in: Bott, G.; Willers, J. (Hrsgb.): Focus Behaim-Globus. Ausstellungskatalog, 2 Bde., Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Nürnberg, Dezember 1992.
(a) Der Behaim-Globus und das öffentliche Interesse
Der im Germanischen Nationalmuseum aufbewahrte sog. Erdapfel des Martin Behaim ist die älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelform. Vor der Reise des Kolumbus begonnen, zeigt der noch die alte Vorstellung der Erde ohne den amerikanischen Doppelkontinent. Der Globus erfreut sich bei den Museumsbesuchern trotz seiner Unansehnlichkeit einer eigenartigen Beliebtheit, was sich gerade dann zeigt, wenn er wie in den Jahren 1991/92 einige Zeit aufgrund notwendiger Untersuchungen der Öffentlichkeit entzogen werden muß. Zahlreiche Besucher erkundigen sich dann nach der Wiederausstellung des Stückes. Im Gespräch ist dann immer wieder zu erfahren, daß Martin Behaim und sein Globus ein ähnliches Interesse erregen wie Peter Henlein und seine berühmte erste Uhr. Dabei ist bemerkenswert, daß dieses Interesse größtenteils nicht auf exakten historischen Vorstellungen beruht, sondern durch romantisierende populäre Darstellungen getragen wird. Hier wird sehr schnell deutlich, daß eine Beschäftigung mit Martin Behaim mehr ist als eine ausschließlich historisch kritische Arbeit, sondern daß sie auch sehr stark emotional, national befrachtete Bereiche streift.
(b) Historische Arbeiten über Behaim
Erstmals in der historischen Literatur Nürnbergs wird Martin Behaim 1682 von dem Altdorfer Professor Johann Christoph Wagenseil in einer aus zeitgenössischen Gründen höchst überschwenglichen Lobrede auf einen Angehörigen der Familie Behaim erwähnt. Wagenseil stellte die völlig haltlose, aber bis in die neueste Zeit immer wieder angeführte Behauptung auf, Martin Behaim habe vor Christoph Kolumbus Amerika entdeckt (1). Eine erste Abbildung des Globus in zwei Planisphären, mit der Wiedergabe eines Teils der Inschriften lieferte, zusammen mit einer noch sehr lückenhaften Biographie Behaims, der Nürnberger Polyhistor Johann Gabriel Doppelmayr in seinen relativ bekannten "Historischen Nachrichten von den Nürnberger Mathematicis und Künstlern" (2). Rund ein halbes Jahrhundert später stieß der allseitig interessierte Historiker Christoph Gottlieb von Murr auf das Thema Behaim und publizierte 1778 die "Diplomatische Geschichte des portugiesischen berühmten Ritters Martin Behaim aus Originalurkunden" (Nürnberg 1778), die, 1802 auch ins Französische übersetzt, Martin Behaim international bekannt machte (3). Murr bemühte sich anerkennenswerterweise darum, Behaims Leben und Arbeit aufgrund von Originalquellen darzustellen. Aber auch seine Arbeit ist, wenngleich weitaus besser als die Doppelmayrs, noch mit zahlreichen Fehlern behaftet. Erst der Nürnberger Stadtbibliothekar Friedrich Wilhelm Ghillany lieferte mit der "Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim nach den ältesten vorhandenen Urkunden bearbeitet" (4) eine moderneren Ansprüchen genügende Darstellung. Sie wurde 1890 durch Sigmund Günthers Behaim-Biographie (5) um neues Material in einigen Bereichen ergänzt.
(c) Kritik am herkömmlichen Behaim-Bild
Alle bislang angeprochenen Arbeiten zeichneten in unterschiedlicher Intensität ein Bild Behaims, das von dessen überragender wissenschaftlicher Bedeutung ausging, wobei fehlende historische Beweise durch Hypothesen überbrückt wurden, die sich auf iberische Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, die einige Generationen nach Behaim arbeiteten, stützten. Dreh- und Angelpunkt dieser Vorgehensweise war stets der berühmte Erdglobus selbst, der in seiner Widmungsinschrift um den Südpol und in einigen anderen Angaben Behaims Bedeutung für die Anfertigung dieses, lange Zeit für den ersten je geschaffenen Erdglobus gehaltenen Stückes herausstreicht. Dieser geradezu faktische Beweis für die Bedeutung des Nürnberger Patriziersohnes ließ offenbar die aus den Archivalien sichtbar werdenden Grauzonen seiner Biographie leicht ausleuchten.
(d) Die grundlegende Arbeit von Ravenstein
Es ist das unbestreitbare Verdienst des aus Deutschland stammenden Engländers Ernst Georg Ravenstein (1834-1913), im Jahre 1908 mit seinem grundlegenden Werk "Martin Behaim. His Life and his Globe" (6) erstmals Behaim kritisch gewürdigt und die vermeintlichen, hypothetischen Leistungen mit den real nachweisbaren verglichen zu haben. Das Ergebnis muß für die deutschen Zeitgenossen sehr unbefriedigend ausgesehen haben. Ravenstein zerpflückte alle Theorien und kam zu dem ernüchternden Schluß, daß man eigentlich nicht wisse, was Behaim wirklich nach Lissabon geführt habe, womit er dort beschäftigt war, welche Fahrt nach Afrika er unternommen habe und sogar, was überhaupt sein Anteil an der Herstellung des Globus gewesen sei. Mögen auch manche Kritiken Ravensteins überspitzt erscheinen (7) und seine Umzeichnung der Globusoberfläche sogar harsche Kritik verdienen (8), so hat er doch der künftigen Forschung den richtigen Weg gewiesen. Anerkannt wurde diese Leistung jedoch nicht sofort, denn Ravenstein, der so viel Unangenehmes für deutsche Ohren sagte, war ja in englische Dienste getreten, ein Vorgang, der beim gespannten Verhältnis des Deutschen Reiches zum englischen Weltreich am Vorabend des ersten Weltkrieges fast als Verrat gewertet wurde. Man konnte hinter seiner Kritik nur zu gern die deutschfeindliche Haltung des "perfiden Albion" sehen.
(e) Von Ravenstein bis zur Ausstellung 1992
Die Folgezeit brachte bis in die Gegenwart zwei Grundströmungen der Betrachtung Behaims, eine, vorwiegend in Nürnberg, die an der liebgewordenen Hypothese über den großen Sohn der Stadt, den Seefahrer und Wissenschaftler festhielt, und eine andere, Behaim kritisch betrachtende, die mehr außerhalb Nürnbergs vorherrschte. Dabei konnten sich in Einzelfällen sogar diese beiden Betrachtungsweisen mischen, indem wechselnde Bereiche von Leben und Werk Behaims unterschiedlich kritisch betrachtet wurden. Eine dritte Strömung, eher kulturhistorisch kurios, denn historisch wichtig, ist die Darstellung Behaims in Literatur, Theaterstücken und sogar im Film (9). Wobei hier stets der geniale (meist zunächst verkannte) Wissenschaftler herausgekehrt wurde. Für die Einschätzung Behaims in der breiten Öffentlichkeit ist indes diese Seite seiner Darstellung die einflußreichste gewesen. Der Veit Harlan-Film "Das unsterbliche Herz" von 1938 über den Uhrmacher Peter Henlein, in dem als zweite wichtige Männerrolle Martin Behaim aufs Überschwenglichste verherrlicht wurde, bestimmte das Behaim-(und Henlein-) Bild der heutigen Großelterngeneration aufs Nachhaltigste.
Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, der aber zeitbedingt durch die Kriegsereignisse nicht zum Tragen kam, war die Publikation von Oswald Muris "Der Behaim-Globus zu Nürnberg. Eine Faksimile-Wiedergabe in 92 Einzelbildern" (10). Muris äußerte erstmals Kritik an der bislang als Forschungsgrundlage dienenden Umzeichnung des Globus bei Ravenstein (11), die eine Nachzeichnung der Pariser Kopie von 1847 und nicht so sehr nach dem Original erstellt worden sei. Zugleich erhob Muris mehrere Forderungen für die künftige Forschungsarbeit am Globus (12), so nach einer gründlichen neuen Untersuchung der Texte (13), einem Vergleich der verschiedenen älteren Abzeichnungen des Globus (14), sowie nach einer kunsthistorischen Bearbeitung der Miniaturzeichnungen usw. Ein Eingehen auf die Biographie Behaims vermied Muris ganz auffällig, wies aber auf bestimmte Schwächen des Globus hin, um am Ende seiner Abhandlung ganz summarisch - vielleicht als zeitpolitische Verbeugung - den Versuch "ausländischer Forscher" zurückzuweisen, Behaim "... als vollkommenen Dilettanten abzustempeln..." (15).
Nach dem zweiten Weltkrieg sind nur wenige Arbeiten über Behaim bemerkenswert, nämlich jene von Werner Schultheiß über die genaueren Lebensdaten Martin Behaims, in der es endlich gelang, das genaue Geburts- und Todesdatum zu ermitteln, dann der anerkennenswerte Versuch von Hermann Kellenbenz, den neueren portugiesischen Forschungsstand in Deutschland bekannt zu machen, sodann jener Artikel von Otto Berninger, der 1959 anläßlich des 500. Geburtstagsjubiläums Behaims eine kritische Würdigung seiner historischen Bedeutung vornahm und schließlich die Untersuchung von Theodor Gustav Werner über die Bedeutung der Nürnberger Produktion wissenschaftlicher Geräte für das Zeitalter der Entdeckungen (16).
(f) Die Familie Behaim
Die Familie Behaim soll nach eigener Tradition im 12. Jahrhundert aus Böhmen und zwar aus einem kleinen Ort namens Schwartzbach (Bezirk Krumlau) bei Pilsen nach Nürnberg gekommen sein. Von diesem Umstand leitete sie sowohl den Nürnberger Namen "Behaim von Schwartzbach" ab, als auch die Form des "redenden" Familienwappens, nämlich die eines schräg rechten schwarzen Wellenbalkens auf in Silber und Rot gespaltenem Schild. In Nürnberg gehörten die Behaim zum Patriziat, zahlreiche Mitglieder der Familie bekleideten Ämter der Stadt. Ihren Lebensunterhalt erwarben sie wie fast alle anderen Patrizier durch den Handel. Die Eltern des Martin d.J. heirateten 1458. Aus der Ehe des Martin Behaim (10.11.1437 - 6.8.1474) und der Agnes Schopper (+ 8.7.1487) entsprossen insgesamt 12 Kinder, von denen eine längere Lebenszeit nur die folgenden hatten (17):
Martin (6.10.1459 - 29.7.1507), seine Brüder
Stephan (1470 - 1511),
Michael (1474 - 1522) und
Wolf (1474 - 1507) sowie die Schwestern
Ursula (1462 - 1529),
Magdalena (1466 - 1538) und
Elsbeth (ca. 1468 - 1536)
(g) Kindheit und Jugend
Zum Zeitpunkt der Geburt Martins bewohnte die Familie ein großes Haus am Hauptmarkt in Nürnberg gegenüber dem sog. Schönen Brunnen, eine Wohnung in einer "vornehmen Gegend". Das Haus war zusätzlich dadurch ausgezeichnet, daß an jedem zweiten Freitag nach Ostern die sog. Heiltumsweisung, das mit einem großen kirchlichen Ablaß verbundene Vorzeigen der Reichskleinodien und -reliquien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation auf einem vor dessen Fassade errichteten Holzgerüst stattfand. (Kat-Nr. 3.2) Das stattliche Behaimhaus, im 19. Jahrhundert mit einem historistischen Fresko geschmückt (Kat.-Nr. 3.55), wurde noch im Frühjahr 1945 bei einem anglo-amerikanischen Bombenangriff zerstört.
