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Brief Martin Behaims an seinen Vetter Michael Behaim
Brabant, 11. März 1494, später abgesandt aus Portugal
Tinte auf Papier, 29 x 21,5 cm
Nürnberg, Stadtarchiv, Sign. Rep. E 11, II, Nr. 569,4
Von allen erhaltenen Briefen Martin Behaims ist dieser der wohl abenteuerlichste. Martin erzählt seinem Vetter, daß er im Auftrag des Königs von Portugal aufgrund eines nicht näher identifizierbaren Auftrages, der etwas mit einem Königssohn zu tun hatte, nach Flandern geschickt worden sei. Auf der Reise dorthin wurde er auf See gefangen genommen und nach England gebracht, wo er mit seinen Dienern und allem Geld drei Monate festgehalten wurde, offenbar aufgrund politischer Unstimmigkeiten zwischen dem deutschen und dem englischen König. Während seiner Gefangenschaft erkrankte er und hielt, wie er selbst schreibt, "... zwir [= zweimal] di kertz in der hant ... omme [= um] zu sterben ...". Er sei aber wieder genesen und wäre von einem "merauber [= Seeräuber] heimlichen" bei Nacht nach Frankreich gebracht worden. Er hätte viel Geld verloren, fände sich mit diesem Verlust aber ab. In Flandern wolle er den Zucker seines Schwiegervaters verkaufen und dann wieder heimfahren. Er beklagt sich wieder über mangelnde schriftliche Nachrichten aus Nürnberg und läßt seine Geschwister grüßen, darunter auch die zwei Schwestern im Kloster (dem Katharinenkloster). Nach einer detaillierten Angabe, wohin Briefe an ihn in Antwerpen oder in Brügge zu schicken seien, schließt dieser Brief. Er trägt aber einen Nachsatz, den Behaim bereits in Portugal verfaßte und der besagt, daß er sehr plötzlich habe aufbrechen müssen und wieder nach Portugal zurückgekehrt sei, von wo aus er nun seine Geschwister grüßt und gleichzeitig angibt, wie man ihm über Genua, Lissabon und die Insel Madeira auf die Azoren schreiben könne. Interessant ist auch der Hinweis Behaims in diesem Nachtrag, daß Dr. Hieronymus Münzer den Nürnbergern sagen könne, wie es ihm gehe. Der Brief gibt einen recht guten Einblick in das doch recht unstete Leben, das Behaim führte. Neben Aufträgen für seinen König war er offensichtlich weiterhin im Handel tätig, wie der Hinweis auf den Zuckerhandel für seinen Schwiegervater beweist. Dieser Brief vom 11. März 1494 ist die letzte handschriftliche Mitteilung, die wir von Martin Behaim besitzen. 1507 verstarb er in Lissabon.
Literatur:
Friedrich Wilhelm Ghillany: Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim nach den ältesten vorhandenen Urkunden bearbeitet. Nürnberg 1853, S. 106 - 107.
Ernest George Ravenstein: Martin Behaim. His Life and His Globe. London 1908, S. 113.
J.W.