3.6

Brief Martin Behaims an seinen Onkel Leonhard Behaim

Mecheln, 13. Oktober 1477

Tinte auf Papier, 21 x 25 cm

Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Sign. Autographen, Kapsel 28

In dem relativ umfangreichen Brief berichtet Behaim seinem Onkel, daß er auf Wunsch seiner Mutter bei der letzten Herbstmesse in Frankfurt gewesen sei, seinem Vormund Bartholomäus von Eyb geholfen habe und in die Handelsgeschäfte eingeweiht worden sei. Nach Ende der Messe habe ihn von Eyb wieder zu seinem Lehrherren namens Jorius van Dorpp noch für den kommenden Winter geschickt, damit er sich, wie Behaim so schön schreibt "noch pas [= besser] sol umb sehen". Der Tonfall seiner Ausführungen zeigt keine übergroße Freude über diese Entscheidung. Auch seine Klage, daß der Onkel ihm so wenig schreibe, was er sehr bedauere, läßt darauf schließen, daß sich Martin Behaim bei seinem Lehrherren in Mecheln nicht besonders wohl fühlte. Nach einer Bitte, der Onkel möge seiner Mutter und seinen Geschwistern in allen Dingen beistehen, gibt Behaim noch aktuelle Nachrichten aus dem Tagesgeschehen in den Niederlanden, wo nach der Heirat Maximilians I. mit Maria von Burgund (20. August 1477 in Gent) kriegerische Verwicklungen mit dem König von Frankreich entstanden waren. Der Grundtenor des gesamten Briefes ist nicht sehr optimistisch.

Literatur:

Friedrich Wilhelm Ghillany: Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim nach den ältesten vorhandenen Urkunden bearbeitet. Nürnberg 1853, S. 103.

Ernest George Ravenstein: Martin Behaim. His Life and His Globe. London 1908, S. 107 (mit Abb.).

J.W.