Über Martins Kinderzeit können wir wegen des Fehlens schriftlicher Quellen nur Vermutungen anstellen, die darauf beruhen, daß jener Lebensabschnitt bei ihm analog zu dem anderer Kinder seines Standes verlief (18). Demnach dürfte er eine der Grundschulen besucht haben, die in der Umgebung der jeweiligen Pfarrkirchen existierten. Beim Wohnort Hauptmarkt käme hier die Schule von St. Sebald in Frage, wo ihm sowohl das damals für notwendig erachtete Grundwissen (mit stark religiöser Betonung), als auch der Chorgesang für die Anwendung im kirchlichen Bereich gelehrt worden sein dürfte. Möglich ist andererseits aber auch, daß Behaim einem eigenen "Hofmeister" übergeben worden ist, so daß seine Ausbildung sich mehr im privaten Bereich, vielleicht mit anderen Jungen aus der Oberschicht Nürnbergs abspielte. Bereits in jener Zeit wird er auch grundlegende Einblicke in das elterliche Geschäftsunternehmen bekommen haben, analog zu den Verhältnissen in Handwerkerfamilien, wo die Kinder ebenfalls vom frühesten Einsetzen selbstständigen Denkens an mit ihrer für später geplanten Berufswelt zielstrebig vertraut gemacht wurden (19). Inwieweit Behaim die damalige internationale Sprache der Bildung, das Latein lernte, wissen wir nicht. Aufgrund der bisherigen Quellenlage ist jedenfalls keine einzige Zeile Latein aus seiner Feder nachweisbar.
Als Martin Behaim 15 Jahre als war, starb sein Vater, nur 37 Jahre alt, und ließ seine Witwe mit Martin als dem ältesten seiner sechs anderen Kinder zurück. Die großen Familienverbände jener Zeit waren in der Lage, solche Todesfälle weitaus humaner für die Betroffenen zu "verarbeiten" als dies heute der Fall ist. Die Mutter Martins sollte nicht wieder heiraten, die formale patriarchalische Bestimmung der Familie übernahm offenbar Martins Onkel Leonhard, der Bruder seines Vaters, der in den folgenden Jahren auch weitgehend auf die Ausbildungsgänge seines Neffen einwirkte. Eine wichtige Rolle spielte aber auch Bartholomäus von Eyb, der nicht nur der Familie sehr nahe stand und einer der Testamentsvollstrecker der Mutter werden sollte, sondern auch zusammen mit Leonhard Behaim zum gesetzlichen Vormund Behaims Martins bestimmt wurde.
(h) Lehre und Tätigkeit im Tuchhandel
Nach Abschluß seiner Schulzeit wurde Martin Behaim zur praktischen Seite seiner Ausbildung nach Mecheln in den Niederlanden zu dem Tuchkaufmann Jorius van Dorpp geschickt, wo er ab 1476 beschäftigt war (20). Diese Zeit muß für seine Entwicklung sehr einschneidend gewesen sein. Nach dem Verlust des Vaters folgte die Trennung von seiner Mutter, der gewohnten Umgebung, der Muttersprache, sowie das Eintauchen in die Welt der Erwachsenen. Hinzu kamen Erlebnisse, die den Jungen sicherlich sehr beeinflußt haben dürften. In Briefen vom 17. April und 13. Oktober 1477 (Kat.-Nr. 3.6) berichtete er von den Vorgängen um die Anbahnung und die Feierlichkeiten der Hochzeit des damaligen Kronprinzen Maximilian (späteren Kaisers Maximilian des I.) und der Maria von Burgund, der Tochter Karls des Kühnen und Erbin von Burgund (21). Behaim hat in seinem Elternhaus am Hauptmarkt an jedem 2. Freitag nach Karfreitag (22) die jährliche "Heiltumsweisung" miterlebt, eine allerdings ausschließlich religiöse Veranstaltung. Auch die zwei Kaiserbesuche in Nürnberg 1471, als er 12 Jahre, und 1474, als er 15 Jahre alt war (23), haben sicherlich auf ihn Eindruck gemacht. Die Feiern in Mecheln aber übertrafen vermutlich die bürgerlich disziplinierten Veranstaltungen in der fränkischen Reichsstadt bei weitem. In den Niederlanden begegnete Behaim vermutlich zum erstenmal in seinem Leben jenem adelig-höfischen Lebensstil, mit dem er später in Portugal so viel zu tun haben sollte. Behaim blieb über ein Jahr bei van Dorpp, bei dem er erste Kenntnisse des Tuchhandels erwarb. In diesem Zusammenhang besuchte er 1477 die Frankfurter Oster- und Herbstmesse, während letzterer er offenbar zusätzliche Unterrichtungen durch Bartholomäus von Eyb erhielt (24).
Im Herbst des nächsten Jahres war er wieder zur Messe am Main (25), von der aus er eine neue Lehrstelle in Antwerpen antrat. Diesmal kam er zu einem Nürnberger Landsmann namens Fritz Heberlin, der eine Tuchfärberei und -ausbereiterei betrieb und auch im Tuchhandel tätig war. Behaim gefiel seine neue Arbeitsstelle, in der er sogar in der Werkstatt arbeiten mußte, offenbar sehr gut. Er erwähnte dies in einem Brief ausdrücklich (26) (Kat.-Nr. 3.8), als er schrieb, wie gut er sich mit seinem Lehrherrn und dessen Leuten vertrage und daß er vom Werkstattleiter Heberlins in alle wichtigen Dinge der Tuchveredelung und des Tuchhandels eingeweiht worden sei, nachdem er diesem "... mit der feder... rechen..." (eine spezielle Form der Handelsrechnung) gelehrt habe. Ähnlich positive Äußerungen über seine eigenen guten Absichten hatte Behaim bereits kurz vorher in einem Brief vom 17. September 1478 (27) (Kat.-Nr. 3.7) an seinen Onkel Leonhard gemacht, in dem er jenen und seine Mutter bat, eine andere Lehrstelle bei "... frummen leutten... in ein handel..." für bis zu drei Jahren zu suchen. Er wolle alles tun "... gern knecht sein...", wenn es ihm nur im Beruf weiterhelfe. Man ist versucht, daraus auf gewisse Probleme mit seinem ersten Lehrherren van Dorpp zu schließen, was die demonstrativ überschwengliche Betonung des guten Verhältnisses zu Heberlin und seinen Leuten erklären könnte.
Behaim wurde nach dem Brief vom 8. Juni 1479 von seinem Lehrherren erlaubt, auf eigene Rechnung Tuchhandel zu betreiben, mit der Bedingung, das Ausbereiten der Tuche (Rauhen, Heften, Färben,) in dessen Haus ausführen zu lassen. In einem Fall wird eine derartige Handels- und Färbeaktion mit ursprünglich weißem englischen Tuch bester Qualität in der nicht unbeträchtlichen Summe von 300 fl. erwähnt, die Martin von seiner Mutter erhalten hatte (28). Bei dieser Gelegenheit offenbarte Martin Behaim ein ganz überraschendes Ausmaß an innerer Unsicherheit in einer Zeit, in der ihn so manche Historiker schon als beginnenden Entdecker und Wissenschaftler sehen wollen. Er wünschte sich nämlich "... ymat elters (jemand Älteren)... davon ich ler und untterweisung name..." (Lehre und Unterweisung nähme), außerdem würde er eine solche Person zur Trennung der Bereiche von An- und Verkauf benötigen, da einer allein nicht gut Handel treiben könne. Sollte sich hierin schlagartig ein psychisches Trauma über den Verlust des Vaters spiegeln, oder war es eher ein "Vorbauen" in Hinsicht auf wirtschaftliche Fehlentscheidungen, wie sie bei seinem 300 fl.-Tuchgeschäft immerhin möglich waren?
(i) Reisen bis 1484
Für die Zeit zwischen dem Brief Behaims vom 8. Juni 1479 bis zum 1. März 1483 besitzen wir nun keinerlei gesicherte Nachrichten mehr über ihn. Gleichwohl wurden gerade für diesen Zeitraum von einigen Biographen wichtige Ereignisse in Behaims Leben hypothetisch konstruiert, darunter ein erster Aufenthalt in Lissabon (29). Im Frühling 1483 jedenfalls ist er auf einem Heimaturlaub in Nürnberg gewesen. Der erste März dieses Jahres muß ein recht unangenehmes Datum für den jungen Tuchhändler gewesen sein. An jenem Tag nämlich wurden er und ein gewisser Sebald Deichsler zu 8 Tagen Arrest ("verspert kemerlin") verurteilt, weil sie als Christen in der Fastenzeit auf einer jüdischen Hochzeit getanzt hatten (30). Ob Behaim die Strafe allerdings absitzen mußte, ist nicht belegt, da eine letzte erhaltene amtliche Notiz über den Fall lediglich erwähnt, daß ihm 14 Tage Strafaufschub bis zu seiner Rückkehr von Frankfurt gewährt werde (31).
Fehlen auch persönliche Schreiben Behaims, so zeigt doch eine Urkunde vom 13. Februar 1489 (32), daß er am 4. Mai 1484 noch in Antwerpen war und dort für die "kalte Messe" in Bergen (op Zoom) von Leonhard Hirschvogel, seinem Onkel, 9 Säcke Galläpfel (Grundstoff u.a. zur Tintenherstellung) und von Nikolaus Schlewitzer verschiedenes anderes Handelsgut zum Verkauf übernommen hatte. In dem in der Urkunde von 1489 zitierten Schuldbrief von 1484 für Schlewitzer erklärte Behaim ausdrücklich, daß "... ich jetz In ferne Landt ziehen werdt..." (33) und daß im Falle seines Todes die Schlewitzer zustehende Summe vom Erbgut bzw. seinen Erben zu bezahlen sein sollte. Diese Urkunde ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Sie zeigt nicht nur, daß Behaims Geschäftsinteressen den reinen Tuchhandel weit überschritten, sondern auch und besonders, daß er nach dem 4. Mai 1484 eine Reise plante, die so ungewöhnlich war, daß er immerhin mit seinem Ableben rechnen mußte. Es muß jene Seereise an der afrikanischen Westküste entlang südwärts gewesen sein, von der durch ihn später in Nürnberg zwei verschiedene Versionen verbreitet wurden (34) und von der noch ausführlicher zu sprechen sein wird. Was immer Behaim auch von der Bezahlung seiner Auftraggeber abgehalten haben mag, für seine Familie in Nürnberg entstand eine äußerst peinliche Situation, so daß schließlich sein Bruder Stephan und die anderen Geschwister sowie deren Vormünder die Schulden Martins bezahlten, was Hirschvogel und Schlewitzer am 13. Februar 1484 in Nürnberg beurkundeten (s. Anm. 32). Diese Schuldenangelegenheit war durchaus kein Einzelfall, wie ein Blick in die erst in den letzten Jahrzehnten erschlossenen Schuldverbriefungsbücher des Stadtgerichts Nürnberg im Nürnberger Stadtarchiv zeigen. So wurde notiert, daß Martin Behaim 1485 dem Hans Umbhawen 10 fl. schuldete, 1490 wurde der Ritter Martin Behaim von Hermann Zwaypfund verklagt, 1491 zahlte wiederum der Bruder Michael als Bürge einer Schuld für ihn 48 fl. rh. an Heinrich Ziner (35). Was immer auch Behaim geleistet haben mochte, seinem Ruf und dem seiner Familie war dies alles in Kaufmannskreisen nicht sehr zuträglich. In jene Richtung verweist auch die von zahlreichen Behaim-Biographen mit großer Zurückhaltung behandelte oder gar ganz weggelassene Stelle im Brief seines jüngsten Bruders Wolf aus Lyon an Michael Behaim in Nürnberg (22. November 1491), in der der Schreiber erklärt, er habe durch den Adressaten erfahren, daß der Bruder Martin noch in Nürnberg sei und "...sey noch ym haws und für (führe) ein seltzams wessen (Wesen), das hör ich gar ungern, man sagt hye zu lion (Lyon) von ym, das ich michsen (mich seiner) schem, ich woltz gar gern, das wir gantz ledig von ym werden..." (36) (Kat.-Nr. 3.11). Diese Formulierungen lassen auf recht starke Störungen im Verhältnis der Geschwister untereinander schließen, ohne daß wir deren genauen Grund zweifelsfrei ermitteln können.
