3.15
Brief des Jörg Pock an Michael Behaim in Nürnberg
Lissabon, 25. und 30. März 1519
Tinte auf Papier
Nürnberg, Stadtarchiv, Sign. Rep. E 11,II, Nr. 582, 11a-c
In dem sehr langen Brief unterrichtet Jörg Pock Michael Behaim, den Bruder Martins, über Martin d.J. in Lissabon und über die dortigen Verhältnisse. Der Brief ist kulturhistorisch höchst interessant, gibt er doch nicht nur familiäre Details an, sondern auch Aufschlüsse über die gegenseitige Einschätzung von Portugiesen und Deutschen. Pock äußert sich hier über die Bevölkerung seines Gastlandes so abfällig, daß auf bestimmte Spannungen im Verhältnis zwischen Portugiesen und dort ansässigen Ausländern, speziell Deutschen, geschlossen werden kann. Vor diesem negativ gemalten Hintergrund schildert er den Vetter Martin sehr positiv, er sei gewissermaßen "... ein Junnfraw gegen den portugalesern ...". Er hoffe deshalb, er "... soll die thewtzsch mannir polt [= bald] an sich nemme ...". Das Schreiben befaßt sich weiterhin mit der Reise des jungen Behaim von Lissabon über die Niederlande nach Nürnberg, wobei nicht vergessen wurde, darauf hinzuweisen, daß man ihn in den Niederlanden auf deutsche Weise einkleiden werde. Das Schreiben wurde, wie eine nachträgliche Notiz auf dem Brief vermerkt, von Martin Behaim d.J. aus Lissabon mitgebracht. Er war am 3. April von Lissabon abgereist und am 7. Juni in Nürnberg angekommen. Aufgrund dieser Botenrolle des jungen Behaim sind die Angaben über den Tod des Vaters im Brief relativ skizzenhaft. Nachdem Pock ausführlicher über die Grabstätte des jüngsten Behaim-Bruders Wolf berichtet, erwähnt er äber Mertein Behem seelich der lickt in einer kirchen heyst a sandt dominica ist ein prediger kloster solichs wirdt Euch Euer Vetter Merten Behem, Zeycher [= Zeiger] diss briffs auch woll under richten". Wenige Zeilen später teilt Pock zusätzlich mit, daß "... Euer pruder Merten ... im spitall unnd in fast [= sehr] grosser armutt ..." gestorben sei. Diese Grabstätte im Dominikanerkloster in Lissabon ist heute nicht mehr erhalten.
Literatur:
Friedrich Wilhelm Ghillany: Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim nach den ältesten vorhandenen Urkunden. Nürnberg 1853, S. 114 - 116.
J.W.