 cm)
Nürnberg, Stadtarchiv, Sign. Rep. E 11, II, 583
Der sehr umfangreiche Brief, der sich fast nur mit Problemen Wolf Behaims, des jüngsten Bruders von Martin, befaßt, der in Lyon wohl in einer kaufmännischen Lehre tätig war, überrascht durch eine in ihrer Schärfe beispiellose Stelle über das Ansehen seines Bruders Martin in Lyon. Er teilt seinem Vetter Michael in Nürnberg nämlich mit, daß er sehr ungern höre, daß sein Bruder Martin noch in Nürnberg sei und ein ßeltzsams wessen"(= seltsames Wesen) führe. Zudem sage man hier in Lyon Dinge von ihm "... das ich mich sen [= seiner] schem [= schäme], ich woltz gar gern, das wir gantz ledig von ym werden".
Genaueres über diese Vorwürfe oder die Gerüchte in Lyon sind nicht bekannt. Eine gewisse Rolle mag wohl das Leben Behaims am portugiesischen Königshof gespielt haben, dessen aristokratischer Lebensstil (wie der an anderen Höfen auch) von den Bürgern als Verschwendungssucht kritisiert wurde. Möglicherweise spielten auch die Schulden Behaims in Handelsdingen eine Rolle (vgl. den Beitrag von Johannes Willers in T. 1: Leben und Werk des Martin Behaim). Möglich ist aber auch, daß ein allgemeines Gerede über Behaim von dessen jüngerem Bruder gerne aufgegriffen und verschärft wurde, denn das Verhältnis zwischen dem jüngsten und dem ältesten Bruder scheint möglicherweise aufgrund der vorhergegangenen Erbschaftsstreitigkeiten nicht das beste gewesen zu sein.
Literatur:
Friedrich Wilhelm Ghillany: Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim nach den ältesten vorhandenen Urkunden bearbeitet. Nürnberg 1853, S. 105.
Ernest George Ravenstein: Martin. Behaim His Life and His Globe. London 1908, S. 11, 42.
J.W.