(j) Portugal ab 1484
Martin Behaim war nach dem Mai 1484 also auf eine große Reise gegangen, die ihn zunächst sicherlich nach Lissabon führte. Ob er schon vorher dort war, wie einige Biographen vermuten, läßt sich jedenfalls anhand von historischen Quellen nicht beweisen. Auch die Gründe für die Reise sind unklar, wir gehen aber nicht fehl, wenn wir annehmen, daß wirtschaftliche Gründe, also Handelsabsichten eine größere Rolle gespielt haben müssen. Die folgenden Jahre sind nun zum einem für Behaims Leben von höchster Bedeutung, zum anderen aber in den historischen Darstellungen außerordentlich umstritten, was zum größten Teil auf der sehr unklaren Quellenlage beruht. Von Behaim selbst sind nur ungenaue Angaben und auch diese nur auf indirektem Wege erhalten. Einige Nachrichten gar sind erst mehr als eine Generation nach Behaims Tod übermittelt, so daß wir deren Wahrheitsgehalt mit einiger Skepsis zu prüfen haben. In wieweit Behaim in dieser Zeit als Wissenschaftler oder Seefahrer und Entdecker tätig war, wird später zu behandeln sein. Nach seiner Rückkehr von der Afrikareise ist Behaim nach einer öfters zitierten, im 19. Jahrhundert jedoch nicht mehr auffindbaren, heute im Stadtarchiv Nürnberg befindlichen Notiz (37) (Kat.-Nr. 3.10) am 18. Februar 1485 in Alcaçovas von König João II. von Portugal zum Ritter geschlagen worden. Als "Paten" beim Ritterschlag sollen neben dem König der Herzog von Beja, der Graf Christoph von Mello und Graf Fernando Martins Mascarenhas fungiert haben. Einige Biographen haben darin eine Aufnahme in den berühmten portugiesischen Christusorden sehen wollen, was aber weder durch portugiesische noch durch Nürnberger Quellen belegt werden kann. Der Totenleuchter für Martin Behaim, ehemals in der Nürnberger Katharinenkirche hängend (38), zeigt weder den knieenden Behaim mit dem Ordenskleinod um den Hals, noch sein Wappen mit dem Ordenszeichen des Christusordens geschmückt, wie dies bei so hohen Orden damals stets die Regel war. Ravenstein gelang es, die verfremdet wiedergegebenen Namen der Paten mit historischen Personen zu identifizieren, die allesamt dem König nahe standen, mit dessen Itinerar wiederum das Datum des Ritterschlags in Deckung zu bringen ist. Im Februar reiste João II. tatsächlich mit seinem Gefolge über Alcaçovas nach Beja. Die Angaben über die Zeremonie sind so präzise, daß sie auf Wahrheit beruhen müssen. Dies wirft insofern Fragen auf, als Inschriften des Globus erwähnen, daß Behaim sich zu diesem Zeitpunkt noch auf See aufgehalten habe, weswegen diese Reiseangaben falsch sein dürften. Der Anlaß der Standeserhöhung ist unbekannt, es kann sich um eine Auszeichnung für die angegebene Afrikareise, für die Teilnahme an einem Kriegszug gegen islamische Konkurrenten der Portugiesen in Nordafrika (39) oder gar um einen Erfolg persönlicher "Beziehungen" - hier wäre an seine Einheirat in eine einflußreiche portugiesische Familie zu denken - gehandelt haben.
(k) Heirat in Portugal
Irgendwann zwischen 1485 und 1489 muß Behaim geheiratet haben. Sein einziges bekanntes Kind ist der am 6. April 1489 geborene Martin. Mit seiner Heirat verband sich der Nürnberger Patriziersohn mit einer sehr wichtigen Familie Portugals. Seine Frau Joanna Macedo war nämlich eine Tochter des Gouverneurs der Azoreninseln Fayal und Pico, des aus flandrischem Adel stammenden Josse Hurter (Josse van Hurter, Joz'd Utra) und der Brites (Beatrix) de Macedo, die ihrerseits aus einer sehr alten portugiesischen Familie stammte und Hofdame der portugiesischen Königin gewesen ist (40). Näheres über das Zustandekommen dieser Heirat ist unbekannt, wie z.B. wie oder wo die Brautleute einander kennenlernten, ob dies eine von beiden ausgehende oder von äußeren Zwängen herbeigeführte Verbindung gewesen ist. Auch über die Beurteilung dieser Verbindung durch die portugiesische oder die Nürnberger Seite erfahren wir überhaupt nichts. Der Ehe entstammte offenbar nur ein einziges Kind, das ein höheres Alter erreichte, nämlich der Sohn Martin. In der historischen Literatur wird immerhin die Vermutung angeführt, es habe einen ersten Sohn namens Martin gegeben, der aber vor der Reise des Vaters nach Nürnberg gestorben sein soll (41). Da sein einzig bekannter 1488 geborener Sohn ebenfalls Martin hieß, müßte angenommen werden, daß der Tod des ersten in jedem Fall vor der Geburt des zweiten, also vor 1488 erfolgt ist.
(l) Nürnberg-Aufenthalt 1490 bis 1493
Mangels ausreichender archivalischer Unterlagen sind wir nicht in der Lage, Behaims Aufenthalt in Portugal detaillierter zu untersuchen. Am 4. Mai 1484 war er jedenfalls noch in Antwerpen gewesen, wo er die Entgegenahme von Handelsgut quittierte (vgl. Anm. 32) und am 9. August 1490 taucht er bei einem Nürnberger Rechtsfall in der fränkischen Reichsstadt auf. Dieser Rechtsfall war eine sehr unangenehme Angelegenheit, es handelt sich nämlich um die Aufteilung des elterlichen Erbes, das durch den Tod der Mutter Agnes im Jahre 1487 angefallen war. Zwischen dem auslösenden Todesfall und Martins Ankunft in Nürnberg verstrich einige Zeit, in der der portugiesische Ritter und Nürnberger Bürger offenbar erhebliche finanzielle Probleme hatte (42). So am 13. Februar 1489, als der Bruder Stephan für ihn Schulden aus dem Jahr 1484 zahlen mußte (vgl. Anm. 32 sowie Anm. 35). Der vermutlich vorhandene Schriftwechsel zwischen den Geschwistern über das elterliche Erbe ist nicht erhalten, er dürfte aber umfangreich gewesen sein, denn es hatte sich einiger Unmut aufgestaut. Das Gerichtsdokument vom 9. August 1490 (43) war jedenfalls nicht ein Paukenschlag, der ein Familienidyll zerriß, sondern der Endpunkt einer länger währenden Entfremdung zwischen den erbberechtigten Kindern des Martin d.Ä. und der Agnes Behaim. Es wird da ganz unverblümt von der "Irrung und spenn" (44), die "... zwischen uns vorgemellten personen enstannden... von wegen unser vorgemellter mutter... seligen verschickten hinterlassenen clainot geschmuck von Berlin (Perlen) und anndern... auch von Manlehen etc..." gesprochen (45). Wegen der offenbar äußerst verfahrenen Situation wurde eine Schiedskommission von 5 Angehörigen des inneren Rats eingesetzt, deren innerhalb von 4 Wochen zu erfolgendem Spruch zu unterwerfen sich die Geschwister Martin, Stephan, Michael, der durch Vormunde vertretene jüngste 15jährige Bruder Wolf (46) und die Schwester Ursula, vertreten durch ihren Mann Ulrich Fütterer, bereit erklären mußten. Die Schwestern Elsbeth und Magdalena waren ins Kloster gegangen und daduch aus der Erbfolge ausgeschieden. Die zu einem Teilungsvertrag führende Entscheidung der Ratsmitglieder, ursprünglich nach 4 Wochen angekündigt, scheint doch etwas länger gedauert zu haben, denn als Datum des Teilungsvertrages wird erst der Freitag nach Kundigundi in der Fastenzeit, also der 4. März 1491 genannt (47). Bis zu diesem Zeitpunkt war Martin Behaim offenbar finanziell sehr bedrängt, denn am 13. Dezember 1490 wurde er auf die Bezahlung von 70 lb. für Dienstbotenlohn (Lidlohn) verklagt (48) und noch am 1. Februar 1491 mußte sein Bruder Michael als Bürge an die (nicht zur Familie gehörige) Katharina Behaim 48 fl.rh. zahlen, da sie einen Schuldschein Martins gegenüber Heinrich Ziner (nicht Zimmer, wie Ravenstein, S. 42, schreibt) präsentierte (49). Seine finanziellen Sorgen endeten erst - jedenfalls vorläufig - mit dem Teilungsvertrag, als er frei über sein Erbe verfügen konnte. Von jenem Tag an begann er mit Verkäufen seiner Nürnberger bzw. deutschen Liegenschaften, da er, wie in der Urkunde vom 5. August 1491 ausdrücklich betont, "... annderswo dann In disem lannd sunnder ausserhalben sein wesen zu haben In willen..." sei (50). Als erstes verkaufte er gleich am Tage nach dem Vertrag sein Eigengut in Veitsbronn mit allem Zubehör an Michael Behaim, seinen Cousin (51). Eine Geldsumme wird aber im Text nicht genannt, dies ist etwas merkwürdig, könnte aber eine Erklärung darin finden, daß Martin bei seinem Nürnberger Aufenthalt, wohl wegen der Erbschaftsstreitigkeiten, nicht bei einem seiner Geschwister, sondern bei seinem Cousin wohnte. Möglicherweise war deshalb der Verkauf eher eine "Überschreibung" im heutigen Sinne zur Bezahlung seiner Aufenthaltskosten. Man rechnete damals offenbar ziemlich genau diese Kosten auf, wie der Brief Michael Behaims an Jörg Pock in Lissabon (12. November 1518) über die geplante Reise von Behaims Sohn Martin nach Nürnberg beweist. Dort wird an Ausgaben für "claidung und speis" für 2 Jahre mit immerhin 50 fl.rh. gerechnet (52). Am 2. Mai 1491 verkauften die Behaimschen Erben ihr Eigentum am Haus unter der Veste neben Albrecht d.Ä. Dürers Haus an Ortolf Stromer (53) um 1050 fl.rh. Behaim ließ die Auszahlung seines Anteils am Verkauf im folgenden Eintrag genau bestätigen (54).
Am 30. Mai schließlich trat er seinen Anteil (1/5) am Familienwohnsitz am Hauptmarkt für 800 fl.rh. an seine Geschwister ab (55). Als nächstes bestätigte Behaim am 5. August 1491 den Verkauf seines Anteils am Erbe von Mannlehen des Bischofs Rudolf von Würzburg in Kurzendorf, Rückersdorf und Katterbach (56) an seine Brüder Stephan, Michael und Wolf, die ihrem Bruder, dem "Herrn Martin Behaim, Ritter" dafür abschließend 300 fl. zusätzlich zu bislang erhaltenen 83 fl. 1 Ort rh. zu zahlen hatten. Bei diesem Verkauf von dem die Schwester Ursula ausgeschlossen war, da sie juristisch kein Erbe an einem Mannlehen antreten konnte, wird ausdrücklich erwähnt, daß Martin die Absicht habe, ins Ausland zu ziehen (57). Inwieweit Behaim damals auch auf sein Nürnberger Bürgerrecht verzichten wollte, ist nicht bekannt. Als letztes verkaufte er am 17. August ein an ihn gefallenes Haus an der Fleischbrücke für 126 fl.rh. dem Beutler Endres Flock und seiner Frau Elsbeth (58).
Allein anhand der uns bekannten gerichtlich notierten Verkäufe hatte Behaim mindestens etwa 1400 fl. aus der Erbschaft eingenommen, wobei sein Anteil an den erwähnten Kleinoden und Schmuck unbekannt bleibt. Zieht man auch einiges für diverse Zahlungsverpflichtungen ab, so muß ihm doch ein für seine Zeit nicht unbeträchtliches Kapital verblieben sein. Neben all diesen Abwicklungen war Behaim möglicherweise bereits mit der Herstellung des berühmten Globus befaßt. Sein jüngster Bruder Wolf, zu dem das Verhältnis aufgrund des Erbstreits offenbar besonders schlecht gewesen zu sein scheint und der im Verlaufe des Jahres 1491 nach Lyon gegangen war (59), schrieb von dort in Antwort auf einen Brief am 22. November 1491 an Martins Gastgeber Michael sehr spitz, er habe vernommen "... wye das mein pruder merthein noch zu nurmbergk sey und sey noch ym haws..." und daß er ein "seltzams wessen" habe, was er sehr ungern höre, außerdem rede man hier in Lyon von ihm Sachen, daß er, Wolf sich schäme und wünschte ihn ganz loszuwerden (60) (vgl. Anm. 36). Am 5. Dezember 1492 schließlich erklärte Wolf dem gleichen Adressaten (aus eigener Anschauung oder nach brieflicher Nachricht), daß Martin den ganzen Tag nichts Besonderes mache, außer daß er in den Garten gehe und sich mit ihm beschäftige. Dabei, meinte Wolf, sollte er sich wenigstens mit dem Kräuterhandel befassen (61). Angenommen, die Briefstelle über die Gerüchte in Lyon wäre auf Behaims Schulden und der ganze Tenor auf die aus den Erbstreitigkeiten entstandenen Gegensätze zwischen dem ältesten und dem jüngsten Bruder zurückzuführen, so bleibt doch ein Rest (seltsames Wesen, Aufenthalt im Garten), der wohl nur durch starke Wesensunterschiede, evtl. durch die Annahme einer unverständlichen Lebensauffassung oder durch psychische Veränderungen Martins erklärbar ist.
(m) Tätigkeit in Portugal ab 1493
Nach einem ungewöhnlich langen Heimataufenthalt von fast 3 Jahren ist Martin Behaim dann im Verlaufe des Jahres 1493 nach Portugal zurückgekehrt, wie uns sein Brief vom 1. März 1494 (62) meldet, ob auf die Azoren, wie die Inschrift auf dem Globus angibt, oder nach Lissabon, ist dabei ungeklärt. Jedenfalls hat er den Seeweg, vermutlich über die Niederlande und nicht den Landweg genommen, wie er ausdrücklich schreibt. Lange blieb er nicht in Portugal, denn bereits 1494 reiste er erneut nach Flandern zurück. Der Grund für jene Reise ist nicht genau zu ermitteln. Behaim schreibt, er sei vom portugiesischen König "... zum Konigssun hier (nach Flandern) geschigt worden..." (63). In der Literatur wird darüber gestritten, ob es sich bei diesem Königssohn um jenen außerehelichen Sohn Georg des portugiesischen Königs handelte, den dieser zeitweise als geeigneten Thronfolger propagierte, oder eher um den damals 16jährigen Philipp (64), Sohn des deutschen Königs Maximilian. Aus dem Brief lassen sich leider auch keinerlei Hinweise auf den Auftrag Behaims ablesen. Auf der Reise in die Niederlande fiel Martin nach eigenen Worten mitsamt Diener und Reisekasse (160 fl.) in Gefangenschaft und wurde nach England gebracht. Anlaß dafür waren wohl die politischen Unstimmigkeiten zwischen dem englischen König Heinrich VII. und dem deutschen König Maximilian, da letzterer einen Abenteuerer (Perkin Warbeck), der sich als der legitime englische Thronerbe ausgab, unterstützte (65). In England erkrankte Behaim nach eigenen Worten so schwer, daß er "... zwir (zweimal) di kertz in der hant het omme zu sterben..." (66). Es gelang ihm schließlich nachts mit "Hilfe eines merauber" (Seeräubers) heimlich nach Frankreich zu entkommen, wenn auch mit persönlichen finanziellen Verlusten, die allerdings erträglich gewesen seien. Er hoffe, zwischen 30. März und 18. Mai nach Verkauf des Zuckers seines Schwiegervaters wieder heimfahren zu können. Nach verschiedenen Grüßen schließt der Brief mit der Datierung des 11. März 1494. Dann folgt aber ein Nachtrag vom Mai 1494 aus Portugal, da Behaim wegen seiner eiligen Heimreise den Brief in den Niederlanden nicht mehr hatte absenden können. Er wollte noch bis zum 18. Mai bei seinem Schwiegervater bleiben. Wie es ihm gehe, könne ihm Hieronymus Münzer (67) sagen. Seinem Schwager Ulrich Fütterer sollte Michael Behaim ausrichten, er solle ihm über Genua und Madeira auf die Azoren schreiben (wo er also zu wohnen vorhatte), er selbst bat um den Namen und die Ortsangabe jenes Mannes in Genua, über die er seinerseits schreiben könne.
(n) Letzte Lebensjahre
Nach diesem Brief sind bis zu seinem Tod im Jahre 1507 keine Schriftquellen des Martin Behaim mehr erhalten bzw. bekannt. Schlüsse über seine Lebensumstände lassen sich nur aus Schriftstücken anderer Personen ziehen. Sie zeichnen ein wenig erbauliches Bild. 1495 starben Behaims Schwiegervater Josse Hurter und König João II., zu denen er ein, wie wir annehmen müssen, recht gutes Verhältnis hatte. Er verlor also im gleichen Jahr zwei für seine gesellschaftlichen Beziehungen sehr wichtige Personen (68). Das Verhältnis zu seiner Gemahlin war offenbar nicht mehr das beste, wobei unklar ist, seit wann. Immerhin dürften seine längeren Auslandsaufenthalte hier nicht besonders positiv gewirkt haben. So kam es zu der peinlichen Affäre seiner Frau mit dem Escudeiro Fernão d'Evora, dem Oberprokurator der Gefangenen auf der Insel Fayal (69). Behaims Schwager Jost (II. Hurter, wie sein Vater Gouverneur von Fayal und Pico, ertappte beide beim Ehebruch und steckte den Mann in Haft, woraus sich, da jener über weitreichende Beziehungen verfügte, ein bis zum portugiesischen König reichender Machtkampf entwickelte. Behaim wird in diesem Vorgang überhaupt nicht mehr erwähnt, scheint also demnach damals nicht auf den Azoren gewesen zu sein. Am 30. Januar 1507 (70) schließlich schrieb Martins Bruder Michael an den mittlerweile in Lissabon für das Handelshaus der Hirschvogel tätigen jüngsten Bruder Wolf, der kurz darauf (20. März) sterben sollte, in einem Brief, den er auch vielleicht gar nicht mehr erhalten hatte, "die sachen mit mertein beheim kan ich für mein person nit pessern...", man müsse dies alles Gott befehlen. Zugleich äußerte Michael den Wunsch, er wolle wissen, wie es mit der Frau und dem Sohn Martins und ihren Freunden stehe und wer sie seien. Man kann daraus schließen, daß Behaim bereits einige Monate vor diesem Brief (die Nachrichtenlaufzeit von Portugal nach Nürnberg gerechnet) so schwer erkrankt sein muß, daß die Nürnberger Behaims sich um die portugiesischen Verwandten besorgten, von denen sie offenbar nahezu nichts wußten, was immerhin ein recht erstaunliches Licht auf die Kontakte Martins zu seiner Nürnberger Familie wirft. Über irgendwelche Beziehungen zwischen Wolf und Martin in Lissabon ist nichts bekannt, erinnert man sich aber an Wolfs Äußerungen aus Lyon (vgl. Anm. 60) über seinen ältesten Bruder, dann ist zumindest ein herzliches Einvernehmen auszuschließen. Auch ob Wolf seinen schwerkranken Bruder im Hospital besuchte, ist unbekannt, er hätte jedenfalls auch nichts mehr darüber berichten können, denn er selbst starb am 30. März, noch vor Martin, der am 29. Juli verschieden ist. Selbst am Lebensende steht also bei Martin Behaim eine der Ungereimtheiten, deren sein Leben soviele aufwies. Während Jörg Pock am 25./30. Mai 1519 (71) an Michael Behaim in Nürnberg relativ ausführlich über das Grab Wolfs in der Kirche Santa Maria de Conception "... ein fast (sehr) berumpt (berühmtes) unnd woll gezirt Gotts-hawss, darin all tag gross devotion geschicht..." berichtete, erwähnte er ziemlich kurz, "aber Mertein Behem seelich der lickt in einer kirchen heyst a sandt dominica ist ein prediger kloster...", wo er im "... spitall unnd in fast (sehr) grosser armutt..." gestorben sei. Obschon offenbar Wolf in Lissabon dem Bruder finanziell nicht aushalf, fiel ein Teil seiner Erbschaft dem Neffen, der ebenfalls Martin wie sein Vater hieß, zu. Jahre später, 1518/20 bemühte man sich, jenen jungen Behaim nach Nürnberg zu ziehen, um das drohende Aussterben der Familie im Mannesstamm zu verhindern (72). Damals zog man dem jungen Erben 3 fl. am Erbe ab, da "... Hr. Merta Behams schilt, so zw S. Katherina aufgehengt ist worden..." (73) genau diesen Betrag gekostet hatte. Martin d.J. stiftete wohl auch noch den erhaltenen Totenleuchter zur Erinnerung an Martin d.Ä. und seine Frau, der lange Zeit in der Katharinenkirche in Nürnberg hing, bis er schließlich in das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg kam (74). Aus dem weiteren Leben des Martin Behaim d.J. sind uns keinerlei Notizen mehr über das Leben seines bekannteren Vaters überliefert. Aber auch über ihn selbst schweigen die Quellen. Von späteren Nachkommen dieser portugiesischen Familie Behaim ist nichts mehr bekannt geworden. Sie scheint ausgestorben zu sein.
(o) Zum Behaim-Bild
Gibt es auch zahlreiche ungeklärte Bereiche im Leben des Martin Behaim, so sind wir doch über ihn, verglichen mit den Lebensangaben anderer historischer Personen seiner Zeit noch relativ gut unterrichtet. Speziell über den "Nürnberger" Behaim, d.h. über jene Bereiche, die sein Leben in der fränkischen Reichsstadt bzw. seine Beziehungen zu Nürnberg und seiner Familie betreffen, existieren nachprüfbare historische Quellen. Ganz anders aber sieht es mit dem "portugiesischen" Behaim aus und hier besonders mit dem "Kosmographen und Seefahrer Behaim". Primäre historische Quellen über diese Lebensbereiche sind aus portugiesischen Archiven nicht bekannt geworden. Schon Ravenstein merkte 1908 nachdrücklich an (und daran hat sich bis heute nichts geändert), daß der Wissenschaftler Behaim von keinem einzigen zeitgenössischen portugiesischen Schriftsteller erwähnt wurde (75), ein Umstand, der bei seiner so oft berufenen großen Bedeutung für die Entdeckungsreisen doch etwas nachdenklich stimmen muß. Erst einige Jahrzehnte nach seinem Tod finden sich Äußerungen von portugiesischen Historikern über den Nürnberger Portugiesen Behaim und seine Arbeit. Eine abschließende Bewertung seiner Leistung ist somit eine Frage der Einschätzung, weniger der nachprüfbaren historischen Fakten.
Wann, wie und warum Martin Behaim nach Portugal, nach Lissabon kam, ist aus zeitgenössischen Quellen nicht zu erschließen. Von ihm selbst sind keine Äußerungen darüber bekannt. Daß die ersten Kontakte in dieser Richtung etwas mit Behaims Handelsinteresse zu tun hatten, erscheint plausibel, war doch die Reise von Antwerpen, wo Martin längere Zeit tätig war, nach Lissabon für damalige Verhältnisse gut möglich, wenn auch wie alle jene Seereisen höchst unbequehm. Portugal ist im 15. Jahrhundert der wichtigste Ausgangspunkt für Reisen in die zu entdeckende Welt gewesen. Besondere Aufmerksamkeit erregten allenthalben die Versuche, von dort aus an der afrikanischen Westküste entlang einen Weg nach Indien zu finden und damit zu den "Schätzen des Orients" zu gelangen. Den jungen Behaim kann hier etwas angezogen haben, das viele große Familien seiner Heimatstadt beschäftigte, nämlich der Gewürzhandel, denn die Portugiesen hatten in jenen Jahren zwar noch nicht den Weg nach Indien, aber doch immerhin einige neue Gewürzlieferanten in Afrika entdeckt.
(p) Behaims (See-)Reisen
Ob Martin Behaim vor dem Jahr 1484 schon einmal oder mehrmals an den Tejo reiste ist unbekannt. Einige Autoren konstruieren Reisen, die ihn bereits 1481 oder 1482 dorthin geführt haben sollen. Dies sind allerdings reine Spekulationen, für die jede historische Notiz fehlt. In seiner Bestätigung für die Übernahme von Waren des Leonhard Hirschvogel und des Nikolaus Schlewitzer vom 4. Mai 1484 in Antwerpen (vgl. Anm. 32) erwähnte Behaim nicht nur, daß er plane in fremde Länder zu ziehen, sondern auch daß im Falle seines Todes seine Erben für das erhaltene Gut einstünden. Dies läßt auf eine längere, nicht ungefährliche Reise schließen. Möglicherweise war es jene Afrikareise, von der später auch auf dem Globus die Rede ist. Er muß sie zwischen Mai 1484 und 18. Februar 1485 angetreten und ausgeführt haben, jenem Zeitpunkt, an dem er, wieder zurück in Portugal, zum Ritter geschlagen wurde. Wofür er diesen Ritterschlag erhielt, ist gleichfalls ungewiß. An zwei Stellen auf dem Globus selbst und in der Schedelschen Weltchronik wird Behaims Afrikareise erwähnt. Im Winkel südlich des Äquators und östlich des Meridians verkündet ein Text: "... der durchleugtig könig don Johan von Portugal hat das ubrig thail dab Ptolomaeus noch nit kundig gewessen ist gegen Mittag lassen mit seinen Schiffen besuchen Anno dni 1485. darby Ich der disen apffel angegeben hat gewesen bin..." (76). Unter der Südspitze Afrikas hingegen wird ausführlicher über die Reise berichtet, die allerding nun auf 1484 datiert wurde, (wobei freilich die Zahl stark retuschiert erscheint) jenes Jahr, in dem der König zwei Karavellen für drei Jahre ausgerüstet und verproviantiert ausgeschickt habe (77). Hier wird in der "Wir-Form" gesprochen. Schließlich existiert noch eine Angabe in der Schedelschen Weltchronik, die, ursprünglich handschriftlich in den lateinischen Text eingefügt, der deutschen, 1493 gedruckten Fassung zugrunde lag. Dieser Angabe kann nur eine persönliche Äußerung von Behaim zugrunde liegen, der ja von 1490-1493 in Nürnberg weilte (78). Hier wird erzählt, daß Johann II. 1483 eine Expedition zur See nach Süden über die Säulen des Herkules (Gibraltar) hinaus nach Äthiopien gesandt habe. Als Kapitäne seien ein Portugiese Jacobus Canus (Jacobus entspricht dem portugiesischen Namen Diogo, dem Vornamen des Coão) und Martinus Bohemus, ein Deutscher aus einer guten Familie Nürnbergs, der äußerst erfahren gewesen sei in der Lage der Länder (situ terrae peritissimum) und der durch viele Jahre Seefahrt gründliche Kenntnisse der Gebiete westlich des Gesichtskreises des Ptolemäus besaß. Fallen schon die unterschiedlichen Jahresangaben ins Auge, so verwundert noch mehr das Ausmaß der Fehler in den Entfernungsangaben, die an den jeweiligen Textstellen auf den Globus genannt werden.
Über die Teilnahme Martin Behaims an den Reisen des Diogo Coão hat sich in der Literatur eine sehr umfangreiche Diskussion entsponnen, die hier aus Platzgründen nicht wiedergegeben werden kann (79). Sicher ist jedenfalls, daß er an der ersten Reise Coãos, die vom Frühjahr 1482 bis Ende 1483 dauerte, nicht teilgenommen haben kann, da er sich im Frühjahr 1483 in Nürnberg aufhielt (s. Anm. 30). Aber auch eine Teilnahme an der zweiten Reise Coãos wird von der Mehrheit der Autoren verneint. So erwähnen zeitgenössische Quellen Behaim nicht in Zusammenhang mit einer solchen Reise, auch die damals aufgestellten Steinsäulen, bzw. eine Felsinschrift an der Kongomündung nennen verschiedene Namen von Teilnehmern der Expedition, nicht aber den Behaims, was verwunderlich wäre, wenn er wirklich neben Coão der zweite Kapitän gewesen wäre. Sind die durch Behaim angeregten Globusinschriften, besonders aber die Textstelle der Schedelchronik vielleicht auch etwas sehr blumig (so der Hinweis auf die durch jahrelange Seefahrt erworbenen Kenntnisse, der so kaum stimmen kann), ist doch anzunehmen, daß er an mindestens einer Reise nach Afrika teilgenommen hat. Ravenstein vermutet hier die Fahrt des João Affonso d'Aveiro, der 1484-1485 in das westafrikanische Königreich Benin fuhr und von dort eine neuentdeckte Pfefferart mitbrachte (80). Diese Kombination von Entdeckungsreise und Kauffahrt würde ganz gut zum Kaufmann Behaim passen.
Wie viele Reisen er insgesamt machte, seien es Entdeckungs-, Kauffahrtei- oder einfache Transportreisen zwischen Antwerpen und Lissabon, läßt sich historisch nicht mehr ausmachen. Waren für einen Nürnberger, einen Süddeutschen selbst seine Reisen zwischen Antwerpen und Lissabon ungewöhnlich und zahlreich, so muß das Afrikaunternehmen für seine damaligen binnenländischen Zeitgenossen höchst interessant gewesen sein. Neben dieser Afrikareise ist lediglich ein Projekt, von dem man nicht weiß, ob es überhaupt ausgeführt wurde, vielleicht mit Behaim in Verbindung zu bringen. Am 24. Juli 1486 erteilte der portugiesische König einem der Kapitäne von Terçeira, Fernão Dulmo und João Affonso do Estreito aus Madeira das Privileg, die legendäre "ilha das sete cidades" (Insel der sieben Städte) zu suchen (81). Er gestattete darin ausdrücklich jenem deutschen Ritter, der sich der Reise anschließen wollte, das Schiff seiner Wahl zu besteigen. Sollte mit dem deutschen Ritter Behaim gemeint gewesen sein, müßte dies als weiteres Zeichen für seine Interessen an Entdeckungsreisen gewertet werden.
Ein eigenartiges Schreiben sei schließlich noch angeführt, das unter dem Datum des 14. Juli 1493 von dem Nürnberger Humanisten Hieronymus Münzer verfaßt und an König João II. von Portugal gerichtet worden ist. Darin ermunterte er den König, mit Behaims Hilfe eine Westreise zu veranlassen und das östliche China (Cathay) zu finden. König Maximilian hätte Behaim aufgefordert, von den Azoren aus diese Reise unter Zuhilfenahme von Quadranten, Zylindern, Astrolabien und anderen Instrumenten zu unternehmen. Auch über diesen Brief, der ins Portugiesische übersetzt und gedruckt veröffentlicht wurde, ist viel gerätselt worden (82). Ob hier tatsächlich ein Interesse des späteren Kaisers an der Durchführung von Entdeckungsreisen zum Ausdruck kommt oder ob vielleicht mehr politisches Vertrauen gegenüber dem portugiesischen König demonstriert werden sollte, ist umstritten. Merkwürdig sind jedenfalls die Geräte, deren Mitnahme Behaim anempfohlen wurde: Quadranten und Astrolabien waren den Portugiesen schon vertraut und bei den Zylindern wird noch immer gerätselt, was das überhaupt gewesen sei. Irgend einen Einfluß auf die Zielrichtung oder Durchführung der portugiesischen Reisen hat der Brief jedenfalls nicht gehabt. Auch wozu gerade Behaim empfohlen wurde, ist unklar, muß er doch am Lissaboner Hof relativ gut bekannt gewesen sein. Vielleicht war es auch nur eine protokollarische Hilfe für den Oberdeutschen, falls dessen Rolle dort irgendeinen "Karriereknick" erhalten haben sollte.
(q) Behaim am portugiesischen Königshof
Zur Bewertung der Rolle Martin Behaims als Seefahrer und am Königshof existiert eine interessante, aber bislang relativ unbeachtete Stelle in einem Brief seines Bruders Michael vom 12. November 1518 an Jörg Pock in Lissabon, in dem der Nürnberger über die Lebensplanung des Sohnes (Martin d.J.) seines verstorbenen Bruders spricht. Er erwähnt, daß es ein "sorglicher Stand" sei, sich allein mit dem "Navigern" (Seefahren) zu ernähren und als Pilot (Schiffsführer) oder Mariner sein Leben zuzubringen. Wenn man aber in den Hofdienst trete und alt werde "... werden die leuth an den hofen unwirdig und ist ein gemain wort Herren dienst erbt nit..." und es könne leicht geschehen, "... das einer zuhoff versagt wird..." (bei Hof verleumdet wird), entlassen wird und dann Mangel leidet. Sein Vater (Martin Behaim) sei in der Jugend beim alten König (João II.) "... ser angenem gwest, wie sich sein sachen im allter geendet haben..." das wisse Pock besser als er, Michael Behaim, schreiben könne (83). Hier werden offenbar zwei Berufsziele, die der junge Behaim geäußert hatte, beurteilt. Dabei fällt auf, daß beim beschwerlichen Leben als Seefahrer der Hinweis auf Martin Behaim d.Ä. bzw. auf dessen positive oder negative Erfahrungen fehlt! Das Bild des "Seefahrers Martin Behaim" scheint also in der Erinnerung seines Bruders keine allzu große Rolle gespielt zu haben. Beim Hofdienst aber wird direkt Bezug auf den Vater genommen und man sieht, daß er in der Jugend in des Königs Gunst stand, nach einer Intrige hingegen (vielleicht nach 1495 unter König Emanuel) in Ungnade fiel und persönlich in Not geriet, als er vom Hof entfernt wurde.
(r) Behaim als Kosmograph
Wie der Nürnberger an den portugiesischen Königshof kam und welche Rolle er dort spielte, ist wiederum unklar. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang eine Notiz, die aber leider erst rund ein halbes Jahrhundert nach Behaims Ankunft in Portugal verfaßt wurde. Der portugiesische Historiker João de Barros (1496-1570) berichtete 1552 in seinem Werk "Asia", König João II. habe seine beiden Ärzte Meister Rodrigo und Meister José (Vizinho), einen Juden, sowie Martin Behaim berufen, die Navigationsmöglichkeiten zu verbessern (84). Sie hätten daraufhin die Methode entwickelt, aufgrund der Sonnenhöhe zu navigieren, und Tafeln dieser Höhen angefertigt, die bis zu seiner, Barros' Zeit (1552) verwendet würden. Diese Navigationsmethode sei genauer als die ursprüngliche Art, als man noch große hölzerne Astrolabien verwendete. Dabei fügte Barros hinzu, Behaim habe angegeben, Schüler des berühmten Johannes Regiomontanus zu sein. Auch diese Angaben haben zu umfangreichen und sehr subtilen Diskussionen darüber geführt, was denn hier eigentlich erfunden oder verbessert worden sei. Das Astrolab und den Quadranten kannte man auf der iberischen Halbinsel bereits seit längerer Zeit, auch die Navigation nach der Sonnenhöhe dürfte zumindest in Grundzügen schon früher bekannt gewesen sein. Es scheint sich bei den angesprochenen Arbeiten mehr um graduelle als prinzipielle Verbesserungen gehandelt zu haben, die diese Arbeitsgruppe der drei (sie als "Junta dos mathematicos" zu bezeichnen, wäre überzogen) erreicht hatte. Interessant ist hier der Hinweis auf Behaims Angabe, Schüler des Regiomontanus zu sein. Das muß sich nicht auf ein reales Lehrverhältnis stützen, sondern kann auch bedeuten, daß er die Forschungsergebnisse dieses Vaters der modernen Astronomie kannte und vertrat. Die Bedeutung Behaims und besonders Regiomontans für die portugiesische Navigationsentwicklung wird von verschiedenen Autoren abgestritten (85). Dennoch sei hier auf eine interessante Beobachtung hingewiesen: José Vizinho, der wohl an der Abfassung des "Regimento do Estrolabio", einer Gebrauchsanweisung für das Astrolab beteiligt gewesen war, übersetzte den hebräisch geschriebenen "Almanach" des Abraham Zacuto für den Bischof von Salamanca ins Lateinische. Dabei benutzte er den Anfang und auch ganze Sätze aus Regiomontans Widmung (1467) der "Tabulae Directionum" an den Erzbischof Johann Vitez für seine eigene Widmung. Regiomontans Werke waren also in Portugal nicht unbekannt, zudem verfügten seine Ephemeriden, die Planetenstandsverzeichnisse, durchaus seit 1474 über Tafeln mit Angaben des Sonnenstandes. Daß die Ephemeriden auch bei iberischen Seefahrern benutzt wurden, belegt ein Exemplar für die Jahre 1482-1488, das Christoph Kolumbus für den 15. November und 22. Dezember mit handschriftlichen Notizen versah, die beweisen, daß er es damals an Bord eines Schiffes benutzt hatte (86). Wenn auch nicht klar ist, was Behaim an Wissen in Portugal einbrachte, und wenn er vielleicht auch seine Kenntnisse überzeichnete, so könnte er doch als Vermittler von Regiomontans Forschungen gewirkt haben. Aber auch der hypothetische Gesichtspunkt, den Werner (s. Anm. 16) in die Diskussion brachte, ist nicht ganz von der Hand zu weisen, nämlich daß Behaim für Portugal wissenschaftliche Instrumente aus Nürnberg beschaffte, für deren Herstellung die Stadt weltberühmt war (87). Möglicherweise führte dies, vielleicht aber auch sein persönliches Auftreten dazu, daß er bei João II. "ser angenem gwest" ist (vgl. Anm. 83). Auch seine Afrikareise oder seine Heirat in eine einflußreiche Familie können eine Rolle gespielt haben. Nach der Quellenlage ist es aber leider unmöglich, genauer abzuwägen, ob seine Stellung bei Hof mehr von gesellschaftlichen oder mehr von wissenschaftlichen Gesichtspunkten bestimmt war.
Wenn sich auch von Behaim selbst keinerlei Hinweise auf eine wissenschaftliche Ausbildung oder eigenhändige Dokumente über wissenschaftliche Arbeit finden, so weisen doch zahlreiche Sekundärquellen darauf hin. So nannte der deutsche Buchdrucker Valentin Fernandez in einem Manuskript über die Entdeckung Guineas Martin Behaim als Informationsquelle über die dortigen Entdeckungen des Diogo Gomez (88). Schließlich schrieb 1601 der spanische Historiker Antonio de Herrera, Kolumbus sei durch einen Freund, einen von der Insel Fayal stammenden Portugiesen namens Martin de Boemhia, einen wichtigen Kosmographen, in seinem Plan bestärkt worden, den Seeweg nach Indien mit einer Westfahrt auf dem Atlantik zu suchen (89). Dafür gibt es jedoch keinerlei Beweise in Form zeitgenössischer Quellen, allenfalls die Vermutung, daß Kolumbus, als er seinen Plan am portugiesischen Hof vortrug, möglicherweise mit Behaim in Kontakt kam, da sich jener ja für Entdeckungsreisen interessierte. Später kam dann noch die Vermutung auf, Behaim habe den Brief des Florentiner Astronomen und Mathematikers Toscanelli gekannt, in dem jener König Alfons V. von Portugal auf den schnellen Seeweg über das Westmeer nach Asien hingewiesen hatte. Beweise gibt es auch dafür keine, wohl aber die Gewißheit, daß dieser Plan damals sozusagen "in der Luft lag", wie ja auch der Münzerbrief von 1494 (vgl. Anm. 82) in die gleiche Richtung wies. Behaim kannte diese Vorschläge oder Pläne sicherlich. Eine weitere Nachricht über Behaim findet sich bei Antonio Pigafetta, der 1520 vermerkte, Magellan habe bei seiner Weltumseglung Kenntnis einer Karte des Martinus de Bohemia gehabt, die sich im Schatz des Königs von Portugal befunden habe (90). Bartolomé de Las Casas gar hinterließ zudem die in der Literatur manchmal mit Behaim in Beziehung gebrachte Nachricht, er sei anwesend gewesen, als Magellan auf einem Globus seine Reiseroute abgesteckt habe. Auf Behaims Globus ist Amerika aber noch gar nicht eingetragen, die Magellan-Straße konnte hier also gar nicht gesucht oder gezeigt werden.
Eine groteske Blüte ist die 1682 von Johann Christian Wagenseil (1633-1705), Professor der Nürnberger Universität in der Landstadt Altdorf, aufgestellte Behauptung, Behaim habe Amerika noch vor Kolumbus entdeckt. Wagenseil mißdeutete den Bericht der Schedelschen Weltchronik (vgl. Anm. 78 und Anm. 79) über die angebliche Reise des Diogo Coão und Behaims an der afrikanischen Westküste über den Äquator hinaus, wo die Reisenden eine "andere" oder "fremde" Welt gefunden hätten. Wagenseil schloß aus dieser Formulierung, daß mit dieser Welt, nur die "neue Welt", gemeint gewesen sein könne (91), ein Irrtum, der zwar skurril, aber langlebig sein sollte.
Nach allen diesen Zuschreibungen und Erzählungen aus zweiter Hand, die aber trotz alledem darauf hinweisen, daß auch der Nachwelt unterschiedlich intensive Erinnerungen an Martin Behaim als Kosmograph geblieben waren, soll abschließend als sein einzig erhaltenes Werk der Globus (Kat.-Nr. 3.31) behandelt werden. Die Widmungsinschrift am Südpol gibt an, daß diese älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelgestalt im Auftrag des Nürnberger Rats im Jahre 1492 verfertigt wurde und von Behaim der Stadt als Geschenk überlassen worden sei. Behaim sei dann heimgekehrt, um sein Leben auf seiner Insel zu beschließen. Hier tauchen schon einige Fragezeichen auf. Wir wissen, daß der Globus im Ratsauftrag 1494 bezahlt wurde (Kat.-Nr. 3.30), also kein reines Geschenk war, 1493 und wohl sogar 1494 ist noch an ihm gearbeitet worden. Auch Behaim hat erst 1493 Nürnberg verlassen (92). Das Jahr 1492 scheint eher das Anfangsjahr der Arbeiten gewesen zu sein. Ein Nürnberger Ratsverlaß meldete nämlich am 19. Mai 1492 einen Streit zwischen Behaim und Ruprecht Kolberger, der die Kugel herstellte (93). All diese Ungenauigkeiten und die merkwürdige Bemerkung, Behaim sei auf seine Insel heimgekehrt, um dort sein Leben zu beschließen, und habe den Globus als Erinnerung an ihn für alle Zeiten hinterlassen, lassen die Vermutung aufkommen, die Inschrift sei erst nach Behaims Tod, jedenfalls einige Jahre nach seiner Abreise 1493 angebracht worden. Ihre Aussagen sind also mit einer gewissen Vorsicht zu werten.
Ob die Anfertigung des Erdapfels direkt auf einen Ratsauftrag hin erfolgte, sei dahingestellt. Auch hier ist der unmittelbare Anlaß zur Arbeit unklar. Wir gehen aber sicher nicht fehl, wenn wir annehmen, daß Behaim in seiner Vaterstadt auf einige Männer traf, die sich für seine geographischen und kosmographischen Kenntnisse stark interessierten (94). Hier ist besonders der Arzt Hartmann Schedel zu nennen, der in den Jahren vor 1493 die Publikation seiner später so berühmt gewordenen großen Weltchronik, des ersten großen Unternehmens der Druckgeschichte, vorbereitete. Genauso ist aber auch an den Humanisten Hieronymus Münzer (ebenfalls ein Mitarbeiter an der Weltchronik) zu denken, zu dem Behaim direkte Beziehungen hatte (Vgl. Anm. 82). Ob bei Gesprächen über die Möglichkeiten einer Darstellung der Erde (wie sie ja in der Schedelchronik als Abbildung erscheint) in diesem Kreise der Gedanke an die Projektion einer Weltkarte auf eine Kugel entstand, oder ob Behaim Anregungen dafür bereits mitbrachte, ist unbekannt. Neu aber war die Idee jedenfalls nicht. Die Kugelgestalt der Erde war in interessierten Kreisen längst bekannt (95). Es dürfte, wie so oft bei Behaim, auch hier schwerfallen, seine wissenschaftliche Leistung zu präzisieren.
Häufig ist schon in der Literatur und nicht zu Unrecht, auf die offenkundigen Schwächen des geographischen Weltbildes auf dem "Erdapfel" hingewiesen worden. Es entsprach nicht dem neuesten Stand der portugiesischen Kenntnisse. Bei den Breiten- und Entfernungsangaben sind zudem eklatante Fehler zu entdecken (96). Behaim ist ganz sicherlich kein überragender Kosmograph oder Kartenzeichner gewesen (vgl. Anm. 16). Der Anlaß für die Herstellung des Globus, nämlich ein Auftrag des Nürnberger Rats scheint klar zu sein, wenn man annimmt, die Widmungsinschrift sei unmittelbar nach dem letzten Feder- oder Pinselstrichen angebracht worden. Dies kann aber, wie ausgeführt wurde, so nicht akzeptiert werden. Es empfiehlt sich deshalb hier, die äußerst wertvolle einzige zeitgenössische Quelle zu diesem Thema, die Endabrechnung über die Herstellung des "Erdapfels" (97) noch einmal genauer durchzugehen und sich nicht ausschließlich von der Widmungsinschrift bzw. den Hypothesen über den Seefahrer, bahnbrechenden Navigator, Kosmographen, Entdecker usw. leiten zu lassen.
Die am 26. August 1494 durch Georg Holzschuher erfolgte Bezahlung ging direkt an die einzelnen Handwerker, bzw. Künstler, für "... den apffel der mappa mundi, so her Mertin Peham zugericht hat" (98). Eine unmittelbare Bezahlung erhielt Behaim nur "... umb ein getruckte mapa mundy, da die gantz welt ina wegriffen ist, die da wol dint zu dem Apffel...". Im übrigen wurde er nur als Kostenfaktor bei Arbeitsessen erwähnt ("... mer umb wein und pir, prot und anders dem maler zu mittag, dieweil der am apfel malt, auch zu zeitten dem Peham...") (99). Aus anderen Abrechungspunkten ergibt sich, daß ein "Glockengießer" (vermutlich Hans Glockengießer aus einer sehr bekannten Nürnberger Familie von Glocken- und Bronzegießern) für eine Form, d.h. für eine Kugel aus Formlehm bezahlt wurde (100). Über diese Form fertigte der Rechenmeister und Waagmacher Ruprecht Kolberger (1470-1505, als "Kalperger" erwähnt) (101) aus Stoff und Leim jene Kugel (102), die schließlich von Georg Glockendon (+ 1514) innerhalb von 15 Wochen bemalt wurde (mit Hilfe seiner Frau, die immerhin 1 fl. erhielt, Glockendon selbst 14 fl.) (103).
Die Abrechnung schließt mit einer merkwürdigen Notiz, die zunächst anscheinend gar nichts mit der Arbeit am Globus selbst zu tun hat, nämlich daß Kolberger als Gegenleistung für Unterricht in der "kunst kosmografia" und dem "austeiln der kugel" durch Behaim ".. .dieweil ander kugel machen" wolle. Da hier aber ganz deutlich von weiteren Kugeln zur Globusherstellung gesprochen wird, sollte man auch jene Textstellen genau registrieren, in denen die Rechnung davon spricht, daß sich die Bezahlung auf eine "große kugel" (im Text dreimal genannt) bzw. die "erste kugel" (im Text einmal genannt) bezieht. Daraus ist sprachlich eindeutig abzuleiten, daß es sich erstens um eine große Kugel gehandelt hat, um eine erste Kugel, die zweitens also im Gegensatz zu anderen, kleineren Kugeln steht. Parallel zu dieser sprachlich ableitbaren Opposition müssen wir die Bezeichnungen sehen, die den "... apffel oder mapa mundy in die runden einer kugel geleich..." trennen von der "... getruckte(n) mapa mundy, da die gantz welt ina wegriffen (begriffen = enthalten) ist, die da wol dint zu dem apffel...". Man kann daraus nur den Schluß ziehen, daß es einen großen, von Georg Glockendon bemalten Globus gegeben hat, den Behaim anregte bzw. dessen Herstellung er überwachte und leitete, eben den heutigen Behaim- Globus (Kat.-Nr. 3.31) und daß daneben Kolberger kleinere Kugeln produzierte, die mit der "getruckten mapa", in Beziehung standen d.h. beklebt wurden. Es ist jene von Behaim angekaufte gedruckte Mappa Mundi, "da die ganzt welt ina wegriffen ist, die da wol dint zu dem apffel". Diese gedruckte Karte wurde oft als Behaims Vorlage für den Globus betrachtet, eine Erklärung, der wir uns nicht anschließen können, wird durch eine solche Deutung doch die Textstelle, die von "ander kugel" spricht, völlig ignoriert. Stattdessen bietet sich eine Erklärung an, die alle offenen Fragen in einer logischen Abfolge erklärt:
Martin Behaim muß im Zusammenhang mit dem Schedelschen Buchprojekt zu dem Entschluß gekommen oder gebracht worden sein, das relativ neue Medium des Drucks für die Herstellung eines Erdglobus einzusetzen. Zu diesem Zweck wurde ein größerer Prototyp, ein Urmodell des Erdglobus durch Kolberger und Glockendon geschaffen. Dabei ging es zunächst nur darum, die Umrisse der Kontinente und Inseln, deren Binnenzeichnungen usw. aufzutragen. Für das Werkstattmäßige dieser Kugel spricht noch heute ihre doch relativ schludrige Beklebung mit dem als Malgrund dienenden Papier. Hätte man diesen Globus von vorneherein als Repräsentationsobjekt betrachtet, wäre dieser Arbeitsgang mit Sicherheit sorgfältiger verlaufen. Diese große kugelförmige Vorlage muß nun von Glockendon, der ja ein bekannter Formschneider (Hersteller von Holzdruckstöcken) war, in zweidimensionale Druckvorlagen umgezeichnet bzw. in Holz geschnitten worden sein. Dabei entstand dann jene gedruckte Mappa Mundi, die zu dem Apfel diente, d.h. ein Satz von Segmenten oder sphärischen Zweiecken, wie er für die Globenherstellung benötigt wird. Diese Ausführung war wohl kleiner als die handgemalte. Sie enthielt deshalb vermutlich auch nicht die zahlreichen erzählenden deutschen Texte, die den Behaimglobus als "redenden", ja geschwätzigen Globus erscheinen lassen. Streicht man jene Texte, so bleiben erstaunlich viele in der damaligen internationalen Wissenschaftssprache Latein abgefaßte Ortsangaben (arabia felix, mare indicum, insula Taprobana, java maior usw.), die natürlich für die damalige Zeit bei der Druckausgabe eines Globus selbstverständlich gewesen sind. Interessanterweise kaufte nun der Rat von der Druckausgabe ein Stück (nicht ein im Sinne eines unbestimmten Artikels, sondern ein als Zahlwort!) von Behaim an. Alle anderen Arbeiten hingegen wurden an die Handwerker direkt bezahlt.
Daraus läßt sich die Schlußfolgerung ziehen, daß Behaim den Prototyp, die Vorlage für die Druckausgabe, also den großen Globus, den "... her Merten Beham meinen hern ein erbern ratt zu letze hinter im verlaßen hatt..." an den Rat abtrat, der die dadurch entstandenen direkten Kosten bezahlte. "... die kunst und müe seinthalb daran gelegt etc..." wurden nicht ausdrücklich verrechnet, dürften aber durch die Übernahme der Handwerkerkosten für den Prototyp durch den Rat als erledigt betrachtet worden sein. Behaims Gewinn oder worauf er rechnete, lag vermutlich anderswo, nämlich in der Herstellung der Druckausgabe. Deren Kosten, nämlich die der Umzeichnung und der Anfertigung der Druckstöcke, sowie des Drucks finanzierte er offenbar selbst. Deshalb konnte er dem Rat eben eine gedruckte Mappa Mundi für die Kanzlei verkaufen. Die anderen Drucke dürften zum Teil auf die von Kolberger gefertigten Kugeln geklebt worden sein. Vielleicht hat Behaim aber auch einen Teil der Drucke nach Portugal mitgenommen und dort weiter verarbeiten lassen.
(s) Zusammenfassung
Trotz aller Ungewißheiten über die genauen Lebensumstände und die wissenschaftliche Rolle Martin Behaims bei der Geschichte der Entdeckungsreisen, muß man zu dem Schluß kommen, daß er, in den Dienst des portugiesischen Königshofes aufgenommen und offenbar in der Gunst des Königs stehend, eine gewisse (wenn auch unbekannt ist wie wichtige) Rolle bei der Entwicklung der Navigationsmethoden gespielt hat. Zumindest an einer Reise nach Afrika nahm er teil, wenn auch wohl nicht zusammen mit Diogo Coão und vermutlich auch kaum als Kapitän oder Navigator. Sein Lebenslauf läßt keine Zeiträume erkennen, in denen er sich die damals langwierig und schwierig zu erwerbenden Kenntnisse hätte aneignen können. Auch die selbst für jene Zeit höchst ungenauen Entfernungsangaben auf dem Globus sprechen gegen einen erfahrenen Navigator. Von irgendwelchen schriftlichen wissenschaftlichen Arbeiten aus seiner Feder ist nichts bekannt geworden.
Unvergänglichen Nachruhm schuf er sich allein durch die nachweislich von ihm geleitete Herstellung des Erdglobus, über den wir relativ gut informiert sind. Wohl unter Mithilfe der Nürnberger Humanisten, des "intellektuellen Milieus" der fränkischen Reichsstadt, die vermutlich die antiken Kenntnisse beisteuerten, ließ er den Globus produzieren, wofür er wohl teilweise aus eigenen Anschauungen gewonnene Kenntnisse von Afrika einbrachte. Neu und in die Zukunft weisend war dabei besonders die Idee, eine Serie von Globen im Druckverfahren zu produzieren, um das gültige Weltbild breiteren Kreisen (natürlich in der Oberschicht) zugänglich zu machen. In diesem Zusammenhang kann das Unternehmen als eines von vielen bei der wichtigen Rolle Nürnbergs als Vermittler und Verbreiter wissenschaftlicher Kenntnisse gesehen werden. Die zeitliche und örtliche Nähe zur Weltchronik des Hartmann Schedel ist dabei besonders auffällig.
(2) Johann Gabriel Doppelmayr: Historische Nachrichten von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern. In zweyen Theilen an das Liecht gestellet, auch mit vielen nützlichen Anmerckungen und verschiedenen Kupffern versehen. Nürnberg 1730, S. 27-31, Taf. 1.
(3) Christoph Gottlieb von Murr: Histoire Diplomatique du Chevalier Portugais Martin Behaim de Nurenberg avec la description de son globe terrestre... Straßburg - Paris 1802.
(4) F.W. Ghillany (Anm. 1). Vor den als Anhang gedruckten Quellen muß allerdings dringend gewarnt werden, sie enthalten zahlreiche, teilweise sinnentstellende Lesefehler und Auslassungen.
(5) Siegmund Günther: Martin Behaim (Bayerische Bibliothek, Bd. 13). Bamberg 1890.
(6) Ravenstein (vgl. Anm. 1).
(7) So mokiert er sich (S. 59) darüber, daß ein "Mechaniker" nämlich Karl Bauer 1823 den Globus restauriert habe, übersah aber offenkundig, daß jene Berufsbezeichnung im frühen 19. Jahrhundert generell einen Mann charakterisierte, der naturwissenschaftliche Instrumente herstellte. Bauer war zudem Globushersteller, wußte also sehr wohl um die Bedeutung des Globus, den er restaurierte.
(8) Diese Umzeichnung, auf die sich die kartographische Würdigung des Behaim-Globus in Zukunft stützen sollte, basiert nicht primär auf dem Nürnberger Original, sondern auf der Pariser Kopie von 1847, die in Nürnberg für die Bibliothèque Nationale angefertigt worden war. Ein Vergleich mit dem heute durch die Restaurierung von 1936/37 besser sichtbaren Original offenbart z.B. in der Zeichnung der Westküste Afrikas teilweise gravierende Unterschiede.
(9) Der Tobis-Film "Das unsterbliche Herz", Regie Veit Harlan, Mitwirkende u.a. Christina Söderbaum, Heinrich George, Paul Wegener u.a.. Deutschland 1938, Uraufführung 1939. Vgl. den Aufsatz von Peter J. Bräunlein in diesem Band.
(10) Oswald Muris: Der "Erdapfel" des Martin Behaim zu Nürnberg. Eine Faksimile-Wiedergabe in 92 Einzelbildern. In: Ibero-Amerikanisches Archiv 17, 1943, S. 1-64.
(11) O. Muris (Anm. 10), S. 52f.
(12) O. Muris (Anm. 10), S. 52.
(13) O. Muris (Anm. 10), S. 54.
(14) O. Muris (Anm. 10), S. 52, Anm. 11: "Alle diese Faksilmiles zeigen in ihrer Darstellung erhebliche Verschiedenheiten".
(15) O. Muris (Anm. 10), S. 64.
(16) Werner Schultheiß: Des Seefahrers Martin Behaim Geburts- und Todestag. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 42, 1951, S. 353-357. - Hermann Kellenbenz: Neuere portugiesische Forschungen und Quellen zur Behaim-Frage. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 48, 1958, S. 79-95. - Otto Berninger: Martin Behaim, zur 500. Wiederkehr seines Geburtstages am 6. Oktober 1459. In: Mitteilungen der Fränkischen Geographischen Gesellschaft 6, 1959, S. 141-151. - Theodor Gustav Werner: Nürnbergs Erzeugung und Ausfuhr wissenschaftlicher Geräte im Zeitalter der Entdeckungen. Das Martin Behaim-Problem in wirtschaftsgeschichtlicher Betrachtung. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 53, 1965, S. 69-149.
(17) W. Schultheiß (Anm. 16), S. 354f. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 6f.
(18) Man kann sich hier im Großen und Ganzen den Mutmaßungen Ravensteins (Anm. 1), S. 7f., anschließen.
(19) Erinnert sei hier an Albrecht Dürer, der wie sein Vater Goldschmied werden sollte, eine derartige Lehre auch begann, dann aber aufgrund der guten finanziellen Lage der Familie und der für damalige Verhältnisse nicht ganz üblichen Toleranz des Vaters diese Lehre abbrechen und seinen Neigungen folgend Maler werden konnte.
(20) F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 24, 102f. - S. Günther (Anm. 5), S. 5f. - E. G. Ravenstein (Anm. 1), S. 8.
(21) F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 102, 103. - E. G. Ravenstein (Anm. 1), S. 8, 107.
(22) Franz Machilek: Die Heiltumsweisung. In: Nürnberg - Kaiser und Reich (Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns, hrsg. von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, Nr. 20). München 1986, S. 57-70, hier S. 62.
(23) Der Kaiser in Nürnberg. Ausstellungskatalog des Staatsarchives Nürnberg. Nürnberg 1962, S. 30.
(24) F.W. Ghillany (Anm. 1 ), S. 103. - S. Günther (Anm.5), S. 5. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 8, 107.
(25) F.W. Ghillany (Anm. 1) S. 104.- S. Günther (Anm. 5), S. 5. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 8f., 108f. Ravenstein übernahm die Quellenabschriften von Ghillany und fügte dessen Fehler noch eigene hinzu. Die Originale las er offenbar nicht. So fehlt u.a. am Ende des Schreibens die aufschlußreiche Notiz: "mit eillen geschriben".
(26) Brief vom 8. Juni 1479 an seinen Onkel Leonhard Behaim: s. F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 104f. - S. Günther (Anm. 5), S. 6. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 9.
(27) F.W. Ghillany (Anm.1), S. 104. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 8f., 108f.
(28) F.W. Ghillany (Anm.1), S. 104f. - S. Günther (Anm. 5), S. 6f. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 9, 109f.
(29) Vgl. S. Günther (Anm. 5), S. 7. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 9.
(30) S. Günther (Anm. 5), S. 8ff. - E.G. Ravenstein (Anm. 1) S. 9.
(31) S. Günther (Anm. 5), S. 8f. (bes. Anm. 23 und 24). - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 9.
(32) S. Günther (Anm. 5), S. 7f., der Wortlaut der Urkunde: S. 53, Anm. 22.
(33) S. Günther (Anm. 5), S. 53.
(34) Vgl. Anm. 76 und 77. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 20ff.
(35) Stadtarchiv Nürnberg, Lib. cons. D, f. 82; F, f. 137, 154'.
(36) F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 105. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 11.
(37) Stadtarchiv Nürnberg, Rep. E 11, II, Nr, 570. J.G. Doppelmayr (Anm. 2), S. 30. - F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 105. - E. G. Ravenstein (Anm. 1) S. 30f. Ravenstein unterläuft bei der Übersetzung ins Englische ein bezeichnender Fehler, der auf Schwierigkeiten beim Verständnis der Schrift des 15. Jahrhunderts schließen läßt. Er übersetzt die Textstelle "graue cristoffel de melo" als "the grey Cristopher de Mello". Das deutsche Wort "graue" ist als "grave", also als "Graf" zu lesen.
(38) E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 52f. Vgl. auch Kat.-Nr. 3.16.
(39) E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 31, weist mit Recht daraufhin, daß auf dem Totenleuchter Behaims aus der Nürnberger Katharinenkirche erwähnt wird, daß dieser "... miles auratus Affricanos Mauros fortiter debellavit...". - F.W. Ghillany (Anm. 1) S. 77.
(40) E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 11, 48f.
(41) F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 79, 107. Aus dem Brief des Bruders Michael an Wolf Behaim in Lissabon vom 30. Januar 1507 geht übrigens hervor, daß selbst seine Nürnberger Angehörigen damals sehr wenig über Martins portugiesische Familienverhältnisse wußten.
(42) Bei einigen Einträgen in den Schuldverbriefungsbüchern des Nürnberger Stadtarchivs scheint es sich um einen anderen Martin Behaim gehandelt zu haben, denn er wird nicht als Herr oder Ritter bezeichnet.
(43) Stadtarchiv Nürnberg Lib. Lit. 7, f. 180'. Zu diesem Bild vom Streit unter den Geschwistern paßt auch der Umstand, daß die am 31. Dezember 1490 ausgesprochene Entlastung für Ursula Fütterer, die 82 fl. aus dem mütterlichen Nachlaß für Seelgerät u.a. (also Dinge, die mit der Beerdigung zusammmenhingen), ausgegeben hatte, in aller Form im Gerichtsbuch vermerkt wurde (Stadtarchiv Nürnberg, Lib. Lit. 7, f. 237).
(44) Das Entspänen war das Herausschneiden eines Holzspans am Tür- oder Hauspfosten als Symbol einer gerichtlich bestätigten Beschlagnahme oder generell einer gerichtlichen Zwangsmaßnahme.
(45) Es handelte sich um Kleinode, Perlenschmuck und Anderes, sowie nur im Mannesstamm vererbbare Lehen eines Fürsten.
(46) Wolf Behaim wurde durch Vormunde vertreten, da er minderjährig war (geb. 12.11.1474 - vgl. Anm. 17), aber wohl nicht, wie Ravenstein und Günther schreiben, weil er bereits in Lyon lebte.
(47) Der Vertragstext stand auf Blatt 4 des Nürnberger Briefbuches Nr. 4 (Stadtarchiv), das heute erst mit Blatt 20 beginnt. Stadtarchiv Nürnberg Lib. Lit. 8, f. 30'. Zum Datum: Lib. Lit. 7, f. 337.
(48) Stadtarchiv Nürnberg, Lib. Cons. F, f. 137.
(49) Stadtarchiv Nürnberg, Lib. Cons. F, f. 154'.
(50) Stadtarchiv Nürnberg, Lib. Lit. 7, f. 330, Eintrag vom 5. August 1491. Vgl. Kat.-Nr. 3.5.
(51) Stadtarchiv Nürnberg, Lib. Lit. 8, f. 30' Eintrag vom 5. März 1491.
(52) F.W. Ghillany (Anm. 1 ), S. 112.
(53) Stadtarchiv Nürnberg, Lib. Lit. 6, f. 242'.
(54) Stadtarchiv Nürnberg, Lib. Lit. 6, f. 243.
(55) Interessanterweise existieren hierüber zwei Einträge in die Gerichtsbücher, der erste (Stadtarchiv Nürnberg Lib. Lit. 7, f. 292'), in dem Behaim den Erhalt der 800 fl. und den Verkauf quittierte, wurde mit der Bemerkung "vacat" am linken Rand für ungültig erklärt, während der zweite Eintrag offenbar einige Monate später (Lib. Lit. 8, f. 58'), aber zum gleichen Datum auf Veranlassung seiner Geschwister eingeschrieben wurde.
(56) Stadtarchiv Nürnberg, Lib. Lit.7, f. 330. - vgl. S. Günther (Anm. 5), Anm. 92.
(57) s. Kat.-Nr. 3.5, vgl. Anm. 50.
(58) Stadtarchiv Nürnberg Lib. Lit. 7, f. 337'.
(59) Vgl. Anm. 46. Wolf war in den folgenden Jahren in Lyon und Genf geschäftlich tätig, obschon er zumindest in den ersten Jahren noch unter Vormundschaft stand.
(60) F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 105. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 42.
(61) F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 106. - E. G. Ravenstein (Anm. 1) S. 42.
(62) F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 74f., 106. - E.G. Ravenstein (Anm. 1) S. 42f., 113f.
(63) F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 74f. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 43f.
(64) Als Philipp I. mit dem Beinamen "der Schöne" war er erster König von Spanien aus der Familie der Habsburger. Sein Vater Maximilian I. war 1494 noch nicht Kaiser, wie Ghillany irrtümlich schreibt. Maximilian nannte sich erst seit 1508 "erwählter Römischer Kaiser".
(65) E.G. Ravenstein (Anm. 1) S. 43.
(66) F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 106. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 113.
(67) Münzer war erst im November bzw. Dezember 1494 in Lissabon. Behaim scheint sich hier auf einen Brief an Münzer zu beziehen. Daß er seinen in Antwerpen begonnenen und in Portugal fortgesetzten Brief erst nach Münzers Besuch absandte, erscheint unwahrscheinlich.
(68) H. Kellenbenz (Anm. 16), S. 81.
(69) H. Kellenbenz (Anm. 16), S. 81f.
(70) F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 107.
(71) F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 114f.
(72) Brief des Michael Behaim an Jörg Pock in Lissabon vom 12. November 1518, s. F.W. Ghillany (Anm. 1), S. 111f.
(73) Stadtarchiv Nürnberg, Rep. E 11, II, 570, Nr. 4.
(74) Vgl. Kat.-Nr. 3.16.
(75) E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 2.
(76) E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 71.
(77) E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 24, 71, 72.
(78)78 Hartmann Schedel: Liber chronicorum. Nürnberg 1493. - Vgl. E.G. Ravenstein (Anm. 1) S. 24, 25.
(79) Es sei hier hingewiesen auf E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 20-30, der nach unserer Auffassung sehr sorgfältig alle Punkte abwägt. Zur neueren Diskussion der Frage s. O. Berninger (Anm. 16). - Hermann Kellenbenz: Martin Behaim und die portugiesischen Forschungen. In: Focus Behaim- Globus. Referate des internationalen Kolloquiums im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, 5.4. - 6.4.1990, hrsg. von Johannes Willers. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1991, S. 57-60. - G.R. Crone: Martin Behaim, Navigator and Cosmographer; Figment of Imagination or Historical Personage? In: Congreso Internacional de Historia dos Descobrimentos. Lissabon 1961, S. 3, 9.
(80) E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 23, 29, 30.
(81) Die großen Entdeckungen. Dokumente zur Geschichte der europäischen Entdeckungen, Bd. 2. Hrsg. von Eberhard Schmitt. München 1984, S. 101ff. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 50.
(82) H. Kellenbenz (Anm. 79) gibt einen guten Überblick über die derzeitige Bewertung dieses Briefes, der als eine mehr politische Geste aufgefaßt wird. - T.G. Werner (Anm. 16), S. 136-139. - Ernst Philipp Goldschmidt: Hieronymus Münzer und seine Bibliothek (Studies of the Warburg Institute, Bd. 4). London 1938, S. 46, 47.
(83) F.W. Ghillany, (Anm. 1), S. 111, 112. - Stadtarchiv Nürnberg, Rep. E 11, II, Nr. 582, 1. Vgl. Kat.-Nr. 3.14.
(84) T.G. Werner (Anm. 16), S. 135. - E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 3, 12ff. - H. Kellenbenz, (Anm. 16), S. 85.
(85) T.G. Werner (Anm. 16), S. 70-72.
(86) Johannes Willers: Der Erdglobus des Martin Behaim im Germanischen Nationalmuseum. In: Humanismus und Naturwissenschaften, hrsg. von Rudolf Schmitz und Fritz Krafft (Beiträge zur Humanismusforschung, Bd. 6). Boppard 1980, S. 193-206, hier S. 195. - H. Kellenbenz (Anm. 79), S. 58.
(87) Schon Johannes Regiomontanus hatte 1471 seinen Umzug nach Nürnberg ausdrücklich mit der hohen Qualität Nürnberger wissenschaftlicher Instrumente begründet, s. Ernst Zinner: Leben und Wirken des Johannes Müller von Königsberg genannt Regiomontanus. 2. Aufl. Osnabrück 1968, S. 125.
(88) H. Kellenbenz, (Anm. 16), S. 86. - H. Kellenbenz (Anm. 79), S. 57, 58.
(89) E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 32-34.
(90) E.G. Ravenstein (Anm. 1), S. 34-38. - H. Kellenbenz, (Anm. 16), S. 83, 84.
(91) E.G. Ravenstein (Anm. 1 ), S. 39.
(92) Vgl. Anm. 62.
(93) Staatsarchiv Nürnberg, Ratsverlaß 277, f. 16'.
(94) Carlos Alberto Campos: Martin Behaim and the scientific attitudes of the Nürnberg intellectual "milieu". In: Focus Behaim-Globus. Referate des internationalen Kolloquiums im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, 5.4. - 6.4.1990, hrsg. von Johannes Willers. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1991, S. 45-53.
(95) Hier sei nachdrücklich auf die Artikel des Kolloquiums "Focus Behaim-Globus" im Germanischen Nationalmuseum hingewiesen (vgl. Anm. 94).
(96) E.G. Ravenstein (vgl. Anm. 1), S. 26-30.
(97) Johannes Petz: Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Bücherei des Nürnberger Rates 1429 - 1538. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 6, 1886, S. 123-174, hier S. 168-170. Vgl. Kat.-Nr. 3.30.
(98) J. Petz (Anm. 97), S. 168. "mappa mundi" ist im mittelalterlichen Latein die Bezeichnung einer Karte, bzw. eines Abbildes der Welt.
(99) J. Petz (Anm. 97) S. 169.
(100) Nürnberg war zu jener Zeit ein wichtiges Zentrum des Alten Europa bei der Herstellung von Bronze- und Messingartikeln vom einfachen Gebrauchsgegenstand bis hin zu Luxus- oder Großobjekten wie Plastiken, Grabmonumenten, Glocken oder Geschützen. Der Nürnberger Formlehm, der aus Gruben beim nahegelegenen Heroldsberg stammte, war so bekannt und begehrt, daß es mehrmals zu politischen Zwischenfällen wegen der Bestellung auswärtiger Interessenten kam.
(101) Albert Gümbel: Der Rechenmeister und Waagmacher Ruprecht Kolberger in Nürnberg 1478 - 1505. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 26, 1926, S. 279-308.
(102) vgl. den Aufsatz von Bernd Hering in diesem Band.
(103) vgl. den Aufsatz von Ursula Timann in diesem Band.